Die Knickerbocker Bande 16 - SOS vom Geisterschiff
gehabt“, wunderte sich Lilo. Für sie ging der Ehrgeiz ihrer Zimmerkameradin eindeutig zu weit.
Nach dem Telefonat bezogen die beiden Knickerbocker-Mädchen ihr gemeinsames Zimmer. Sie hatten das Notwendigste mitgenommen und ließen sich zufrieden auf die Betten fallen. „Geht es dir besser?“ erkundigte sich Lilo.
Poppi grinste und sagte: „Mir ist es nie schlecht gegangen.“ Ihre Freundin verstand die Welt nicht mehr. „Aber deine Magenkrämpfe? Du hast dir doch immer den Bauch gehalten.“
„Meine Bauchschmerzen heißen Lollo“, sagte Poppi geheimnisvoll.
Erst jetzt fiel Lilo auf, daß Poppi noch immer ihre Jacke trug. „He, wieso ziehst du dich nicht aus? Ist dir nicht wahnsinnig warm?“ wunderte sich das Superhirn. Langsam und vorsichtig zog das Mädchen den Reißverschluß der Jacke auf - und augenblicklich tauchte ein kleiner Affenkopf auf.
„Wo... wo hast du den her?“ Lilo konnte im ersten Moment nicht fassen, was sie da sah. „Ist das nicht der Affe aus dem Labor?“
„Ja, das ist er. Aber niemand wird sein Blut für Experimente verwenden. Schon gar nicht, um ein Anti-Faltenmittel zu erzeugen. So ein quer-karierter Blödsinn!“ schimpfte Poppi.
„Wie hast du das Tier befreit?“ wollte Lilo wissen.
„Ich bin heimlich zu dem Raum geschlichen, in dem sich die Käfige befinden, und habe Lollo herausgeholt. Du hättest sehen sollen, wie er sich sofort an mich geschmiegt hat. Ich kenne mich bei diesen Tieren gut aus: Lollo ist höchstens drei Monate alt und äußerst liebesbedürftig. Bei mir wird er es sehr gut haben.“
Nun wurde Lieselotte einiges klar. „Weil der kleine Affe unter deiner Jacke gestrampelt hat, mußtest du dir immer den Bauch halten...“ Poppi nickte. „Und damit meine Zimmernachbarin ihn nicht bemerkt, wollte ich unbedingt mit dir zusammen sein!“
Noch hatte Lilo Zweifel, ob Poppi hier etwas Richtiges getan hatte. Diebstahl war es auf jeden Fall. „Mir egal“, meinte das Mädchen dazu. „Ich werde Geld in einen Umschlag stecken und an SEBOPLAN schicken. Dann habe ich den Affen ,gekauft’!“
Lollo schien sich bei seinem neuen Frauchen wirklich sehr wohl zu fühlen. Er turnte über Poppis Kopf, machte Anstalten, nach Läusen zu suchen, und spielte vergnügt mit ihren Haaren. Das Obst, das ihm Poppi als Futter anbot, nahm er gierig in die kleinen Pfoten und verschlang es mit Heißhunger. Anschließend an die Mahlzeit sprang er zur Verdauung an die Deckenlampe, die einen breiten Bügel besaß, und schwang sich darauf - wie auf einem Trapez - hin und her.
Die beiden Knickerbocker-Freunde lachten schallend über seine Kunststücke und schienen ihn dadurch noch zu ermuntern. Lollo turnte über die Vorhänge und machte sich daran, auf dem Schreibtisch das Papier zu zerreißen.
Der Gong rief die Wettbewerbs-Teilnehmer in den Speisesaal, wo heute ein frühes Abendessen serviert wurde. Danach stand ein Theaterbesuch auf dem Programm. Poppi und Lieselotte beschlossen, sich davor zu drücken, damit sie Lollo nicht allein lassen mußten.
Beide Mädchen hatten keine Ahnung von dem gefährlichen Geheimnis des Affen...
Schwarze Briefe
Der nächste Tag verging wie die beiden anderen. Nein, das stimmte nur halb. Für Lilo und Poppi gab es eine kleine Ausnahme: Die beiden hatten nun alle Hände voll zu tun, Lollo vor den neugierigen Augen der anderen zu verstecken. Aus diesem Grund war immer eines der Mädchen im Zimmer. Nur zu den Tests mußten beide den Raum verlassen. Vom Portier hatte sich Lieselotte allerdings einen Schlüssel besorgt, mit dem sie abschließen konnte.
Am Vormittag fand als dritte Runde des Wettstreits ein Gedächtnis-Test statt. Der Computer lieferte den Teilnehmern kurze Texte und Informationen, die nach einigen Minuten wieder vom Bildschirm verschwanden. Danach kamen Fragen zum Inhalt des Gelesenen, die von den Teilnehmern beantwortet werden mußten.
Diesmal war Lieselotte in guter Stimmung, und sie hatte das Gefühl, besser abzuschneiden als am Vortrag. Als zu Mittag die neuesten Zwischenergebnisse bekanntgegeben wurden, hatte sich allerdings nichts verändert; Klara und Lilo führten weiterhin mit Punktegleichstand, und auch Poppi hatte ihren ersten Platz verteidigen können.
Der Nachmittag war diesmal frei, und die meisten Schüler verbrachten ihn im Videoraum, wo sie sich mit Zeichentrickfilmen abzulenken versuchten.
Vor dem Abendessen wollten Lilo und Poppi noch duschen und gingen deshalb vorher in ihre ursprünglichen Zimmer, um
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