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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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Sie war eine gute Reiterin und stand nach mongolischer Art aufrecht im Steigbügel.
    Huntley folgte mit einigem Abstand und hielt sorgsam Ausschau, ob die Engländer und ihr riesiger mongolischer Schläger ihr Vorhaben noch vor Tagesende ausführen wollten. Während er nach möglichem Ärger Ausschau hielt, glitt sein Blick immer wieder zu Thalia Burgess’ schlankem Rücken, ihren schmalen Schultern und ihrer zierlichen Taille mit der seidenen Schärpe. Er konnte aber auch nicht umhin, die Landschaft zu bewundern. Bei seinem Aufbruch in die Mongolei hatte er keine Ahnung gehabt, was ihn erwartete; er hatte sich nur eine graue, nichtssagende Ebene vorgestellt. Das war nun anders. Das Gras, über das er ritt, und der Himmel über ihm schienen so weit und offen, dass er das Gefühl hatte, unter einem unendlichen, azurblauen Himmel über ein grünes Meer zu segeln. Und die dunkelblaue Tunika von Thalia Burgess vor ihm war der Stern, an dem er sich orientierte.
    Doch er war kein Seemann, sondern Soldat. Begleiter und Wächter der widerwilligen Thalia Burgess, von deren Existenz er bis gestern nichts gewusst hatte, die jetzt jedoch bereits einen Großteil seiner Gedanken beherrschte. Seltsam, na gut. Es störte ihn nicht annähernd so, wie es sollte. Er genoss es, wieder eine Aufgabe zu haben. Und zwar nicht die, die Inwood für ihn vorgesehen hatte, nämlich Arbeit und Frau in einem Land zu finden, das seit fünfzehn Jahren nicht mehr seine Heimat war. Rasch verdrängte er den Gedanken an den Brief, der immer noch in seiner Tasche steckte.
    Als er sein Pferd antrieb, reagierte die Stute sofort. Man musste sie nicht lange bitten, über die Steppe zu galoppieren. Schon bald hatte er Thalia eingeholt. Mit wehenden schwarzen Haaren blickte sie über ihre Schulter zu ihm, sagte jedoch nichts.
    »Sie müssen mir erklären, worum es hier geht«, forderte er, nachdem sie eine Weile nebeneinander hergeritten waren. »Wer Ihre Angreifer sind. Wieso Morris umgebracht wurde. Wo er hinwollte. Was auf dem Spiel steht. Alles. Solange ich nicht alles weiß, kann ich meine Aufgabe nicht anständig erfüllen.«
    »Sie haben keine Aufgabe«, erinnerte sie ihn und versuchte, ihr Pferd voranzutreiben.
    »Alles, was dort hinten in dem Tal passiert ist, spricht dafür.« Auch ohne ihr Gesicht zu sehen, wusste er, dass sich ihre Miene verfinsterte. Die mongolischen Flüche, die sie vor sich hin murmelte, bestätigten seine Vermutung. Als fühlte sie sich von dem Abstand zu Thalias Pferd angetrieben, beschleunigte seine Stute das Tempo von allein, bis die zwei wieder Seite an Seite ritten. »Es ist mir egal, ob Sie mich mögen oder nicht, Miss Burgess. Ich werde Sie so oder so beschützen, bis das hier vorüber ist.«
    Sie spannte den Kiefer an. Und entspannte ihn wieder. Er wusste bereits, was sie dachte. Ziemlich seltsam. Eigentlich zeichnete er sich nicht durch ein großes Verständnis für die weibliche Psyche aus.
    »Es hat keinen Sinn, mich abzuhängen«, fügte er hinzu, und als sie daraufhin die Zähne zusammenbiss, wusste er, dass er richtig lag. Er versetzte sich ganz in sie hinein. In ihre Gedanken. Ihren Körper. Und fühlte sich plötzlich so stark mit ihr verbunden, wie er es noch nie bei einer Frau erlebt hatte. Ihre Egos schienen eng miteinander verwoben. Er hatte für sie getötet, und er würde es wieder tun. Er würde jeden umbringen, der versuchte, ihr etwas anzutun. Für ihre Sicherheit zu sorgen, bedeutete ihm sogar mehr als Morris’ Auftrag. Eine verblüffende Erkenntnis.
    »Ich lebe seit meiner Kindheit in der Mongolei«, sagte sie. »Ich kenne dieses Land besser als Sie, Hauptmann. Es ist nicht schwer, Sie abzuhängen.«
    Er versuchte sich zu sammeln. »Es ist egal, wo wir sind«, erwiderte er. »Eine Spur ist eine Spur. Und Sie werden eine hinterlassen.«
    »Sie klingen schrecklich selbstsicher.«
    Huntley musste beinahe lachen, unterdrückte jedoch den Impuls, um sie nicht noch stärker zu verärgern. »Ich habe einst den berüchtigten Banditen Ali Jai Khan in dem Unterschlupf seiner Bande in den Aravali-Bergen in Rajasthan aufgespürt. Und der Kerl wusste, wie man Spuren verwischt.« Zu spät fiel ihm ein, dass es sich womöglich nicht geziemte, mit einer Dame über Banditen zu sprechen, doch er vergaß immer wieder, dass Thalia Burgess eine Dame war. Als der Wind unter den Saum ihrer Tunika fuhr und ein langes, schlankes Bein in Hosen zum Vorschein brachte, nahm er ihre Weiblichkeit allerdings sehr wohl wahr. Der

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