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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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»Wenn Seeleute in Schwierigkeiten geraten, haben sie einen Verbündeten. Vielmehr haben sie deren fünfzig«, korrigierte er sich. »Aber vielleicht zeigen sie sich nicht alle. Das hängt von ihrer Laune ab.«
    Athene beschloss, nichts mehr zu sagen, verschränkte die Arme vor der Brust und presste mürrisch die Lippen zusammen. Bennett biss sich von innen in die Wange. Seit sie vor ein paar Wochen aus dem Hafen von Piräus ausgelaufen waren, hatte Athene sich stark verändert. Selbst ihre makellose Frisur gehörte der Vergangenheit an. Ihre Haare fielen jetzt wild über ihre Schultern herab. Bennett fragte sich, ob Athene die Ältere ihm wohl für die Veränderung ihrer Tochter danken oder ob sie ihm täglich einen Adler schicken würde, der ihm wie vormals Prometheus die Leber aus dem Leib hackte.
    Während Kallas seine Lebensmittelsammlung vervollständigte, schweifte Bennetts Blick einmal mehr zu London. Er konnte nicht anders. Sie beherrschte jeden seiner Gedanken und verführte ihn mit Leichtigkeit, doch es störte ihn nicht im Geringsten. Jedes Mal, wenn er sie sah, stieg in ihm ein Gefühl von Glückseligkeit auf, als hisste man eine leuchtende Fahne in der Sonne. Das war so viel mehr, als er je für eine Frau empfunden hatte. Jetzt verstand er, wieso London zwischen seiner alten Definition von Liebe und ihrer eigenen unterschieden hatte.
    Als Kallas ein weiteres Mal nach unten in den Laderaum ging, beendete London ihre Arbeit an den Segeln und kam zu Bennett. Sie trug einen von Athenes Röcken, und als der Wind über das Deck wehte, schmiegte sich der Stoff um ihre schlanken Beine. Bennett wusste nicht zu sagen, ob sie ihm in Hosen oder in Röcken besser gefiel. Beides hatte seinen Reiz. Sie bemerkte seinen bewundernden Blick, woraufhin sie ihn ebenfalls lustvoll ansah. Glühend.
    »Fertig«, erklärte Kallas, der mit einer Handvoll Weinblättern zurückkam. Er stand an der Reling und hielt die Schätze der Erde bereit.
    »Sollen wir irgendetwas tun?«, fragte London.
    »Ihr sollt nur dem Meer Respekt erweisen«, erwiderte der Kapitän.
    Alle, auch Athene, nickten zum Zeichen ihres Einverständnisses. Kallas wandte sich zufrieden zum Wasser um und begann zu singen.
    Ein einfaches Lied von der Art, wie Seeleute es seit unzähligen Generationen summten, wenn sie ihre Netze flickten oder sich auf langen Reisen die Zeit vertrieben. Einfach, aber nicht primitiv. Der schlichte Klang einer Männerstimme über den Wellen. Den Dialekt verstand Bennett nicht. Er lauschte der Melodie, die wie das Meer auf und ab wogte.
    Singend entleerte Kallas die Weinflasche in das Wasser, die dunkle Flüssigkeit spritzte über die Wellen. Das Bild erinnerte Bennett stark daran, wie London vorhin geblutet hatte, und er atmete bemüht ruhig aus und ein. Als Nächstes goss Kallas goldene Honigfäden in das Meer, dann warf er eine Handvoll Oliven hinterher. Zuletzt verteilte er die Weinblätter auf dem Wasser. Wie grüne Vögel trieb der starke Wind sie über die Wogen.
    Erst schwach, dann zunehmend lauter schallte das Lied zurück. Süße Frauenstimmen antworteten darauf, und Bennett hätte schwören können, dass sie von unterhalb der Wasseroberfläche empordrangen. Sanfte Stimmen, die nach Korallenriffen und versunkenen Palästen klangen. Sein Körper summte unter der Einwirkung naher Magie.
    »Da!«, rief London und deutete auf das Wasser.
    Kallas fluchte leise vor Überraschung. »Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich funktioniert.«
    Silberne Rückenflossen pflügten durch das kobaltblaue Wasser und umrundeten das Kaik. Bennett hörte vereinzeltes Tschilpen. Unmenschliches Gelächter ertönte. Verspielte Delfine tanzten mit ihren glänzenden grauen Rücken um das Boot.
    Als er sie genauer musterte, traute Bennett seinen Augen nicht. Hände umklammerten die Rückenflossen der Delfine. Frauenhände.
    Die Delfine erhoben sich weiter aus dem Wasser. Die Wellen um sie herum teilten sich. Blasse Frauenarme tauchten aus dem Meer auf, dann Köpfe und Schultern. Wie einen Schweif zogen sie ihre langen Haare hinter sich her, in denen Korallen und Muscheln steckten. Ihre Augen waren vom Grün tiefer Grotten. Sie waren unbekleidet und hatten lediglich Perlenketten um ihre schimmernden Körper geschlungen. Während die Delfine im Chor pfiffen, sangen die Frauen mit jungfräulichen Stimmen. Bennett hielt die Luft an und lauschte.
    Die Präsenz unsterblicher Schönheit wirkte berauschend, vor allem auf Männer. Doch in Bennett erregte der

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