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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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Gabriel und ihre Mutter die Sehne fest und zögen mit ihren Erwartungen und Vorstellungen daran. Noch schwerer lasteten ihre eigenen Erwartungen auf ihr.
    Zweihundert Menschen sahen zu. Darunter Gabriel. Und aus mehreren hundert Meilen Entfernung auch ihr Vater. Sie atmete zunehmend flacher, und ihre tattrigen Hände ließen die Pfeilspitze auf und ab schnellen. Konnte sie es schaffen?
    Thalia senkte den Bogen und wischte sich noch einmal an ihrem Del die Hände ab. Sie sah nicht zu Gabriel, spürte jedoch deutlich seinen Blick auf sich.
    »Was ist los, Mädchen?« Tsend grinste höhnisch vom Ende der Reihe zu ihr herüber. »Stimmt etwas mit deiner Ausrüstung nicht?« Er griff sich in den Schritt und lachte. Thalia erinnerte sich an sein Verhalten am Fluss vor den Toren Urgas, an seinen bedrohlichen Blick und seine gefährliche Erscheinung. Sie fröstelte.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Batu Gabriel zurückhielt. Sie unterdrückte den Impuls, zu ihm zu laufen und sich hinter ihm zu verstecken. Nein. Thalia focht ihren eigenen Kampf. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Geräusch des Windes, der durch das Gras strich. Sie stellte sich vor, sie wäre ein Adler, der mit ausgebreiteten Flügeln auf der Luftströmung dahinglitt und sich hoch über die Ebene erhob.
    Ich bin eine Klinge der Rose, dachte sie. Ich helfe, die Magie der Welt zu schützen.
    Thalia öffnete die Augen und hob ihren Bogen weit nach oben. Sie spannte die Sehne und zielte. Jetzt ließ sie sich leichter ziehen. Um sie herum herrschte Ruhe, in ihrem Kopf ebenfalls. Die Zielscheibe wartete und rief nach hier.
    »Jetzt«, schrie Bold und im selben Augenblick kreischte die Menge. »Los!«
    Thalia schoss genau wie die Männer in der Reihe neben ihr. Zischend sausten die Pfeile durch die Luft, flogen in hohem Bogen nach oben und schwebten wieder in Richtung Boden. Als die Pfeile ihr Ziel erreichten, ertönte in der Ferne ein sattes Geräusch. Die Menge jubelte. Sie wollte zu Gabriel sehen, doch das lenkte sie zu sehr ab.
    Es blieb keine Zeit zu überprüfen, wie gut sie geschossen hatte. Bold gab den Schützen das Zeichen, die Bögen erneut zu heben und zu zielen. Als Thalia die Sehne spannte, konzentrierte sie sich ganz auf das Ziel. Den Pfeil. Die Bewegung des Windes. Das Gefühl des Bogens in ihrer Hand und die Kraft in ihren Armen. Dann gab Bold den Befehl. Die Menge johlte, und ihr Pfeil trat seine Reise über das Feld an.
    Zwei der Schützen stöhnten, als ihre Pfeile vor dem Ziel auf den Boden fielen. Leider gehörte Tsend nicht zu ihnen. Thalia wusste zwar, dass Tsend, die anderen vier Wettbewerber und sie selbst die Zielscheibe getroffen hatten, doch nur die Richter kannten den besten Schützen. Aus dieser Entfernung konnte sie nicht viel erkennen. Sie hatte die Zielscheibe getroffen, doch noch immer konnte sie ausscheiden. Angst und Zweifel machten ihr zunehmend zu schaffen. Was, wenn sie die Klingen der Rose enttäuschte? Gabriel? Sich selbst?
    Hinter ihrem Rücken rief Gabriel ihr aufmunternde Worte zu. Sie taten ihr gut, halfen ihr jedoch nicht. Die Kraft musste aus ihr selbst kommen. Wenn sie sich auf jemand oder etwas anderes verließ, taugte sie nicht für die Klingen der Rose. Sie musste aus sich heraus stark sein.
    Es folgte das Zeichen, erneut die Bögen anzulegen. Thalia konzentrierte sich voll auf das Ziel und spannte. Sie versetzte sich in ihren Pfeil. Sobald sie die Sehne losließ, wird der Pfeil zielgenau und kraftvoll fliegen. Dann kam der Befehl. Die Sehne sprang nach vorn und trieb den Pfeil an. Wie wundervoll er klang, wie ein pfeifendes Kind.
    Alle Pfeile hatten ihr Ziel erreicht, und die Richter – Bold und einige Stammesälteste – eilten herbei, um das Ergebnis zu prüfen. Vier der Richter trugen blaue Seidenbänder bei sich, die sie neben den Zielscheiben der Gewinner anbrachten. Thalia und die anderen Schützen, mit Ausnahme von Tsend, tauschten besorgte Blicke, während die Richter gestikulierten und die Köpfe schüttelten. Das konnte alles bedeuten. Thalia riskierte einen Blick zu Gabriel. Die Art, wie er sie anlächelte, berührte sie sehr. Zurückhaltend, aber stolz. Egal wie der Wettbewerb ausging, er wusste, dass sie ihr Bestes gegeben hatte, und das genügte ihm.
    Doch ihr genügte es nicht, wenn sie den Rubin verlor.
    Ihren Bogen umklammernd, beobachtete Thalia, wie die Richter das erste blaue Band neben einem Pfeil befestigten und die kleine saphirblaue Fahne dann im Wind flatterte. Der

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