Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Straße vor dem Gelbklee lief und mit seiner Magie nach mir peitschte. Major Aigo!
Triss schrie, und mein Hemd fing an zu glimmen, dort, wo das Feuer es berührte. Ich fühlte die Hitze wie einen Schlag auf die verletzte Seite meines Gesichts und musste gegen den Drang ankämpfen, zurückzuschlagen – mehr um Triss’ willen als um meinetwillen – denn wir konnten uns keinerlei Verzögerung erlauben. Stattdessen drängte ich Triss hinaus, auf dass er mich in eine Wolke aus Schatten hüllte, und dann rannte ich, sprang über die enge Gasse zwischen dem Gelbklee und dem Nachbarhaus auf der Südwestseite.
Feuer erblühte wütend rot auf dem Dach des Gebäudes, in dem das Gelbklee residierte. Rauch wogte bedrohlich zum Himmel empor. Eine Fontäne aus Funken stob irgendwo hinter mir auf. Pfeifen schrillten, riefen die Garde und jegliche anderen Kräfte herbei, über die die Elite in dieser Gegend verfügen mochte. Ein Steinhund stieß ein tiefes Jagdgeheul hervor.
Das Beben, dass das Gelbklee erschüttert hatte, folgte mir zum nächsten Gebäude, und ich stolperte und wäre beim Sprung über die schmale Straße, die den Block, in dem das Gelbkleelag, vom nächsten – dem, der an die Hauptstraße zwischen dem Länderviertel und Klein-Varya grenzte – trennte, beinahe abgestürzt. Dort wandte ich mich nach Süden, wohl wissend, dass ich den Sprung nach Klein-Varya nur schaffen konnte, wenn ich mir Schattenflügel wob und mich jeglichen zufällig nach oben gerichteten Blicken aussetzte. Ich wollte mehr Abstand zwischen mich und meine Verfolger legen, ehe ich solch ein Risiko auf mich nahm.
Leute schrien und rannten auf den Straßen unter mir in alle möglichen Richtungen davon, als sich die Erdoberfläche unter ihren Füße hob, senkte und verdrehte und sich dem Willen der Durkoth beugte, die in ihren Tiefen wandelten. Der Rauch aus dem brennenden Haus stieg noch höher auf und erzählte die Geschichte eines unkontrollierten Feuers im Angesicht um sich greifender Panik. Meine Eindrücke von der Welt, gefiltert durch Triss’ Nichtsehen, das noch seltsamer erschien als üblich, verblassten allmählich, niedergeschmettert von dem heller werdenden Sonnenlicht.
Ich bahnte mir einen Weg durch einen Krieg der Elemente. Luft war meine Verbündete, hielt mich aufrecht, als ich einen wilden Sprung nach dem anderen über die Dächer tat. Erde und Feuer bellten wütend hinter mir her und schnitten mir den Weg gen Norden und Westen ab. Schatten verbarg mich vor dem zunehmenden Licht aus dem Osten, das mich an meine Feinde ausliefern wollte. Die Zeit verschwamm zu einer Reihe von klaren, aber unzusammenhängenden Momenten, als ich weiter nach Süden floh. Ehe ich wusste, wie mir geschah, rannte ich auf den Rand eines Gebäudes zu, hinter dem eine unüberbrückbare Lücke klaffte. Ich rannte schneller, breitete Schattenflügel aus und stürzte mich mitten hinein.
14
D er Krieg der Elemente dauerte fort. Hinaus und hinab stürzte ich durch die leere Luft, bis Wasser mich umfing, als ich tief in den Channarykanal eintauchte. Inzwischen war der Tag angebrochen, und auf dem trägen Wasser des Kanals herrschte ein wildes Durcheinander aus Booten jeglicher Größe und Art. Lange schwamm ich durch das faulige Wasser, ehe ich im Schatten eines kleinen Ausflugsboots wieder auftauchte – dem Anschein nach der private Luxus irgendeines Adligen, flott, schick und auf dem Weg hinaus zum Fluss.
Ich zog ein Teilstück meines zerlegten Blasrohrs aus meinem Trickbeutel und steckte es mir mit der freien Hand in den Mund. Verborgen in Wasser und Schatten klebte ich an dem Boot wie ein Neunauge, das sich an einer fetten Seeschlange mästete, und ließ mich unter der Oberfläche mitziehen. Ruhig durch mein dünnes, aber verstärktes Bambusrohr atmend, ließ ich meine Feinde hinter mir, und für eine kurze Zeit waren Erde, Feuer und Licht der Dunkelheit und dem tiefen Wasser unterlegen.
In dem warmen Schatten unterhalb der kleinen Jacht hatte ich eine Menge Zeit zum Nachdenken. Darüber, was gerade passiert war, und was nun vor mir lag. Über das Gefühl, betrogen worden zu sein, dass sich in Heras Gesicht gespiegelt hatte, als HaS mir eine Fluchtroute eröffnet hatte – eine weitere Vision des Versagens, die ich all den anderen zufügen konnte, die mich in meinen Albträumen verfolgten. Über Fei und Feldwebel Zishin und darüber, ob ich von einem der beiden verraten worden war, oder ob man sie ebenfalls hintergangen
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