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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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durchschnittlicher Schüler gewesen. Als Soldat hatte er sich auf sein Bauchgefühl verlassen, doch sein Instinkt wusste nicht, was er von dem Garn halten sollte, das Thalia spann. Wobei ihm immer klarer wurde, dass es sich nicht um Garn, sondern um die Wahrheit handelte. Er spürte, dass sich die Realität wie eine Orangenschale nach und nach löste und unter der vermeintlich bekannten Welt eine andere zum Vorschein kam.
    »Diese Männer, die Morris getötet und Sie angegriffen haben«, sagte er, als die Informationen sich langsam zu einem Bild zusammenfügten. »Gehören die auch dazu?«
    »Nein, das sind Mitglieder der Organisation ›Die Erben von Albion‹.«
    »Erben. Aha.« Huntley dachte an diesen blutrünstigen Mistkerl adeliger Abstammung, der Morris umgebracht und den Angriff auf Thalia angeführt hatte. »Sind das Englands auserwählte Söhne? Die Spitzen der Gesellschaft? Die unbewaffnete Männer in Gassen töten und Frauen überfallen? Ich hasse sie schon jetzt.«
    Sie lächelte traurig. »Glauben Sie mir, Sie werden Sie noch mehr hassen. Die Erben sind eine der größten und mächtigsten Gruppen, die zum Wohle ihres Landes nach den Quellen sucht. Es ist ihnen egal, wer unterwegs auf der Strecke bleibt. Die Erben lassen sich durch nichts davon abhalten, Englands Vorherrschaft zu sichern, selbst wenn sie dazu ihre eigenen Landsleute umbringen müssen.« Thalia blickte ihn zögernd an. »Aber Sie sind ein Soldat. Sie haben viele Jahre der Königin und dem Land gedient. Vielleicht sind Sie der Ansicht, dass die Erben im Recht sind. Dass England alle anderen Nationen beherrschen sollte.«
    »Ich habe meinem Land gedient«, schoss Huntley zurück, »aber mir war schon immer jede Form von Unterdrückung zuwider. In der Armee ebenso wie jetzt. Das gilt für Männer, Frauen und Nationen. Also haben die Erben den Hammer gestohlen und heute gegen uns eingesetzt.«
    Sie schien erleichtert über seine Antwort, und es ärgerte ihn ein bisschen, dass sie geglaubt hatte, er könne aufseiten dieser blaublütigen Kerle stehen. »Ja.«
    »Wie nah muss man sein, um ihn zu benutzen?«
    »Genau hat das niemand untersucht, aber man hat ausgerechnet, dass er nur im Umkreis von hundert Meilen funktioniert.«
    »Dann sind uns die Erben dicht auf den Fersen.«
    »Ja, doch ich fürchte, dass der Einsatz des Hammers erst der Anfang war. Die Erben wissen, dass in der Mongolei eine Quelle existiert, aber sie wissen nicht genau, wo. Sie haben Tony umgebracht, damit er nicht vor ihnen dorthin gelangt. Und deshalb haben sie auch Batu und mich gestern angegriffen.«
    »Was werden sie tun, wenn sie die Quelle gefunden haben?«
    Ihre Antwort klang bitter: »Durch die unendliche Macht der Quelle würde ihnen die Mongolei gehören. Sie werden die Steppen durchpflügen und plündern. Peitschenschwingend werden die Erben die Menschen ausbeuten, um Großbritannien voranzubringen. Sie werden jeden niederwalzen, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    »Das bedeutete also Morris’ Nachricht: ›Die Erben sind überlegen‹«, schloss Huntley.
    Thalia lächelte ihn erneut an und wärmte ihn dadurch stärker, als es der Whisky vermochte. »Sie begreifen erstaunlich schnell, Hauptmann«, sagte sie voll aufrichtiger Bewunderung. »Ich habe gedacht, Sie würden vor Schreck umkippen, wenn Sie das alles erfahren.«
    »So leicht bin ich nicht zu schockieren.« In Wahrheit wühlten ihn die Informationen sehr auf. Magie. Quellen. Erben. Sachen, über die er vor ein paar Tagen noch herzhaft gelacht hätte. Jetzt wirkten sie real und gefährlich. Er dachte an die Metallwespen, die ihn in einer Gasse in Southampton angegriffen hatten. Vielleicht waren auch sie eine Quelle. Eine, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. In den Jahren bei der Armee hatte er gelernt, sich Angst und Schrecken nicht anmerken zu lassen, zumindest nicht so stark. Wenn bei einem überraschenden Gegenangriff seine Kinnlade bis zum Boden heruntergeklappt wäre, hätte das einen schlechten Einfluss auf seine Männer gehabt. Nun befand er sich in einer vergleichbaren Situation. Anstelle eines Angriffs durch die Krieger von Tewodros II . hatte er es jedoch mit einer jungen Frau zu tun, die ihm eröffnete, dass echte Magie existierte.
    »Morris und Ihr Vater gehören also der Gruppe an, die die Quellen vor den Klauen der gierigen Erben schützt«, folgerte er. »Gehören Sie auch dazu?«
    Sie wirkte etwas verlegen. »Es gibt zwar weibliche Mitglieder, aber … ich gehöre nicht dazu. Noch

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