Die Knickerbocker Bande 21- Frankensteins Wolkenkratzer
los.
Die Rampe drehte sich wie das Gehäuse einer Schnecke in die Tiefe und mündete in einen riesigen, düsteren Raum mit vielen Stützpfeilern. Ein leises Brummen verriet, daß ein Auto hinter ihnen war. Die Bande wich aus und lief bis zur Garagenmauer. Wenn sie an ihr entlanggingen, mußten sie irgendwann zu der Tür kommen, die zum Lift führte.
Ein verbeulter, schäbiger, kleiner Wagen fuhr an ihnen vorbei und parkte ein. Die Fahrertür wurde geöffnet, und eine Frau stieg aus. Sie hatte ein Tuch um den Kopf geschlungen und trug eine große, dunkle Sonnenbrille. Für einen Moment sah sie in die Richtung der Knickerbocker, und die vier erkannten ihr schneeweißes Gesicht.
„Gloria Esterman... das ist sie!“ wisperte Poppi. Die Frau wandte sich augenblicklich ab und hastete davon. Schnell war sie zwischen den Stützpfeilern verschwunden. Eine Tür knallte. Nun wußten die Junior-Detektive, wo sie hingehen mußten.
„Gloria Esterman wollte zweifellos nicht gesehen werden“, meinte das Superhirn. „Ist auch klar, warum. Der Hawaii-Urlaub war gelogen. In Wirklichkeit läßt sie sich hier ihre Fassade neu verputzen. Na ja, ihr ist sicher peinlich, daß wir sie hier beobachtet haben und Tante Patricia alles erzählen könnten.“ Die Freunde einigten sich darauf, der Klatschreporterin vorerst nichts zu sagen.
Die Bande hatte die Ausgangstür bald gefunden und betrat einen kleinen, nüchternen Raum, in dem sich vier Lifttüren befanden. Gloria Esterman war nicht mehr da. Der Fahrstuhl war bald da und brachte sie in den 41. Stock. Dort angekommen, blickten sie sich erstaunt um. Sie standen direkt im Vorraum der Firma.
An den Wänden hatten zwei Männer in dunklen Anzügen und eine Frau in einem langen Abendkleid auf abgewetzten Stühlen Platz genommen. Sie blätterten in großformatigen Zeitungen und blickten nicht einmal auf, als die Knickerbocker aus dem Aufzug traten.
„Hello!“ grüßten Axel, Lilo, Poppi und Dominik freundlich. Niemand erwiderte den Gruß. Die Stimmung im Raum war angespannt und unheimlich. Irgendwo lauerte hier Gefahr.
Die Junior-Detektive fühlten sich äußerst unbehaglich und ließen sich langsam auf den altersschwachen Stühlen nieder.
„Worauf warten die?“ fragte Axel seine Freunde leise und deutete mit dem Kopf auf die drei anderen Besucher. Die Mädchen zuckten mit den Schultern. Dominik schüttelte den Kopf. Keine Ahnung!
Sekunden verstrichen. Minuten vergingen. Es wurde kein Wort gesprochen. Nur das Rascheln des Zeitungspapiers unterbrach von Zeit zu Zeit die Stille.
„Kommt, wir gehen wieder!“ wisperte Lieselotte. „Nein, ich will vorher wissen, was das soll!“ zischte Axel. „Ich... ich schau einmal, ob wer im Büro ist, den wir fragen können.“ Genau gegenüber dem Lift befand sich nämlich eine Tür, über der ein etwas vergilbtes Schildchen angebracht war. „Nicht eintreten!“ ermahnte eine Leuchtschrift.
Gerade als sich der Junge erhob, öffnete sich der Aufzug, und ein kleiner Mann sprang heraus. Er sah wie ein Riesenstraußenei auf Beinen aus, das jemand in einen schwarzen Anzug gequetscht hatte. Sein Gesicht wurde von der Krempe eines schwarzen Schlapphuts verdeckt.
In einer Hand hielt der Mann einen Revolver, in der anderen ein langes Messer. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette. „Hey you!“ schrie er die Knickerbocker an.
Die vier sprangen entsetzt auf und streckten sofort die Hände in die Höhe. „Nicht... geben Sie die Waffe weg!“ stammelte Lieselotte auf deutsch.
„No, no, no“, knurrte der kleingewachsene Ganove und machte einige Schritte auf sie zu. Wild fuchtelte er mit Revolver und Messer durch die Luft. „Jetzt ist das Spiel aus!“ schrie er nun ebenfalls auf deutsch.
Die vier waren von allen gewarnt worden: New York war eine äußerst gefährliche Stadt. Sie sollten nie allein wohingehen. Tante Patricia hatte darauf bestanden, daß sie immer von ihrem Fahrer oder ihrem Butler begleitet wurden. Überfälle und blutige Verbrechen standen in New York auf der Tagesordnung.
„Wie... wie ist der hier herein gekommen?“ krächzte Dominik. „Die Halle ist doch streng bewacht!“
„Egal, wir... wir müssen auf jeden Fall weg...“, flüsterte Axel. Aber der einzige Ausgang wurde von dem bewaffneten Gnom verstellt. „Ihr seid zu weit gegangen“, fauchte der Mann.
„Der... der kommt sicher aus der Klinik!“ keuchte Poppi. „Der... der soll uns fertig machen!“
„Und das werde ich auch tun!“ versprach ihr Gegner,
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