Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
Hals des Pferdes nach vorn und trieb es voran. Beinahe hatten sie es durch den reißenden Fluss geschafft, als eine Klaue Batu aus dem Sattel schleuderte und er im Wasser verschwand.
Huntley ließ augenblicklich die Zügel des Pferdes los und achtete nicht darauf, dass es davongaloppierte. Es war ihm egal, was mit dem Tier geschah, er musste den Mongolen finden. Er suchte in dem peitschenden Regen und den weiter ansteigenden Fluten nach einem Zeichen von Batu und wagte kaum zu hoffen, dass der Mongole noch am Leben war. Er schrie seinen Namen und versuchte vergeblich, den alles beherrschenden Lärm zu übertönen.
Auf einmal hörte er, wie Thalia ebenfalls nach Batu rief. Er drehte sich in seinem Sattel um und geriet außer sich vor Wut, als er sie auf ihrem eigenen Pferd neben sich entdeckte.
»Geh zurück in die Höhle. Verdammt!«
»Ich darf ihn nicht verlieren«, schrie sie und rief wieder Batus Namen.
In jeder anderen Situation hätte Huntley Thalia gezwungen, in die Höhle zurückzukehren, aber hier stand das Leben eines Mannes auf dem Spiel. Auch er schrie unablässig den Namen des Mongolen, während sie mit ihren Pferden behutsam das Ufer absuchten. Gott sei Dank hatte sich die Wasserwand mit den Bestien etwas weiterbewegt, es blieb nur schäumendes Flusswasser zurück. Sie riefen immer wieder Batus Namen, bis ihre Stimmen versagten und Huntley sich gerade damit abfinden wollte, dass der treue Diener ertrunken war. Da spürte er, wie Thalia nach seinem Ärmel griff.
»Da«, schrie sie und deutete ein Stück weiter den Fluss hinunter. »Da ist er!« Huntley folgte ihrer Handbewegung. Es stimmte. Batu klammerte sich an die Zweige eines Baumes, dessen Wurzeln das Wasser jeden Augenblick aus dem Boden zu reißen drohte. Er wirkte erschöpft, als könnte er sich nicht mehr lange festhalten. Huntley und Thalia trieben ihre Pferde an, um Batu aus der heiklen Lage zu befreien.
Als sie ihn erreichten, löste Thalia seine Finger von den Zweigen. Huntley umfasste Batus Taille und warf den erschöpften Mann vor sich über das Pferd. Nachdem der Mongole fast ertrunken wäre, besaß er keine Kraft mehr. Huntley hielt Batu fest, damit der Diener nicht zurück in die Fluten glitt. Auch die Pferde schienen am Ende ihrer Kräfte zu sein, und Huntley und Thalia erging es kaum besser. Huntley nickte Thalia zu. Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Mit letzter Kraft trieben Thalia und Huntley ihre Pferde den Hügel hinauf und in die Höhle. Es war ein Segen, endlich dem peitschenden Regen entkommen zu sein. Alle glitten von den Pferden herab auf den Boden. Von der Last ihrer Reiter befreit, klapperten die Tiere mit ihren Hufen über den steinigen Boden und zogen sich in den hinteren Teil der Höhle zurück. Batus Pferd fehlte, es war im Sturm verschwunden.
Von ihrem Aussichtspunkt aus konnten sie in die Schlucht hinuntersehen, wo der Fluss weiterhin wütete. Die Ufer waren komplett überschwemmt, und das ruhige Gewässer hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt. Der Sturm hatte den Fluss im Griff und jagte heulend um den Eingang der Höhle. Was als friedlicher Tag begonnen hatte, war von einem rachsüchtigen Sturm zunichte gemacht worden.
Huntley stützte Batu, der sich nicht allein auf den Beinen halten konnte. Gemeinsam mit Thalia legte er ihn vorsichtig auf den Boden und lehnte ihn mit dem Rücken gegen die Höhlenwand. Der Diener hielt die Augen geschlossen und atmete schwach und mit Mühe. Thalia sah Huntley besorgt an, doch der hob beschwichtigend die Hand und bat sie um Geduld. Während Thalia vorsichtig den Kopf des Dieners hielt, holte Huntley seine Feldflasche mit Whisky heraus und träufelte Batu etwas Alkohol in den Mund. Batu hustete zweimal, schaffte es aber, etwas von der Flüssigkeit aufzunehmen.
Thalia kniete auf dem Boden und sprach auf Mongolisch mit Batu, der ihr antwortete und sie schwach anlächelte. Dann blickte er zu Huntley, der zu seiner Linken hockte, äußerte wieder etwas auf Mongolisch und schloss vollkommen erschöpft die Augen.
»Er hat gesagt, sein Englisch wäre im Fluss untergegangen«, übersetzte Thalia. »Aber er dankt Ihnen, dass Sie ihm das Leben gerettet haben. Und«, fügte sie hinzu, »auch ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Sie haben uns schon wieder gerettet.« Sie bemühte sich, seinem Blick standzuhalten. »Nachdem wir Sie um nichts gebeten haben, beschämen Sie uns mit Ihrem Mut.«
Huntley sackte erschöpft, durchnässt und unglaublich müde neben Batu zusammen.
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