Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
verzog die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln. »Mit nichts. Aber er findet die Vorstellung, dass ein Mann und eine Frau als Team antreten, so lustig, dass er uns teilnehmen lässt. Er meint, der Stamm könne etwas Aufheiterung vertragen.«
Gabriel musste ebenfalls lachen. »Meine kurze Karriere als Diplomat ist vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat.«
»Das ist in Ordnung, Hauptmann«, sagte sie herzlich und drückte seine Hand. »Ich schätze Sie als Mann der Tat.«
Er grinste und dachte an das Turnier. Sein Blut rauschte vor Aufregung, er freute sich darauf, richtig zu kämpfen. Keine Fallen von hinterhältigen Feinden. Keine Magie. Einfach ein Kampf Mann gegen Mann.
Doch nicht nur Mann gegen Mann. Eine Frau war ebenfalls dabei. Thalia. Sie hatte noch nie gekämpft, dennoch war sie eine Kriegerin. Die perfekte Frau, um sie in einem Wettkampf an seiner Seite zu haben. Bald würden sie gemeinsam kämpfen. Und es fühlte sich absolut richtig an.
10
EINE ANDERE FORM VON MAGIE
Der Zeitpunkt hätte nicht glücklicher sein können. Bold informierte sie, dass das Nadaam -Turnier am nächsten Tag stattfand. In der Zwischenzeit werde ein Fest gefeiert, zu dem Thalia, Gabriel und Batu herzlich eingeladen seien.
Batu erhielt ein Bett im Ger eines Verwandten, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er mit dem zweiten Cousin des Anführers verschwägert war. Merkwürdigerweise gab es derartige Zufälle in einem so riesigen Land wie der Mongolei recht häufig. Über die bereits unendliche Gastfreundlichkeit der Mongolen hinaus erhielt Batu nun noch mehr Zuneigung vonseiten des Stammes. Man versorgte ihn sofort mit Essen und Getränken und bombardierte ihn mit Hunderten von Fragen über seine Familie, über den Engländer und die Frau in seiner Begleitung. Thalia und Gabriel wurde die Ehre zuteil, im Ger des Anführers zu übernachten. Aber an Schlaf war noch lange nicht zu denken. Erst kam das Fest.
Thalia und Gabriel traten aus Bolds Ger . Im Ail herrschte munteres Treiben, überall um sie herum wurden Zelte errichtet.
»Es sieht aus, als wollten im Umkreis mehrerer Meilen alle Männer um den Rubin kämpfen«, stellte Gabriel fest.
Thalia beobachtete, wie verschiedene Leute mit Kamelen an ihnen vorbeizogen, auf denen sie die Einzelteile ihrer Zelte transportierten. »Es ist eine Ehre, dass so viele kommen. Bold sagt, dass den ganzen Abend über noch Bewohner aus benachbarten Ails anreisen.«
Gabriel rieb sich die Hände. »Das dürfte eine gute Vorstellung werden.«
»Sieht aus, als freuten Sie sich darauf, Hauptmann.« Sie musste unwillkürlich lächeln.
Er erwiderte ihr Lächeln. »In der Tat. Es geht doch nichts über einen kleinen altmodischen Wettbewerb. Aber«, fügte er mit ernster Miene hinzu, »es gefällt mir nicht, dass Sie ebenfalls teilnehmen müssen. Darauf freue ich mich weniger.«
Sein Beschützerinstinkt ärgerte sie, zugleich freute sie sich insgeheim darüber. Bevor sie etwas erwidern konnte, erschien Oyuun. »Wir könnten weibliche Hilfe bei den Festvorbereitungen gebrauchen«, erklärte die Frau des Anführers.
Thalia blickte zu Gabriel und übersetzte. Batu tauschte irgendwo Klatsch und Tratsch aus, und wenn sie bei den Festvorbereitungen half, war Gabriel allein unter Menschen, deren Sprache er nicht einmal verstand.
»Na, los«, drängte er und stupste sie sanft mit der Schulter. »Sie werden gebraucht, und es sieht aus, als könnten diese Genossen«, er deutete mit dem Kopf auf eine Gruppe Männer, die sich um ein großes Ger versammelten, »auch etwas Hilfe gebrauchen.«
»Kommen Sie klar?«
Ein hinreißendes, fast großspuriges Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Wenn Sie sich Sorgen machen, wird mir ganz warm ums Herz.«
Am liebsten hätte sie ihm etwas Schweres an den Kopf geschmissen, doch er verschwand, bevor sie den nächstbesten Kessel ergreifen konnte.
»Komm, Schwester«, sagte Oyuun. »Die anderen wollen dich kennenlernen. Alle Frauen freuen sich, die Bekanntschaft der englisch-mongolischen Dame zu machen, die gegen die Männer antritt.«
Thalia folgte Oyuun zu einer großen Gruppe schnatternder Frauen, die darauf brannten, sie mit Fragen zu bedrängen. Doch zunächst versicherte sie sich mit einem Blick über ihre Schulter, dass Gabriel mit den Männern zurechtkam.
Er stand bereits in ihrer Mitte und bewegte sich so sicher, als wäre er in der Steppe geboren. Die Männer hatten den Boden ausgelegt und das Mobiliar aufgebaut. Nun machten sie Gabriel
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