Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
bereits zur Gewohnheit geworden war, begleitete mich Hera zur Tür des Gelbklee, die Hand unter meinen Ellbogen gehakt, während Stal hinterherhinkte und tat, als gehöre sie nicht zu uns. Dadurch entstand eine Distanz zwischen den Paargefährtinnen, die ihnen nicht angenehm war, aber Stal selbst war diejenige, die diese Vorgehensweise vorgeschlagen hatte. Die Elitesoldaten suchten Aral, den Löhner, und /oder die weibliche Dyade, mit der er zuletzt gesehen worden war. Die Tatsache, dass Dyaden wirklich nie als gemischte Paare auftraten, bedeutete für uns, dass wir, wenn Hera und ich ein Paar spielten und Stal sich außerhalb der Bildfläche herumtrieb, erheblich unauffälliger waren.
Auf dem Schild über der schmalen Tür war eine chimärenartige Kreatur zu sehen, bestehend aus unmöglich zusammengestellten Einzelteilen. Sechs Beine, jedes von einem anderen Tier und keine zwei gleich lang – Pferd, Löwe, Spinne, Affe, Kaninchen, und dann war da noch eine Robbenflosse. Vier Köpfe auf vier kontrastierenden Hälsen – Flusspferd, Salamander, Rabe und Maulwurf. Zwei Schwänze, einer eine Schlange, der andere ein Elefantenrüssel. Der Körper eines riesigen Erdferkels. Das Gelbklee. Ich öffnete die Tür des Gassenklopfers, hinter der eine klapprige Treppe zum Vorschein kam, die hinab in die Finsternis führte – eigentlich war es mehr eine Leiter als eine Treppe.
Hera musterte sie zweifelnd. »Da unten soll wirklich irgendwo eine Taverne sein?«
»Sogar eine ziemlich große. Unten gibt es noch eine weitere Tür. Dahinter liegen reihenweise Stollen, die zu der alten Kanalisation gehören, die nicht mehr gebraucht wurde, nachdem sie Durkoth angeheuert hatten, um das ganze Ding tiefer in das Grundgestein zu verlegen.«
»Und die servieren Speisen da unten? In der Kanalisation?«
Ich lachte. »Die ist schon seit fünf Jahrhunderten sich selbst überlassen geblieben, genug Zeit zum Saubermachen. Das hier ist eine der wenigen Gegenden in der Stadt, in der Keller irgendeinen Nutzen haben, denn hier sind wir oberhalb des Grundwasserspiegels, aber noch nicht so hoch, dass sie aus dem Fels gehauen werden müssen.«
»Also gut.« Sie fing an, die Leiter hinabzuklettern. »Aber ich bin froh, dass wir gegessen haben, bevor wir hergekommen sind, und ich werde hier nichts trinken, das nicht aus einer versiegelten Flasche mit einem bekannten Etikett kommt.«
»Das ist in einem Gassenklopfer immer eine gute Idee«, rief ich zu ihr hinab, nachdem ich zu dem Schluss gekommen war, dass es wohl besser wäre, die Stiege nicht gleichzeitig mit unser beider Gewicht zu belasten. »Man weiß nie, wann ein Schattenseitenbrenner auf den Gedanken verfällt, so ein Produkt mit etwas Holzspiritus zu verschneiden oder einige der interessanteren Pilzsorten hinzuzufügen.«
Sie blickte zu mir herauf. »Na, wenn das nicht beruhigend ist. Wie wäre es …« Da plötzlich rückte ihr Blick in weite Ferne.
Ihre Stimme veränderte sich, und dann schaute HaS durch ihre Augen. »Aral, das ist eine Falle. Durkoth. Sie haben Stal erwischt.« Sie riss einen ihrer Kampfzauberstäbe hervor und richtete ihn direkt auf mein Gesicht.
Ehe ich mich auch nur rühren konnte, hatte sie die Decke über dem kleinen Treppenabgang in die Luft gejagt. »Hau ab!«, schrie sie, und dann öffnete sich die Erde unter ihr.
Ich sprang direkt hinauf, erwischte den kantigen Rand des Fußbodens über mir und zog mich hinauf in das Wohnzimmer des unbekannten Bewohners. Ich wollte sie nicht zurücklassen, aber die Vertrautenbindung besagte, dass sie, wenn sie Stal hatten, auch Hera hatten, und ich, würde ich bleiben, nur einen weiteren Namen auf der Liste ihrer Gefangenen hinzufügen würde.Triss glitt aufwärts, hüllte mich in Schatten, als ich mich auf der Suche nach Fluchtwegen umschaute, vielleicht eine Tür, die in ein Treppenhaus führte.
Ein Stuhl kippte um, als das ganze Gebäude zu wackeln begann. Es fühlte sich an, als rüttele ein Riese an den Fundamenten. Ich öffnete die Hände und richtete meine Handflächen zur Decke. Triss überließ mir die Zügel über seinen Willen, und ich jagte einen magischen Blitz hinauf, zertrümmerte Putz und Latten und öffnete ein weiteres Loch. Hoch ging es mit mir. Und noch einmal. Durch einen Kriechboden und auf das Dach, während über der Bucht eine rote Sommersonne emporstieg. Ihre wütenden Strahlen verwandelten das Wasser in Blut. Flammen regneten um mich herum nieder, als ein Elitezauberer auf die
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