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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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zu berühren. Ein lauter Knall ertönte, und der Mann fiel zu Boden; aus einem Loch in der Mitte seiner Brust sickerte Blut. Innerhalb von Sekunden war er tot. Alle, einschließlich Thalia, wirbelten herum, um zu sehen, woher der Schuss gekommen war. Batu und sie zogen sofort ihre Waffen aus den Hüllen an ihren Sätteln und duckten sich. Es blieb ihnen keine Zeit, den Schock zu verarbeiten.
    Lamb rannte los, um seine Pferde zu schützen. Eine Kugel sauste pfeifend durch die Luft und riss ein Loch in den Boden neben seinen Füßen. Edgeworth begann wild in Richtung Hügel zu schießen, während auch er zu den aufgescheuchten Pferden rannte. Der große Mongole nahm sein russisches Gewehr von der Schulter und hockte sich hinter einen Busch. Als eine weitere Kugel durch die Luft flog und die Wange des Mongolen streifte, tastete der Mann nach der Blutspur in seinem Gesicht und rief dem anderen mongolischen Schläger etwas zu. Der große Mongole deutete auf den Hügel im Osten und befahl seinem Landsmann, dort hinaufzureiten und den Scharfschützen zu erledigen, während er ihm Deckung gab.
    Der Mann sah ihn zunächst zweifelnd an, doch der große Mongole schrie, dass er ihm die Eingeweide herausreißen und an die Falken verfüttern werde, und er schien jedes blutrünstige Wort ernst zu meinen. Also sprang der Mann in den Sattel und gehorchte. Der riesige Mongole gab Feuerschutz, während der andere auf denjenigen zuritt, der von dort schoss. Es war kein tiefes Tal, und der Reiter hatte die Anhöhe in Kürze erreicht. Der Scharfschütze, wer auch immer er war, konnte sich nicht gleichzeitig gegen den Reiter und das Feuer des riesigen Mongolen verteidigen. Dann waren Thalia und Batu auf sich allein gestellt.
    Wieder ertönte ein Schuss, und der Reiter wurde vom Pferd geschleudert. Er stöhnte, griff sich an die Brust und blieb reglos liegen. Das Tier bäumte sich ängstlich auf, galoppierte davon und ließ den toten Reiter zurück. Der große Mongole drehte sich wütend knurrend zu Thalia um, die den Gewehrlauf jetzt auf den Kopf des Mongolen richtete.
    »Aus dieser Entfernung treffe ich noch besser«, sagte sie zu ihm, während mehrere Schüsse vom Rande des Tales ertönten.
    Mit einem gefährlichen Grinsen kroch er aus seinem Versteck und kam auf sie zu.
    »Tsend!«, schrie Lamb dem großen Mongolen zu. Er und Edgeworth bemühten sich, die Pferde unter Kontrolle zu halten, die versuchten, sich loszureißen und wegzurennen. »Wir kriegen sie später!«
    Tsend, der Mongole, schien hin- und hergerissen. Er hätte ihr eindeutig am liebsten seinen Gewehrkolben ins Gesicht gedroschen und vielleicht noch Schlimmeres, aber ein weiterer Schuss des Scharfschützen verfehlte nur knapp seinen Kopf. Die Verlockung des Geldes und die Bedrohung durch den versteckten Scharfschützen gewannen die Oberhand, und der Mongole rannte zu seinem Pferd. Die beiden Engländer und ihr mongolischer Schläger ritten wie wild davon, beugten sich weit nach vorn und blickten ängstlich und wütend über ihre Schulter zurück. Batu versuchte, auf sie zu schießen, aber wenn es schnell gehen musste, war sein alter Vorderlader zu langsam, um genau zu treffen. Es spielte keine Rolle, denn die Erben verschwanden hinter dem Gebirgskamm, und der Widerhall ihrer Hufe entfernte sich.
    Kaum waren sie verschwunden, sprang Thalia mit dem Gewehr in der Hand auf. Als ein Mann am Rand des Tales auftauchte, hielt sie schützend die Hand über die Augen. Durch das Licht in seinem Rücken wirkte er wie eine überirdische Erscheinung.
    »Guter Schuss«, sagte er mit vertraut rauer Stimme, als er schnell den Hügel herunterkam. »Aber wenn er über den Kamm gekommen wäre, hätte ich ihn auch mit meiner Pistole erwischt.«
    Thalia ließ ihr Gewehr sinken und unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung.
    »Sie sind ein überaus sturer Geselle, Hauptmann«, stellte sie fest.
    Mit langen Schritten kam er in das Tal herunter; die Lichtgestalt verwandelte sich in einen Mann. Lächelnd trat er auf sie zu, und fast hätte sie sein Lächeln erwidert.
    »In Ihrem Fall«, erwiderte er, »ist das von Vorteil.«
    Sie hätte gern etwas Kluges, Gelassenes erwidert, so wie ein hartgesottener Veteran, der sich in aller Ruhe die berühmte Zigarre anzündete. Doch genau in dem Augenblick begriffen ihr Kopf und ihr Körper zugleich, dass sie gerade einen Menschen erschossen hatte. Kein Tier, sondern einen Menschen. Ihre Beine gaben nach, und ihr Blick trübte sich. Sie war eine Mörderin.

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