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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ich war dran. Er war stinksauer, weil die ganze Nacht über jemand aus einem Wagen heraus sein Haus beobachtet hat. Frühmorgens ist Saafeld hinausgestürmt und hat von dem Fahrer wissen wollen, was er dort zu suchen hat. Als er schließlich damit drohte, die Polizei zu holen, hat der Fahrer widerwillig einen Ausweis vorgelegt, der ihn als Beamten der Special Branch auswies. Dann hat er sich schnell aus dem Staub gemacht.«
    »Das Netz wird enger«, sagte Tweed, den das nicht sonderlich zu beunruhigen schien. »Aber dadurch verraten sie sich nur. Wenn die Regierung so nervös wird, muss es sich wirklich um etwas äußerst Wichtiges handeln. Haben Sie denn gut geschlafen, Paula?«
    Paula zögerte zuerst, schilderte aber dann doch in leicht verkürzter Form den Albtraum, von dem sie aufgewacht war. »Der Auslöser für den Traum war bestimmt dieses grauenhafte Bild in Marienettas Studio. Der reinste Horror. Aber als ich heute Nacht das zweite Mal unter der Dusche stand, ist mir etwas eingefallen. Der kurze Eklat, als Sophie ihre Ansprache gehalten hat...«
    »Sie war ziemlich angesäuselt«, warf Newman ein.
    »Das möchte ich bezweifeln«, sagte Paula. »Soweit ich sie beobachten konnte, hat sie fast gar nichts getrunken. Eigentlich nur Wasser.«
    »Ich bitte Sie«, sagte Newman. »Sie hat doch ein Glas nach dem anderen hinuntergekippt.«
    »Das sah nur so aus«, entgegnete Paula. »Aber wenn sie sich unbeobachtet fühlte, hat sie den Wein in die große Topfpflanze neben sich geleert. Sie ist ein schlaues Mädchen. Bestimmt hat sie bei ihrer Rede nur so getan, als wäre sie betrunken. Aber warum das Ganze? Das ist die große Frage.«
    »Sie haben doch sicher längst eine Antwort darauf.«
    »Während des Essens hat sie zwar nach allen Seiten freundlich Konversation gemacht, gleichzeitig aber alle Anwesenden im Raum mit ihren kalten, grauen Augen einer strengen Prüfung unterzogen.«
    »Das wirft ja ein völlig anderes Licht auf unsere Sophie«, bemerkte Tweed nachdenklich. »Ich saß doch direkt neben ihr, habe aber nichts davon mitbekommen.«
    In diesem Moment läutete das Telefon. Monica hob ab und sagte zu Tweed: »Eine Mrs. Brucan ist unten und möchte Sie sprechen.«
    »Sie wollte doch erst um elf Uhr kommen.«
    »Es ist bereits elf«, sagte Paula trocken. »Sie waren heute später als sonst dran.«
    »Natürlich. Schließlich habe ich heute Mrs. Champion, meine neue Nachbarin, getroffen, und die fährt normalerweise immer um halb elf Uhr in ihr Atelier. Sie ist Modedesignerin.«
    »Ist das die attraktive Dame, die uns zugewinkt hat, als wir bei Ihnen mal zum Abendessen waren, Tweed?«, fragte Paula und betrachtete versonnen den Kugelschreiber in ihrer Hand. »Ja? Dachte ich es mir doch. Sie ist Witwe, sagten Sie. Sie sollten sich mal mit ihr unterhalten.«

    »Zuerst ist Mrs. Brucan an die Reihe.«
    »Die Dame, die in die Zukunft sehen kann«, spöttelte Newman.
    In dem Moment betrat Marler den Raum. Er trug einen nagelneuen grauen Anzug mit Pepitamuster, ein frisch gestärktes weißes Hemd und eine teure Chanel-Krawatte. Wie üblich lehnte er sich neben Paula an die Wand und zündete sich eine Zigarette an. »Wenn sie in die Zukunft schauen kann, dann soll sie mir mal die Lottozahlen von nächster Woche vorhersagen.«
    »Tweed verschwendet nur seine Zeit mit ihr«, versetzte Newman abfällig.
    »Vielleicht warten Sie mit Ihrem Urteil, bis ich mit Mrs. Brucan gesprochen habe«, entgegnete Tweed. »Holen Sie sie doch bitte herauf, Monica.«
    Monica ging, und alle Augen richteten sich voller Erwartung auf die Tür.
     
    Paula konnte nur mit Mühe ihre Überraschung verbergen, als Elena Brucan ins Zimmer kam. Sie war tatsächlich die Frau, die von der gegenüberliegenden Straßenseite aus das ACTIL-Gebäude beobachtet hatte. Sie mochte wohl Ende fünfzig oder Anfang sechzig sein und war kaum größer als einen Meter fünfzig. Auch jetzt trug sie wieder den blassgrünen Mantel und den grünen Pelzhut. Doch am auffallendsten war ihr etwas rundliches Gesicht, dessen hohe Wangenknochen ihre slawische Herkunft verrieten. Tweed war beeindruckt von ihren großen, dunklen, fast schwarzen Augen, die so wirkten, als ob ihnen nichts entgehen könne. Dichte schwarze Augenbrauen, ein großer Mund und ein energisches Kinn vervollständigten den intensiven Eindruck. Leichtfüßig und mit einem freundlichen Lächeln kam Elena Brucan auf Tweed zu. Ihre Gegenwart ließ alle im Raum verstummen.

    Tweed, der sich gleichzeitig mit

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