Die Knickerbocker Bande 20 - Insel der Ungeheuer
im Wasser.
Der rote Feuerschein erhellte die Höhle nur höchst spärlich. Es war nun fast nichts zu erkennen. Lilo ruderte hilflos im Wasser und heulte und schluchzte. Sie wollte versinken und nie wieder auftauchen. Sie war entkräftet und wäre trotzdem am liebsten in die Höhe geschossen, so wie es das Untier vorhin getan hatte. Sie wollte raus aus dem Wasser. Aber der Stiermensch ließ sie nicht. Und Axel?
Rätselhaft
„Lilo!“
Das Mädchen reagierte nicht.
„Lieselotte! Komm schnell! Schnell!“
Axel? War das Axel? Wo war er?
„Ich bin hier! Hier... ich rufe, und du kommst zu mir. Los! Hier, hier, hier, hier, hier!“ Unermüdlich rief der Junge, damit seine Freundin die Richtung erkannte. Er wollte sich nicht von der Stelle bewegen, weil er eine wichtige Entdeckung gemacht hatte. Lieselotte schwebte. Es war nun alles wie ein Traum. Sie schwamm in die Richtung, aus der die Stimme kam, und spürte plötzlich Axels Arm, der nach ihr griff. „Ich habe geglaubt... du... du...“ stotterte das sonst so kühl überlegende Superhirn. „Ich habe mich vor dem Monster retten wollen und bin plötzlich in eine Felsnische gekippt.“ Lieselotte tastete über den Stein und staunte. Die Wand machte plötzlich einen Knick und führte in das Innere des Felsens. Ein zweiter Fels ragte aber von der anderen Seite vor und verdeckte auf diese Weise die Öffnung. Von vorne war der Eingang nicht zu erkennen. Er glich einer ausgebeulten Hosentasche, deren Öffnung nur eine dünne Linie war. Von der Seite war sie aber klar und groß erkennbar.
„Wohin geht’s da?“ keuchte Lilo aufgeregt. „Das ist eine Art Tunnel. Ich bin ein Stück rein geschwommen. Er macht ständig Zickzackknicke und mündet in eine andere Höhle, die einen Zugang zum Meer hat. Dort ist es total hell!“ berichtete der Junge aufgeregt.
Lieselotte vergeudete keine Sekunde. Im nächsten Moment konnte schon eine neue Katastrophe losbrechen. Sie schwamm in den Gang, der gar nicht so niedrig war. Er war auch breit, und das Mädchen konnte sogar die Arme zur Seite strecken, ohne die Wände zu berühren. Lilo paddelte und strampelte wie ein Hund. Richtige Schwimmbewegungen waren nicht mehr möglich. Als sie das Licht erblickte, rieselte ein freudiger Schauer durch ihren ganzen Körper. Jetzt war sie nicht zu halten. Sie kraulte prustend und spuckend auf den Höhleneingang zu, vor dem das offene Meer lag. Das Mädchen schwamm hinaus und sog gierig die frische, warme Meeresluft ein. Am Horizont sah es die Sonne, die als rotglühender Ball versank. Es war also bereits Abend. Wenn Lilo nicht alles täuschte, ungefähr acht Uhr.
Axel tauchte hinter ihr auf, und freudig umarmten sich die beiden Knickerbocker. Sie waren halbwegs heil davongekommen!
Links von sich erkannten sie eine kleine Bucht, auf die sie zuschwammen. Ihre Beine waren weich wie Butter und sackten fast zusammen, als sie an Land laufen wollten. Keuchend ließen sie sich in den Sand fallen und versuchten, ein kleines bißchen Ruhe zu finden. Die Gedanken und Bilder rasten durch ihre Köpfe. Wie ein Film, der dreimal zu schnell abgespielt wurde, tauchten die Ereignisse der vergangenen Stunden vor ihren Augen wieder auf.
Langsam wurde der Himmel dunkelblau, und die ersten Sterne erschienen. Die Junior-Detektive bemerkten nicht, wie die Minuten und dann sogar die Stunden vergingen. Sie waren unfähig, sich zu bewegen.
Axel und Lieselotte fielen schließlich in einen tiefen Schlaf.
Fröstelnd erwachte Lieselotte als erste. Verschlafen und etwas verwirrt blickte sie sich um. Sie brauchte eine Weile, um herauszufinden, wo sie war und warum sie sich hier befand.
Es war früher Morgen und bereits hell. Die Luft war angenehm kühl und erfrischend. Lilo schaute an sich herab und sah, daß ihre Klamotten zerfetzt und völlig verdreckt waren. Axel lag halbnackt neben ihr. Sie rüttelte ihren Kumpel, um ihn aufzuwecken.
„Komm, wir müssen weg. Wir müssen ins Hotel zurück!“ Es kostete den Jungen viel Mühe, die Augen offenzulassen und sich zu erheben.
Gemeinsam stapften sie durch den Sand und erreichten einen staubigen Feldweg, der sie nach oben zur Küstenstraße brachte. Sie stoppten einen Lieferwagen, auf dessen Ladefläche sich Kisten mit Obst türmten, und sagten dem Fahrer immer wieder den Namen des Hotels. „Aphrodite! Hotel Aphrodite!“ wiederholte Axel mehrmals. Der Mann nickte. Ihm war klar, daß mit den beiden Kindern etwas nicht stimmte, und deshalb war er auch bereit, sie
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