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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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die kleinen Tiere vor Kälte und vergraben sich im Laub und in der Erde, damit ihnen warm wird. Die Vögel haben die Köpfe unter ihre Flügel gesteckt.«
    »Ja.«
    »Aber ist uns kalt und sind wir naß?«
    »Nein«, murmelte der Junge.
    »Warum nicht?«
    »Ein Zelt.«
    »Ganz richtig.« Er küßte die Wange, die noch immer babyweich war, und berührte seinen Sohn sanft zwischen den dünnen Schulterblättern, halb tätschelnd, halb streichelnd.
    Nach einer Weile verriet ihm das ruhige gleichmäßige Atmen, daß das Kind schlief. Vorsichtig machte er sich frei, kroch dann hinaus, nahm das Zelt auseinander und brachte Miguel wieder in sein Bett.
    Im Wohnzimmer lag Liz noch immer auf der Couch.
    »Das hättest du nicht tun müssen«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ihn baden. Ich hätte ihn in der Früh gebadet.«
    »Es macht mir nichts aus, ihn zu baden.«
    »Er wird nicht vernachlässigt. Ich habe viele Fehler, aber ich bin eine gute Mutter.«
    »Was gibt’s zum Abendessen?« fragte er.
    »Ich hab’ eine casserole. Ich brauche nur den Herd anzudrehen, um sie zu wärmen.«
    »Bleib’ nur«, sagte er. »Ich mach’ schon.«
    Während er wartete, daß das Essen warm wurde, dachte er, ein Drink würde sie beide erfrischen. Er suchte in einem Küchenschrank nach dem Kräuterlikör, als er die Beefeater-Flasche hinter einer runden Hafermehlschachtel erblickte. Sie war noch immer kalt, als er sie berührte, und war sichtlich bis knapp vor seiner Heimkehr im Eisschrank gestanden.
    Es wird Zeit, dachte er, daß du diesen Dingen ins Auge blicken mußt.
    Er stellte die Flasche auf ein Tablett mit zwei Gläsern und trug sie in das Wohnzimmer.
    »Martini?«
    Sie sah die Flasche an, sagte aber nichts. Er goß den Drink ein und reichte ihn ihr.
    Sie schlürfte. »Er müßte kälter sein«, sagte sie. »Aber sonst hätte selbst ich keinen besseren mixen können.«
    »Liz«, sagte er, »warum das Theater? Du willst untertags trinken? Dann trinke. Du brauchst die Flaschen nicht vor mir zu verstecken.«
    »Halte mich«, sagte sie nach einem Augenblick. »Bitte.« Er legte sich neben sie und hielt sie in den Armen, während er auf dem Rand des schmalen Sofas balancierte.
    »Warum hast du getrunken?«
    Sie lehnte sich zurück und sah ihn an. »Es hilft«, sagte sie.
    »Wogegen?«
    »Ich habe Angst.«
    »Warum?«
    »Du brauchst mich nicht mehr.«
    »Liz –«
    »Es ist wahr. Als ich dich kennenlernte, hast du mich schrecklich gebraucht. Jetzt bist du stark. Selbstständig.«
    »Muß ich schwach sein, um dich zu brauchen?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich werde es verderben, Rafe. Ich weiß es. Ich tue es immer.«
    »Unsinn, Liz. Siehst du nicht, wie dumm das ist?«
    »Vor unserer Ehe kam es nie wirklich darauf an. Nachdem ich es mit Bookstein verpfuscht hatte und wir geschieden waren, war ich tatsächlich glücklicher. Aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, es wieder zu verpfuschen.«
    »Wir werden nichts verpfuschen«, sagte er hilflos.
    »Wenn du daheim bist, ist alles in Ordnung. Aber das verdammte Krankenhaus nimmt dich alle sechsunddreißig Stunden wieder weg. Wenn du nächstes Jahr in die Praxis gehst, wird es noch schlimmer werden.«
    Er zog ihre Lippen mit dem Finger nach, aber sie wandte den Kopf ab. »Wenn du mit dem Krankenhaus ins Bett gehen könntest, würde ich dich überhaupt nie sehen«, sagte sie.
    »Nächstes Jahr wird es besser sein«, sagte er. »Nicht schlimmer. Ich verspreche es dir.«
    »Nein«, sagte sie. »Wenn ich mich an Tante Frances erinnere, dann sehe ich sie vor mir, wie sie auf meinen Onkel wartete. Sie sah ihn fast nie. Er verkaufte seine Praxis und ging erst, nachdem sie gestorben war, ins Krankenhaus arbeiten. Als es zu spät war.«
    »Du wirst dein Leben nicht damit verbringen, auf mich zu warten«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
    Sie umschlang ihn fester. Um nicht von der Couch zu fallen, hielt er sie dort fest, wo die Rückseite des Schenkels breiter wurde, eine massive Stelle zum Festhalten. Bald darauf wurde ihr Atem an seinem Hals langsam und regelmäßig; sie schlief ein wie der Junge, dachte er. Er spürte Verlangen, unternahm jedoch nichts, da er die behagliche Vertrautheit nicht verletzten wollte. Gleich darauf döste er selbst ein und träumte unerklärlicherweise, daß er wieder ein kleiner Junge war, der in seinem Schlafzimmer in dem großen Haus in Havanna schlief. Es war ein unglaublich klarer und realistischer Traum, und er war sicher, daß seine Eltern in dem großen geschnitzten Bett im

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