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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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überall.« Das Raubvogelgesicht verzog sich zu seinem üblichen Grinsen. »Das ist nun mal mein Job. Ich habe übrigens ein paar Fotos von dem Abgrund dort oben gemacht. Da kann man ja das Fürchten kriegen, so steil geht es da hinunter.« Er klopfte auf die kleine Automatikkamera, die er um den Hals hängen hatte. »Und heute Morgen habe ich auch schon ein Foto geschossen, das mir eine Menge Kohle bringen wird, wenn es erscheint.«
    »Was denn für ein Foto?«
    »Einen Schnappschuss von Professor Seale, wie er ohne Kopf in einem Leichensack liegt. Ich habe es gerade noch knipsen können, bevor mir der blöde Polizist den Scheinwerfer kaputtgeschossen hat.«
    »Sie waren das also.«
    In dem Moment kam Arbogast auf sie zu. »Wir gehen alle in den vorderen Wagen«, rief er mit kehliger Stimme in Richtung Tweed. »Die Fahrkarten waren teuer genug. Die Einheimischen sollen diesmal gefälligst hinten einsteigen.«
    »Dann werde ich mir jetzt schnell den Logenplatz schnappen«, sagte Paula, als Tweed zu ihr und Newman trat. »Straub mag ja Vizepräsident sein, aber er kann nicht immer den besten Platz mit Beschlag belegen.«

    Kaum hatten sich die Türen der Zahnradbahn geöffnet, eilte sie auf den vordersten Platz. Ein wenig später kam Russell Straub den Berg herunter. Ed Danvers wartete auf dem Bahnsteig auf ihn, beide Hände in die Hüften gestemmt, und machte seiner Verärgerung laut Luft. Tweed und Newman standen nahe genug, um ihn deutlich zu verstehen.
    »Sir, bei dem dichten Nebel habe ich Sie völlig aus den Augen verloren. Wie soll ich da auf Sie aufpassen?«
    Straub setzte sein hinterhältigstes Haifischlächeln auf. »Ed, Sie müssen mir doch nicht Tag und Nacht am Rockzipfel hängen. Sie hätten sich lieber darum kümmern sollen, dass sich niemand auf meinen Platz setzt.«
    »Für so was müssen Sie sich einen anderen suchen«, knurrte Danvers, der äußert aufgebracht zu sein schien.
    Als alle eingestiegen waren, machte sich die Zahnradbahn an ihren langsamen Abstieg. Paula bestaunte den herrlichen Anblick, der sich ihr durch das Fahrerfenster bot. Tweed hatte Newman zu einem Platz geführt, wo niemand direkt vor oder hinter ihnen saß, und erzählte ihm leise, was oben am Grat passiert war. Dabei vergaß er nicht, die Ähnlichkeit zwischen seinem und Paulas Mantel zu erwähnen.
    »Sie müssen es ihr sagen«, drängte Newman, als Tweed mit dem Bericht fertig war.
    »Da bin ich mir nicht so sicher...«
    »Doch, sagen Sie es ihr. Sie kann das schon vertragen. Außerdem ist es Ihre Pflicht, sie zu warnen.«
    »Ich weiß nicht so recht, aber wenn Sie meinen...«
    »Tun Sie’s. Das sind Sie Paula schuldig.«
     
    Als Tweed und Newman vor dem Le Montreux Palace aus ihrer Limousine stiegen, trat Arthur Beck auf Tweed zu, nahm ihn am Arm und führte ihn beiseite.
    »Ich habe auf Sie gewartet, Tweed. Wir haben Abraham Seales Zimmer im Eurotel durchsucht und in einem Koffer
diesen Block gefunden. Wie Sie sehen, ist das oberste Blatt abgerissen worden.«
    Tweed erkannte den Block sofort wieder. Er sah genauso aus wie der, auf dem Seale geschrieben hatte, als Tweed ihn auf den Stufen zum ACTIL-Gebäude in London angetroffen hatte. Seale hatte ihm damals erzählt, dass er an einem Stammbaum der Familie Arbogast arbeite. Und er hatte das ACTIL-Gebäude einen gefährlichen Ort für ein solches Vorhaben genannt.
    Tweed berichtete Beck von dieser Begegnung und davon, dass die Erstellung von Familienstammbäumen Seales Hobby gewesen sei. Beck gab ihm den Block, und Tweed besah sich nun eingehend das oberste Blatt. Obwohl es leer war, konnte er ein komplexes System von geraden Linien darauf erkennen, die sich von dem Blatt darüber durchgedrückt hatten.
    »Sieht aus wie ein Stammbaum«, sagte Tweed. »Seale scheint den Bleistift sehr stark aufgedrückt zu haben, als er ihn gezeichnet hat. Schade, dass sich die Namen nicht auch durchgedrückt haben.«
    »Jetzt weiß ich, was diese Linien zu bedeuten haben«, erwiderte Beck und nickte. »Ein Stammbaum der Familie Arbogast? Dann könnte es ja durchaus sein, dass ein Mitglied der Familie etwas mit den Morden zu tun hat. Die sterblichen Überreste von Abraham Seale müssten eigentlich inzwischen in Zürich angekommen sein, wo Dr. Zeitzler sie unverzüglich obduzieren wird. Aber Sie sagten vorhin, Seale hätte das Wort ›gefährlich‹ benutzt. Damit hat er wohl Recht behalten, immerhin ist er jetzt um einen Kopf kürzer.«
    »Und wie Recht er hatte«, sagte Tweed und gab Beck

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