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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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sie mit ihrer altjüngferlichen Lehrerinnenstimme.
    »Aha. Aber wenn deine Fahrkarte in die große Welt des weißen Mittelstandes endlich gelocht ist, werde ich das Annullierungswerkzeug sein.«
    Er glaubte sie lachen zu hören, war sich jedoch nicht sicher, weil sie einfach eingehängt hatte. Er blies einen lauten schmatzenden Kuß in das summende Telephon.

9
 
HARLAN D LONGW O OD
    Im Verlauf seiner Krankheit gewöhnte sich Harland Longwood an sie wie an ein häßliches, verhaßtes Kleidungsstück, das man aus wirtschaftlichen Gründen nicht wegwerfen kann. Er fand nachts immer weniger Schlaf, worüber er jedoch nur zum Teil unglücklich war, da er am besten schreiben konnte, wenn das Wohnhaus in Cambridge in schwarzen Samt gehüllt war und die Welt mit einem Minimum an Geräuschen durch die geschlossenen Fenster drang.
    Er schrieb schnell, arbeitete das Material auf, das im Laufe vieler Jahre gewissenhaft und langsam angesammelt worden war, und vollendete für jedes Kapitel einen sorgfältigen zweiten Entwurf, bevor er zum nächsten schritt. Als er drei Kapitel geschrieben hatte, wußte er, daß es Zeit für eine Überprüfung war, und nach langer Überlegung wählte er drei hervorragende Chirurgen, die weit genug von Boston lebten, so daß die Nachricht von seiner Krankheit noch nicht zu ihnen gedrungen sein konnte. Das Kapitel über Thoraxchirurgie ging an einen Professor am McGill-Institut, das Kapitel über Bruchoperationen an einen Chirurgen am Loma-Linda-Hospital in Los Angeles, das Kapitel über die Methodik an einen Mann an der Mayo-Klinik in Minnesota.
    Als ihre Rezensionen eintrafen, wußte er, daß er keinem aus bloßer Ichsucht geborenen, närrischen Traum nachgejagt war.
    Der Professor vom McGill war von dem Teil über die Thoraxchirurgie begeistert und bat um die Erlaubnis, ihn in einer von ihm herausgegebenen Zeitschrift zu veröffentlichen. Der Chirurg der Mayo-Klinik zollte ihm hohes Lob, wies jedoch auf ein zusätzliches Gebiet hin, das in diesem Zusammenhang interessant sein würde, was drei weitere Wochen mühevoller Arbeit bedeutete. Der Kalifornier, ein eifersüchtiger Pedant, mit dem er jahrelang in Streit gelegen war, räumte zwar mürrisch den Wert des Materials ein, fügte aber drei haarspalterische redaktionelle Korrekturen hinzu, mit denen Longwood nicht übereinstimmte und die er überging.
    Er schrieb mit einer Feder und füllte liniertes Papier mit einer verkrampften, spinnenartigen Schrift. Gelegentlich überwältigte ihn der Schlaf bei Tag, wenn er einen Teil an dem Buch fertiggeschrieben hatte, und zum erstenmal im Leben begann er häufig im Krankenhaus zu fehlen und daheim zu bleiben, dankbar für Bester Kenders Fähigkeit, ihn abzulösen.
    Er fühlte sich jetzt sicher genug, eines Tages beim Mittagessen das Buch Elizabeth gegenüber zu erwähnen, und war gerührt, als sie sich freiwillig anbot, das Manuskript zu tippen, weil er glaubte, sie wolle über ihn wachen. Zwei Tage spielte sie wie ein Kind an der Schreibmaschine herum, am dritten Vormittag stand sie jedoch nach zwanzig Minuten auf und verbrachte lange Zeit vor dem Spiegel, um sich den Hut aufzusetzen.
    »Ich habe Edna Brewster versprochen, mit ihr einkaufen zu gehen, Onkel Harland«, sagte sie, und als er nickte, küßte sie ihn auf die Wange.
    Nach einigen Tagen war es Bernice Lovett, die krank war und besucht werden mußte.
    Zwei Vormittage später sagte sie, Helen Parkinson habe darauf bestanden, daß sie dem Komitee die neue Vincent-Club-Show planen helfe.
    Danach wurde ihre Anwesenheit von Susan Silberger, Ruth Moore, Nancy Roberts gebraucht, während der Stapel ungetippten Manuskripts neben der Schreibmaschine wuchs.
    Der Kubaner war nicht fähig, ihr Halt zu geben, dachte er, endlich in seiner Mißbilligung Meomartinos bestätigt.
    Sie blieb immer eine Weile in seiner Wohnung und ging dann, nachdem sie nachdrücklich die Frau genannt hatte, mit der sie den Tag verbringen würde. Er brauchte nur bis zu dem Vormittag mit Helen Parkinson, um sich die Dinge zusammenzureimen.
    »Du meinst, falls dein Mann anruft«, sagte er, als sie es ihm sagte.
    Liz sah ihn an und lächelte dann. »Jetzt sei nicht töricht und sage ja nichts, das wir beide bedauern würden, Onkel Harland«, sagte sie.
    »Elizabeth, du bist hergekommen, um mir bei der Arbeit zu helfen. Möchtest du mit mir über… irgend etwas sprechen? Kann ich dir helfen?«
    »Nein«, sagte sie.
    Statt darüber nachzudenken, rief er ein Schreibbüro an und traf

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