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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Zeit, in den Speisewagen zu gehen.«
     
    Der Speisewagen war fast leer, nur die Arbogasts hatten an einem Tisch am anderen Ende Platz genommen. Roman Arbogast, der neben Sophie saß, schaute über den Rand seines Weinglases hinweg in Tweeds Richtung, gab aber nicht zu erkennen, ob er ihn erkannt hatte. Als Sophie, die
immer noch ein beleidigtes Gesicht machte, Paula sah, schaute sie sofort zur Seite, sodass Black Jack, der ihr gegenüber saß, mitbekam, dass jemand gekommen war. Er drehte sich um, winkte fröhlich und lächelte Paula zu, die seinen Gruß auch erwiderte.
    »Wenigstens einer, der uns nicht ignoriert«, sagte sie.
    »Arbogast hat uns bestimmt gesehen, aber er ist sicherlich nicht allzu erfreut über unsere Gegenwart«, sagte Tweed. »Er ist schließlich nicht dumm und hat sicher längst erkannt, dass auch wir nach Lugano fahren.«
    »Dann bekommt er bestimmt einen Anfall, wenn er feststellt, dass wir auch noch im selben Hotel wie er wohnen«, sagte Paula zufrieden. »Aber wieso sollte ihm das nicht passen? Was hat er zu verbergen?«
    »In diesem Fall versuchen alle möglichen Leute, etwas zu verbergen«, entgegnete Tweed. »Ah, hier kommt ja unser Kellner …«
    Tweed schlug vor, nur eine Kleinigkeit zu bestellen, die sie rasch zu sich nehmen konnten. Er wollte unbedingt vor der Einfahrt in den Gotthardtunnel wieder zurück im Abteil sein. Als der Zug in Arth-Goldau hielt, stand Newman auf und sah hinaus. Niemand verließ den Zug, und niemand stieg zu.
    Ihre Mahlzeit ließ nicht lange auf sich warten und schmeckte ausgezeichnet. Sie verzehrten sie eilig und tranken nur Wasser dazu. Während des Essens schaute Paula aus dem Fenster, an dem ein malerisches Gebirgstal vorbeizog. Paula gefielen die gedrungenen Häuser mit den schrägen Dächern und den Blumenkästen vor den Fenstern im ersten Stock. Aus Holz und Stein errichtet, boten sie seit Generationen ihren Bewohnern Schutz vor der rauen Witterung der Schweizer Berge. Mittlerweile hatte es aufgeklart, und die Strahlen der Sonne, die aus einem kobaltblauen Himmel herabschien, glitzerten auf einem großen, von einem schneebedeckten Gipfel überragten See.

    »Das ist der Vierwaldstätter See«, erklärte Tweed, »und ich glaube, der Berg an seinem Ende ist der Pilatus.«
    »Wie friedlich es hier ist«, sagte Paula schwärmerisch.
    Gerade als sie sich anschickten, den Speisewagen zu verlassen, kam Black Jack hinter ihnen hergerannt.
    »Freut mich, Sie wiederzusehen, Paula«, rief er an Newman vorbei, der hinter Paula den schmalen Gang neben den Abteilen entlangging. »Was für ein Zufall, dass wir uns hier im Zug begegnen. Wir fahren nach Lugano und steigen dort im Hotel Splendide Royal ab, das ich nur wärmstens empfehlen kann. Wäre schön, wenn Sie auch dorthin kämen!« Er schien sich wirklich zu freuen.
    »Wir werden sehen«, erwiderte Paula.
    »Dann hoffentlich bis bald. Und gute Fahrt …«
    Er machte kehrt und ging wieder in den Speisewagen zurück, wo die Arbogasts noch immer am Essen waren.
    »Wahrscheinlich hat ihn Arbogast geschickt, um auszuspionieren, wo wir hinfahren«, schnaubte Newman, als sie sich ihrem Abteil näherten.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Paula. »Arbogast würde nie zugeben, dass ihn das interessiert. Und außerdem ist Black Jack nicht der Typ, der sich zum Laufburschen machen lässt.«
    Sie hatten sich gerade wieder auf ihre Plätze gesetzt, als Pete Nield draußen auf dem Korridor vorbeiging. Er warf ihnen einen flüchtigen Blick zu, ohne jedoch zu zeigen, dass er sie kannte.
    »Wir kommen jetzt gleich durch Göschenen und dann zum Gotthardtunnel«, verkündete Tweed. »Von Göschenen aus kann man mit einem Bummelzug übrigens hinauf zu dem berühmten Skiort Andermatt fahren.«
    Paula hörte nur mit einem Ohr zu, weil sie die steil aufragenden Felswände der Berner Alpen bewunderte, die vor dem Fenster zum Greifen nahe schienen.
    »Da vorn ist Göschenen«, sagte Tweed.

    Der Zug fuhr so schnell durch den kleinen Ort, dass Paula kaum etwas davon mitbekam. Kurz darauf tauchten sie in den Gotthardtunnel ein.
     
    Obwohl sofort die Zugbeleuchtung anging, meinte Paula die Dunkelheit des Tunnels beinahe körperlich spüren zu können. Sie hasste Tunnels. Immer wenn sie durch einen fuhr, malte sie sich in ihrer Fantasie aus, wie viele Tonnen Gestein wohl jetzt auf die Tunneldecke drückten. Sie bemühte sich, ihre Nervosität nicht zu zeigen, und fragte beiläufig: »Wie lange fahren wir eigentlich durch den

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