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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ist, die solche krummen Touren macht.«
    In dem Moment kam Marler ins Zimmer. Er trug noch immer seinen eleganten Anzug. Der Mann scheint wohl nie zu schlafen, dachte Paula, als er sich neben sie an die Wand lehnte und sich lässig eine seiner Kingsize-Zigaretten anzündete.
    »Da könnten Sie Recht haben, Bob«, bemerkte er in seinem nasalen Tonfall. »Ich habe mit meinen Informanten gesprochen und sie gewarnt, dass möglicherweise Typen von der Special Branch kommen könnten, um sie auszuhorchen. Aber die machen den Mund nicht auf, nicht für viel Geld. Zum Glück kennen die Leute von der Special Branch nur einen einzigen meiner Informanten, und bei dem ist auch prompt ein Pinkel im grauen Anzug aufgetaucht. Mein Kontaktmann hat ihm jedoch im breitesten Cockney-Slang geraten, er solle sich verpissen. Derselbe Informant hat mir übrigens berichtet, dass die Polizei gedroht hat, jeden wegen Drogenbesitzes einzubuchten, der irgendwas über den Mord an Holgate sagt.«
    »Das bestätigt nur meinen Verdacht«, erklärte Tweed, »nämlich dass irgendein ganz hohes Tier in den Mord an Holgate verwickelt oder zumindest davon betroffen ist. Tja, morgen haben wir jede Menge Arbeit vor uns.«
    »Das können Sie laut sagen. Ich habe morgen Abend mit Black Jack eine Verabredung auf einen Drink im Marino’s«, erinnerte ihn Paula.

    »Aber da gehen Sie doch nicht allein hin, oder?«, sagte Marler.
    »Doch, Klein Paula geht ganz allein.«
    »Ich komme mit«, sagte Marler fest entschlossen. »Das heißt, ich werde mich natürlich diskret im Hintergrund halten und nur beobachten. Black Jack ist berüchtigt dafür, dass er mit Frauen nicht gerade zimperlich umgeht.«
    Tweed erkannte an Paulas Gesicht, dass sie über Marlers Angebot ganz und gar nicht entzückt war. Sie war lange genug in ihrem Job, um ohne Aufpasser mit einer derartigen Situation fertig zu werden.
    »Vielen Dank für das Angebot, Marler«, sagte Tweed zu ihm, »ich glaube, Paula würde lieber allein zu ihrer Verabredung gehen. Aber jetzt gehen wir erst mal alle nach Hause. Auch Sie, Monica, Sie machen jetzt auch Schluss.«
    »Aber ich bin noch nicht müde. Da ist noch eine Menge zu erledigen.«
    »Die Arbeit läuft Ihnen nicht weg. Sehen Sie lieber zu, dass Sie wenigstens ein paar Stunden Schlaf bekommen. Das ist ein Befehl.«
    Paula war mittlerweile aufgestanden und ans Fenster getreten, wo sie durch einen Spalt zwischen den Vorhängen spähte. Sie schloss die Stoffbahnen wieder und drehte sich um.
    »Vielleicht interessiert es Sie, dass unten auf der Straße ein großer, grauer Ford steht. Am Steuer sitzt ein Mann, der mit einem Fernglas zu uns herübersieht.«
    Newman sprang auf und klatschte übermütig in die Hände. »Den führen wir jetzt gehörig an der Nase herum. Benützen Sie den Hinterausgang, ich gehe vorn raus.«
     
    Als Paula bei sich zu Hause in ihrem Bett lag, fiel sie augenblicklich in tiefen Schlaf. Wieder hatte sie einen Albtraum. Roman Arbogast kam auf sie zu, das Gesicht zu der monströsen
Fratze verzerrt, mit der ihn Marienetta porträtiert hatte.
    Paula versuchte, ihm zu entkommen, kam aber nicht von der Stelle. Sie griff nach ihrer.32er Browning, die normalerweise immer in einem speziellen Innenfach ihrer Schultertasche steckte. Aber diesmal war die Waffe nicht da. In dem Moment erkannte sie, dass Arbogast eine Axt in der rechten Hand hielt. Gerade als er damit ausholte und nach ihr schlug, wachte Paula schreiend und schweißgebadet auf.
    Ein Blick auf ihre Armbanduhr mit den Leuchtziffern zeigte ihr, dass es drei Uhr nachts war. Sie stand auf.
    »Verdammter Mist, jetzt kann ich mich noch mal duschen...«
     
    Tweed versuchte erst gar nicht, Schlaf zu finden. Ans Kopfende seines Bettes gelehnt, ließ er die bisherigen Fakten des Falles Revue passieren. Keine Hypothesen, nur die reinen Fakten. Die beiden grauenvollen Morde erinnerten an eine Zeit vor vielen Jahren, in denen er Chef des Morddezernats von Scotland Yard gewesen war. Die Enthauptungen von Hank Foley in Maine und Adam Holgate in Bray waren mit ein und derselben Tatwaffe verübt worden, höchstwahrscheinlich mit einer Axt. Die Fotos und Röntgenaufnahmen, die Saafeld ihm geschickt hatte, legten diesen Schluss nahe. Und wenn es zweimal dieselbe Tatwaffe war, dann musste logischerweise auch derselbe Mörder am Werk gewesen sein.
    Als Nächstes dachte Tweed an die Arbogasts. Sie waren wirklich eine merkwürdige Familie. Roman war ein harter Brocken, aber berechenbar und in sich

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