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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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Krempe warf einen Schatten über sein Gesicht. Sie konnte seine Augen kaum erkennen, spürte jedoch, dass er sie mit einer Mischung aus Entschlossenheit und … seltsamerweise Belustigung ansah. »Sie werden keinen Schritt auf dieser Reise mehr ohne mich tun. Irgendjemand muss ja die Socken stricken.«

4
    HUNTLEYS MYSTERIÖSES VERSCHWINDEN
    Huntley hatte nicht damit gerechnet, dass sie auf ihn warten würde. Als er auf seinem Pferd zurück in das Tal ritt, waren sie und ihr Diener jedoch noch da. Huntley hatte sich auf eine lange Jagd durch die mongolische Steppe eingestellt – das hätte ihrer widerborstigen Natur entsprochen – , und vielleicht hatte er sich insgeheim sogar ein bisschen darauf gefreut. Doch sie war geblieben. Thalia Burgess hatte ihn zum wiederholten Mal überrascht. Noch mehr wunderte ihn jedoch, wie sehr es ihm gefallen hatte, sie in den Armen zu halten. Das passte ihm überhaupt nicht. Herrgott, die Frau hatte einen Schock erlitten, und er hatte sich wie ein Schuljunge heimlich an der Berührung aufgegeilt. Manchmal, dachte er angewidert, würde er sich am liebsten ohrfeigen.
    Als Huntley zurückkam, lud sie gerade das Gepäck zurück auf die Pferde, das während des Gerangels zum Teil heruntergefallen war. Die Schüsse hatten die Pferde erschreckt. So etwas waren sie nicht gewohnt, aber da waren sie nicht die Einzigen.
    Er bemerkte, dass Thalia sich ganz auf ihre Aufgabe konzentrierte und den Anblick des toten Mannes auf dem Hügel sowie der anderen Leiche in der Nähe bewusst mied. Sie war keine Killerin. Das Blutvergießen hatte sie mitgenommen und schockiert. Während des Kampfes war Thalia bewundernswert ruhig geblieben und hatte starke Nerven bewiesen. Noch immer beeindruckte ihn der meisterliche Schuss, mit dem sie den Mann erledigt hatte. Erst im Nachhinein waren ihre wahren Gefühle zum Vorschein gekommen. Sie hatte ihre Unschuld verloren. Zurück blieben nichts als Schock und Schuldgefühle.
    Er hatte sie aus dem Schockzustand befreit. So hatte er seinen Männern geholfen und vor vielen Jahren sich selbst. Einem einfachen Soldaten, an dem überall das Blut des Feindes klebte, hatte er einst alle möglichen unzüchtigen Limericks erzählt, bis dem Jungen vor Lachen die Tränen über die Wangen liefen. Ein Unteroffizier, der seinen besten Freund festhalten musste, während der Chirurg ihm das infizierte Bein abnahm, konnte anschließend nächtelang nicht schlafen. Immer wenn er die Augen schloss, hörte er in der Stille der Nacht die Schreie seines Freundes. Eines Nachts hatte Huntley sich zu ihm gesetzt und ihn aufgefordert, ihm alle Apfelsorten zu beschreiben, die auf dem Hof seines Vaters in Essex wuchsen. Jeden Baum und jedes Blatt, bis der Junge eingeschlafen war.
    Keinem von ihnen hatte er gesagt, er solle ihn ansehen, keinen in den Armen gehalten. Bei Thalia hatte er beides getan, sowohl für sie als auch für sich. Eines Tages würde die Welt für sie wieder in Ordnung sein, aber er hoffte, dass sie sich in diesen Dingen nie ein dickes Fell zulegte, so wie er es aus Selbstschutz hatte tun müssen. Er wollte nicht, dass sie wurde wie er.
    Das schien auch nicht der Fall zu sein. Noch nicht. Sie litt immer noch unter einem Schock. Am schnellsten würde sie zu sich kommen, wenn man sie nicht zu sehr verhätschelte. So gut kannte er sie inzwischen.
    »Vertrödeln Sie nicht noch mehr Zeit mit dem Gepäck«, sagte er von seinem Pferd herab. »Ihre Freunde werden vermutlich zurückkommen, um ihr Werk zu beenden.«
    Sie schnallte das Gepäck fest und sah ihn dabei aus ihren leuchtend grünen Augen an. Gegen seinen Willen schoss erneut eine heiße Welle durch seinen Körper. Er unterdrückte das Gefühl und versuchte, es zu ignorieren, musste jedoch daran denken, wie er sie nach dem Schusswechsel in den Armen gehalten und in diese intensiven Augen geschaut hatte. In dem Augenblick sah er ein, dass er sich getäuscht hatte: Sie war nicht geschminkt. Ihre Augen funkelten von Natur aus wie Edelsteine, und ihre Wangen schimmerten rosig, ohne dass sie künstlich nachhalf. Außerdem hatte er in dem Augenblick begriffen, welche Wirkung sie auf ihn hatte, und das beunruhigte ihn sehr.
    »Woher wussten Sie das?«, fragte sie. Sie ging zu ihrem Pferd und starrte ihn über den Sattel hinweg an.
    Fassungslos fragte sich Huntley, ob vielleicht auch das Gedankenlesen zu ihren ungewöhnlichen Eigenschaften zählte. Diese Vorstellung beunruhigte ihn nur noch mehr, und er bemühte sich, an

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