Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
von Thalia keine Antworten erhielt, wandte sich Gabriel an Batu. Der Diener schien genauso entsetzt wie Gabriel. Nach ihrem Gespräch hatten sie eine Art Waffenstillstand geschlossen und fühlten sich durch ihr gemeinsames Ziel, Thalia zu beschützen, verbunden. »Erzähl mir, was sonst noch bei diesen Nadaams passiert.«
»Es ist ein Fest der drei männlichen Künste«, erklärte Batu. »Pferderennen, Bogenschießen und Ringkampf. Normalerweise nehmen die Kinder am Pferderennen teil und die Frauen am Bogenschießen, aber hier ist das anders. Ich sollte noch erwähnen, dass es beim Ringkampf nicht wie anderswo unterschiedliche Gewichtsklassen gibt.«
Ringkampf? »Sie werden nicht an dem Turnier teilnehmen«, sagte Gabriel noch einmal zu Thalia. Er sah Hilfe suchend zu Batu.
»Ihr Vater würde es nicht erlauben«, sprang Batu ihm zur Seite. »Und er wäre wütend, wenn ich zuließe, dass seinem einzigen Kind etwas geschieht.«
»Ich bin eine erwachsene Frau, kein Kind«, entgegnete Thalia mit zusammengebissenen Zähnen. »Er weiß auch, dass die Quelle um jeden Preis beschützt werden muss.«
»Nicht um den Preis Ihres Lebens«, knurrte Gabriel. » Ich nehme teil.«
» Sie können nicht mit Pfeil und Bogen umgehen, aber ich«, schoss sie zurück.
» Sie können nicht mit einem ausgewachsenen Mann ringen und gewinnen«, hielt er dagegen. »Und zum Teufel, ich lasse ganz bestimmt nicht zu, dass Sie verletzt werden.«
Sie starrten sich wütend an, und Bold betrachtete das Ganze mit spöttischer Miene, bis Batu sich räusperte. »Darf ich vorschlagen, dass Sie, wenn Bold es erlaubt, vielleicht als Team teilnehmen?« Als Gabriel und Thalia protestierten, fuhr Batu fort: »Leider bin ich nur ein mäßiger Bogenschütze, und selbst meine jüngeren Brüder besiegen mich im Ringkampf, weshalb ich selbst nicht teilnehmen sollte. Das Pferderennen könnt ihr beide gewinnen, doch nur Thalia Guai kann beim Bogenschießen siegen und nur der Hauptmann beim Ringen. Also müsst ihr gemeinsam teilnehmen. Der Hauptmann reitet und ringt, während Thalia Guai das Bogenschießen übernimmt.«
Alle schwiegen und dachten über seinen Vorschlag nach. »Wären Sie damit zufrieden?«, fragte Thalia schließlich aufgebracht Gabriel.
»Mir wäre lieber, Sie hielten sich zehn Meilen entfernt von diesem verdammten Turnier«, grummelte Gabriel. Er wollte unter allen Umständen vermeiden, dass ihr etwas zustieß. Jemand konnte wild um sich schießen oder ein Pferd bei dem Lärm erschrecken und sie niedertrampeln. Zum Teufel! Wer wusste schon, was bei einem mongolischen Sportwettbewerb alles passierte?
»Das ist keine Option«, erklärte sie.
»Na gut«, gab Gabriel nach.
In rasendem Mongolisch, das Batu nicht übersetzte, erklärte Thalia dem Anführer ihren Fall. Bold stand der Idee skeptisch gegenüber, vielleicht sogar noch mehr als der Vorstellung, dass Thalia allein teilnahm. Natürlich konnte Gabriel versuchen, dem Bewacher des Steins den Rubin zu entwenden, aber besser, sie kamen ohne Gewalt an ihn heran. Ihn zu gewinnen wäre am besten. Dass er das nicht allein schaffte und Thalia deshalb in Gefahr brachte, machte ihn rasend. Er wünschte, Batu könnte das Bogenschießen gewinnen. Doch Thalia wirkte so überzeugt, dass sie nicht nur gewinnen konnte , sondern gewinnen würde. Gabriel gab schließlich nach.
»Warten Sie«, sagte Gabriel und unterbrach Thalias Ansprache. »Sagen Sie ihm Folgendes: Es mag Ihnen seltsam erscheinen … los, übersetzen Sie«, drängte er, und Thalia übersetzte widerwillig, während er fortfuhr: »… dass ein Mann und eine Frau gemeinsam teilnehmen. Warum trete ich nicht allein an? Weil … « Er suchte nach den passenden Worten, denn er war es nicht gewohnt, frei zu sprechen, und fühlte sich nicht wohl dabei. Schließlich sah er den Anführer an und sagte: »Sie und ich sind wie Flinte und Schießpulver. Beides ist für sich genommen stark, aber zusammen sind sie explosiv.«
Bold runzelte die Stirn und schwieg. Deshalb redete Gabriel weiter. »Wir sind wie Bogen und Sehne. Allein sind wir zu nichts nutze, aber zusammen sind wir stark. Oder … wie Heft und Messerklinge.« Er hörte auf, als der Anführer zu lachen begann und mit dem Kopf nickte. Während er sich die Lachtränen aus den Augen wischte, sprach Bold erst zu Gabriel, dann zu Thalia.
»Es sieht aus, als würden Sie und ich als Team am Nadaam teilnehmen«, sagte Thalia an Gabriel gewandt.
»Womit habe ich ihn überzeugt?«
Thalia
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