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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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nicht. Bevor man aufgenommen wird, muss man sich beweisen. Mein Vater ist Mitglied, doch er ist verletzt. Deshalb hat er mir die Aufgabe übertragen. Ich wollte gehen«, fügte sie mit einem gewissen Nachdruck hinzu und wirkte überhaupt nicht mehr verlegen.
    Interessant. Thalia Burgess war eine junge Frau, die sich unbedingt in der Gruppe beweisen wollte. Hätte Franklin Burgess seine Tochter mit auf diese gefährliche Reise genommen, wenn er nicht verletzt gewesen wäre? Vielleicht hatte der alte Mann versucht, sein Kind stärker und länger zu schützen, als es ihr lieb war. Aber das Wohl von vielen wog schwerer als sein väterlicher Instinkt, und so hatte er sie gehen lassen. Was empfand Burgess jetzt? Vermutlich große Sorge. Huntley wünschte, er könnte ihm schreiben und ihn beruhigen. Huntley würde bleiben und dafür sorgen, dass die Mission erfüllt wurde. Und er würde auf Thalia aufpassen, was noch wichtiger war. Das hatte sich Huntley zur Aufgabe gemacht. Er konnte nicht leugnen, dass sie eine starke Frau war, ihre funkelnden smaragdgrünen Augen strahlten Mut und Entschlossenheit aus. Furchtlos und unnachgiebig hatte sie gegen den übernatürlichen Sturm gekämpft. Und nachdem sie den Mann getötet hatte, ließ sie sich nicht von ihren Schuldgefühlen und Zweifeln überwältigen. Nur wenige Männer konnten da mithalten.
    Doch sie hatte ihre Reise gegen einen sehr mächtigen, skrupellosen Feind fast allein angetreten, denn Batu war kein Kämpfer. Ihre Einsamkeit machte sie angreifbar. Aber jetzt musste sie nicht mehr allein kämpfen.
    »Nun, Hauptmann«, sagte Thalia in die Stille, »was ich Ihnen erzählt habe, wird seit Generationen geheim gehalten, aber Sie haben sich als überaus vertrauenswürdig erwiesen. Was werden Sie jetzt tun?« Sie starrte ihn aufmerksam an und erwartete etwas ängstlich seine Antwort.
    Er hielt ihrem Blick stand. »Ich sage es ein letztes Mal: Ich bleibe bis zum Ende bei Ihnen. Egal mit wem oder was wir es zu tun haben.«
    Bei diesen Worten stieg ein seltsames Glücksgefühl in ihm auf. Ein Gefühl, das ihn nicht oft überkam, jedenfalls nicht seit seinem Ausscheiden aus der Armee. Damals hatte Huntley sich halbherzig entschieden, nach England zurückzukehren, sich eine einfache Arbeit zu suchen und eine Frau zu finden. Mit ihr wollte er sich in einem gemütlichen Haus niederlassen und haufenweise Babys zeugen. Seltsamerweise hatte ihn diese Aussicht nicht so erfreut wie erwartet. Aber nachdem er sich Hals über Kopf in eine Sache gestürzt hatte, bei der er unbekannten, übernatürlichen Gefahren begegnete … war er glücklich. Huntley spürte eine innere Unruhe, die wohlbekannte Aufregung vor einem Kampf.
    Und sie verstärkte sich dadurch, dass Thalia Burgess an seiner Seite kämpfte.
    Als sie seinen Schwur hörte, stieß sie die Luft aus und lächelte ihn erneut an. Ihr Lächeln setzte ein wildes, lustvolles Gefühl in ihm frei. Doch dafür war dies weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Auf ihn warteten Aufgaben und Pflichten, weshalb er das aufgeschreckte Tier in sich zu beruhigen versuchte. Das schien allerdings nicht so einfach.
    Anstatt die Hand nach ihr auszustrecken, was er eigentlich gern getan hätte, fragte er: »Und wie heißen diese Wohltäter, die England und die Welt retten?«
    Noch bevor sie antwortete, war ihm klar, dass sich sein Leben völlig verändern würde. Und zwar für immer.
    »Die Klingen der Rose.«

6
    KARAKORUM
    Der nur zum Teil von einer Wolldecke eingehüllte Hauptmann im Schein des Feuers war mit das Schönste, was Thalia je gesehen hatte. Dazu zählte sie den Sonnenaufgang über dem roten Kliff von Bayanzag, einen kasachischen Adler im Schwebeflug und die vergoldeten Skulpturen des göttlichen Bogdo Gegen Zanabazar.
    Ihr war klar, dass sie ihn nicht anstarren durfte. Einige englische Prinzipien hatte man ihr von klein auf eingebläut. Dazu gehörten Bescheidenheit, eine ordentliche Portion Anstand sowie die Vorliebe für eine anständige Tasse Tee. Doch es fiel ihr sehr, sehr schwer, den Blick dort zu lassen, wo es sich geziemte. Der Hauptmann hatte die schwere Decke wie eine Toga um sich gewickelt, sodass sie seine breiten, wohlgeformten Schultern und seine schlanken muskulösen Arme gut sehen konnte. Prinzessinnen hatten schon wegen deutlich unattraktiverer Arme abgedankt. Der Schein des Feuers tanzte über seine goldfarbene Haut und verfing sich in dem hellen Flaum auf seinen Unterarmen. Leider hatte er sich so in die Decke

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