Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
Vom Netzwerk:
Ihr wurde übel.
    Sie spürte einen warmen, festen Körper neben sich, der sie sanft auf den Boden legte. »Alles gut. Es ist alles in Ordnung«, murmelte der Hauptmann, während er sie in seinen Armen auf das Gras bettete. Sie rang nach Luft. Auf der ganzen Welt schien es nicht genügend Luft für ihre Lungen zu geben. Die Welt wich zurück. Sie spürte, wie ihr das Gewehr aus den Fingern glitt.
    »Ganz ruhig, Mädchen«, sagte der Hauptmann entschieden. »Sieh mich an und beruhige dich.« Mit seiner riesigen schwieligen Hand drehte er ihr Gesicht zu sich herum. Er trug keinen Hut auf dem Kopf und durch den Nebel, der in ihrem Gehirn waberte, sah sie ihn noch dichter vor sich als am Tag zuvor. Sie erkannte seine markanten Gesichtszüge, die jetzt etwas weicher wirkten. Der Höcker auf seinem Nasenrücken deutete auf mindestens einen Nasenbruch hin. Dazu im Widerspruch standen seine schön geschwungenen Lippen und die kleinen Fältchen um seine Augen. Sie bemerkte, dass seine Augen nicht annähernd so kühl wirkten, wie sie zuerst gedacht hatte. Sie strahlten Lebenslust aus, und ihre Intensität hatte beinahe etwas Animalisches. Diese Lebendigkeit holte sie von dort zurück, wohin auch immer sie abgedriftet war.
    »Erzählen Sie mir etwas«, sagte der Hauptmann.
    Thalia versuchte, sich zu konzentrieren. »Was?«
    »Erzählen Sie mir von Ihrem ersten Haustier«, schlug er vor. »Ich wette, dass Sie eins hatten. Vielleicht eine Katze?«
    »Nein … «, murmelte Thalia, »einen Hund.«
    Immer wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu dem toten Mann auf dem Hügel, doch Hauptmann Huntley fuhr mit seiner Stimme dazwischen.
    »Ein Hund also. War er klein? Ein kleiner Schoßhund?«
    Thalia hörte, wie sie lachte. »Nein, Gott, nein. Rüpel war riesig. Er hatte Tatzen so groß wie Wagenräder.« Ihre Gedanken glitten von dem Toten zu dem Tier, ihrem langjährigen Begleiter. »Eine Art Bulldogge. Niemand kannte die genaue Rasse, vielleicht steckte auch etwas von einem Bären in ihm. Der tollpatschigste Hund, den Sie sich vorstellen können. Er hat alles kaputt gemacht. Er konnte einen mit einem Schwanzwedeln umhauen.« Bei der Erinnerung lachte sie wieder.
    »Deshalb hieß er Rüpel«, folgerte der Hauptmann.
    Sie lächelte ihn an. »Ja. Genau.« Schließlich atmete sie ein. Ihr Blick klärte sich. Und ihr kam zu Bewusstsein, dass der Hauptmann sie in seinen Armen an seiner starken Brust hielt. Sie hatte sich an an sein Jackett geklammert und hielt ihn fest, als wollte sie einen Schwur tun. Sie löste ihre Finger und versuchte, von ihm abzurücken, was angesichts seiner kräftigen Arme keine leichte Aufgabe darstellte.
    »Ich bin vollkommen in Ordnung«, erklärte sie und hasste das leichte Beben in ihrer Stimme.
    »Das sind Sie«, sagte der Hauptmann leichthin. »Aber Sie haben jemanden umgebracht, und das sind Sie nicht gewohnt. Geben Sie sich etwas Zeit.«
    »Und Sie?« Sie konnte jetzt wieder besser durchatmen. Sie mochte nicht glauben, dass das an seiner Gegenwart lag, die ihr das Gefühl von Sicherheit gab. Insgeheim ahnte sie jedoch, dass es genau so war.
    »Was ich?«
    »Sind Sie es gewohnt, Menschen umzubringen?«
    »Ich bin nicht zum Hauptmann geworden, weil ich Socken gestrickt habe«, entgegnete er. Darauf wusste Thalia nichts zu erwidern. Er lockerte seinen Griff und fasste ihre Schultern. »Kommen Sie, versuchen wir, Sie auf die Beine hochzubekommen.«
    »Ich kann allein stehen«, sagte sie sofort.
    Seine Mundwinkel zuckten. »Vertrauen Sie mir.«
    Also ließ sie sich helfen, versuchte jedoch, weitgehend allein zu stehen. Der Boden wankte etwas unter ihren Füßen, aber nicht lange. Der Hauptmann trat zur Seite, was sie bedauerlich fand. Schließlich war alles wieder in Ordnung. Sie mied allerdings den Anblick der Leiche auf dem Hügel.
    Hauptmann Huntley starrte Thalia eine Weile an, als erwartete er, dass sie wieder auf den Boden sacken würde, doch dann schien er zufrieden. Er wandte sich an Batu.
    »Sprichst du Englisch?«, fragte er.
    »Auch Russisch«, erwiderte Batu.
    Der Hauptmann nickte knapp. »Gut.« Er deutete auf Thalia. »Pass auf sie auf. Ich bin in fünf Minuten zurück.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte Batu.
    »Mein Pferd ist auf der anderen Seite des Tals angebunden«, antwortete er. »Ich hole es und komme zurück.«
    Thalia, die gerade dabei war, ihr Gewehr aufzuheben, hielt in der Bewegung inne. »Zurück?«
    »Ja, zurück.« Er nahm seinen Hut vom Boden und setzte ihn auf, die breite

Weitere Kostenlose Bücher