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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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steil abfallenden Grat hinauf. Manchmal betrug die Sicht mehrere Meter, dann wieder hüllten ihn Nebelschwaden ein, sodass er die eigene Hand nicht mehr vor Augen sah und völlig auf seinen Orientierungssinn angewiesen war. Im Nebel bewegte er sich langsam, wenn es aufklarte, schlug er eine schnellere Gangart an. Ein paar Mal blieb er stehen und lauschte in die vollkommene, fast unheimlich wirkende Stille hinein. Tweed war sich sicher, den Weg hinauf zum Grat zu finden, weil er ihn vor einigen Jahren schon einmal bei schönstem Sonnenschein gegangen war. Damals war er mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt worden, und jetzt hoffte er, dass der Nebel wenigstens für ein paar Minuten aufreißen und ihm noch einmal dieses Erlebnis ermöglichen würde. Weil es ihm beim Aufstieg zu warm wurde, zog er seinen dicken Mantel aus und legte ihn sich wie ein Cape über die Schultern.
    Vorsichtig, mit jedem Schritt prüfend, ob er nicht schon den Grat erreicht hatte, ging er weiter. Plötzlich trieb ein Windstoß die Wolkenfetzen beiseite, und Tweed erkannte, dass er nur noch wenige Meter von seinem Ziel entfernt war. Tief unter ihm glitzerte der See im Sonnenlicht, und er hatte einen herrlichen Blick auf das ganze Tal. Tweed ging weiter, bis er direkt vor dem Grat stand und wie schon einige Jahre zuvor hinunter in den tiefen Abgrund schauen konnte. Die Felswand auf der anderen Seite des Grats fiel senkrecht hinab in schier unendliche Tiefen.
    Erneut hüllte ihn der Nebel ein, und dichte Wolken raubten ihm schlagartig die Sicht. Tweed blieb stehen, weil bei dieser schlechten Sicht jeder Schritt zum Verhängnis werden konnte. Und dann spürte er auf einmal die Fingerknöchel
einer Hand, die sich in seine Rückenwirbel bohrten. Ein leichter Stoß würde genügen, um ihn in den Abgrund zu befördern. Tweed blieben nur Sekundenbruchteile, um zu reagieren. Er wirbelte nach links und machte einen Schritt vom Grat weg. Gleichzeitig ballte er die linke Hand zur Faust und schlug mit aller Kraft zu, aber der Hieb ging ins Leere. Vorsichtig tastetet er sich den Hang hinunter, weg von dem Abgrund, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Jetzt riss auch der Nebel wieder auf, und unter sich sah Tweed die Bergstation der Zahnradbahn. Seine Hände waren ganz feucht, was nicht allein dem Nebel zuzuschreiben war.

19
    Der Nebel lichtete sich immer mehr. Während Tweed vorsichtig den Hang hinunterging, sah er sich nach den anderen um. Zu seiner Rechten ging Roman Arbogast langsam den Weg entlang, links von ihm und ein ganzes Stück weiter entdeckte er Black Jack. Marienetta und Sophie standen etwas näher bei Tweed, ebenfalls auf seiner linken Seite. Marienetta griff nach Sophies Hand, die diese ihr jedoch brüsk entzog, um dann hoch erhobenen Hauptes von dannen zu schwirren. Ihre Körperhaltung drückte Enttäuschung und Ärger aus.
    Noch etwas weiter unten als Black Jack ging Paula mit Newman an ihrer Seite, der sich strikt an Tweeds Anweisungen zu halten schien. Tweed stockte der Atem, als er an sich herunterblickte und bemerkte, dass der Mantel, den er sich wie einen Umhang über die Schultern geworfen hatte, eine ähnliche Farbe hatte wie der Regenmantel, den er Paula beim Aussteigen aus dem Zug umgehängt hatte.
    Großer Gott, dachte er entsetzt. Vielleicht hat der Anschlag da oben am Grat gar nicht mir gegolten. Im dichten Nebel hatte er von hinten Paula täuschend ähnlich gesehen, zumal diese auch noch ihr Haar unter die Baseballmütze gesteckt hatte. Sie war das eigentliche Ziel gewesen. Sollte er es ihr sagen? Aber nein, Paula hatte schon so viel durchgemacht. Erst die entstellte Leiche in Bray, dann die Erfahrungen in Maine und schließlich Abraham Seale, den sie unten am Landungssteg hatte identifizieren müssen. Und nicht zu vergessen ihre immer wiederkehrenden Albträume.
Bevor er ihr etwas sagte, wollte er erst Newmans Meinung dazu hören.
    Tweed stieg nachdenklich weiter nach unten, als er jemanden bemerkte, der ihm in der Zahnradbahn gar nicht aufgefallen war. Es war Sam Snyder, der nun mit großen Schritten den steilen Hang hinabeilte. Als Tweed sich der Bergstation näherte, sah er Pete Nield am einen Ende, Harry Butler am anderen der Zahnradbahn stehen. Sie waren zurückgeblieben, um aufzupassen, dass sich niemand an dem Zug zu schaffen machte. Ihren scharfen Augen entging so schnell nichts.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch mit von der Partie sind, Sam«, sagte Tweed, als er Snyder eingeholt hatte.
    »Ich bin eben

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