Die Knickerbocker Bande 22 - Der taetowierte Elefant
war. Er riß an der Seite eine Klappe auf, fuhr mit dem Arm hinein und betätigte einen Mechanismus.
Unter lautem Quietschen und Knattern fuhr die Brücke wieder aus und bewegte sich auf die Insel zu.
Axel und Lieselotte standen zitternd und bleich vor Aufregung auf der Plattform. Sie hatten Angst, daß die rettende Brücke zu spät kommen würde.
Nur mehr wenige Meter, dann war der Brückenbogen bei ihnen angelangt, und sie konnten über ihn das sichere Ufer erreichen. Auf der Insel hatte der Kampf um das Fressen begonnen. Die größten Krokodile durften als erste zuschlagen. Die kleineren hielten sich brav im Hintergrund und warteten, bis die anderen genug hatten.
Endlich! Die Brücke war da. Axel und Lieselotte sprangen hoch, damit der Rand der Eisenkonstruktion nicht ihre Füße zerquetschte. Sie stiegen auf den leicht schwankenden Brückenbogen und rannten so schnell sie konnten zurück an Land. Karl half den beiden Knickerbockern über den Zaun.
Völlig erschöpft ließen sie sich auf den Boden fallen und atmeten schwer.
Poppi und Dominik stürzten herbei und redeten wild auf sie ein. Auch Karl ließ einen Schwall an Vorwürfen auf sie nieder prasseln.
„Klappe!“ brüllte Axel. „Laßt uns in Frieden. Es ist ja wieder alles okay! Hört auf, hört auf!“
Karl hatte sich breitbeinig vor den beiden Knickerbocker-Freunden aufgepflanzt und musterte sie wütend. „Du befiehlst mir nicht, den Mund zu halten!“ sagte er scharf zu Axel. „Ihr seid wohl geisteskrank! Wie könnt ihr auf die Insel gehen? Absichtlich habt ihr euch in Gefahr begeben. Deshalb sage ich nun: Schluß! Ende! Es reicht! Heute noch fliegt ihr zurück. Ich denke nicht daran, die Verantwortung für vier Gehirnamputierte zu übernehmen. Wir sehen uns in fünf Minuten beim Ausgang. Ich muß vorher noch schnell telefonieren.“
Mit energischen Schritten marschierte Karl davon. Axel war so außer sich, daß er ihm die Zunge herausstreckte und Grimassen schnitt. „So ein Oberdolm!“ stieß er hervor. „Wenigstens ein freundliches Wort hätte er erübrigen können. Wir wissen selbst, daß wir Quatsch gebaut haben.“
Lieselotte schob ihr Hinterteil im Retourgang über den erdigen Weg, bis sie einen Baumstamm erreichte, gegen den sie sich lehnen konnte. Sie war geschockt, aber trotzdem in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Und diese Gedanken waren entsetzlich. Totaler Horror, würde Randy Rox wohl sagen.Für Lieselotte stand nun eines fest: Karl trieb mit ihnen ein böses Spiel.
Die Hand des Schwarzen Dämons
In Lieselottes Kopf tauchten plötzlich Worte auf, die sie am Vortag von Karl gehört hatte. Sie erinnerte sich genau. Schon damals hatte sie aufgehorcht und sich gewundert. Karl hatte nämlich gesagt: „Ihr seid vier ausgekochte Schlitzohren. Es muß noch Schrecklicheres geschehen, um euch zu vertreiben!“ Jetzt war noch Schrecklicheres geschehen. Lilo und Axel waren zwar zum Teil selbst daran schuld, aber es blieb eine Ungereimtheit: Die Insel im Krokodilteich war sicherlich für die Besucher der Farm gebaut worden. So konnten diese vom Ufer aus das Spektakel der Krokodilfütterung verfolgen. Aber die Touristen sollten erst in einer Stunde kommen. Wieso hatten die Tiere ihr Futter früher bekommen?
Lilo wollte Karl nicht ohne Beweis beschuldigen, deshalb richtete sie sich stöhnend auf und gab ihren Freunden einen Wink mitzukommen. Die anderen wunderten sich über ihren plötzlichen Aufbruch, sagten aber nichts.
Die Bande lief durch den kleinen Urwald zurück zum Eingang der Farm. Lieselotte ging zu dem Holzhäuschen, bei dem man die Eintrittskarten zur Krokodilfarm löste, und entdeckte dort die Tafel, die sie suchte. In mehreren Sprachen stand hier angeschrieben: Sensationelle Fütterung jeden Tag um 16 Uhr!
„Entschuldigung, eine Frage“, sagte Lilo zu einem der Männer, der die Besucher durch die Farm führte. „Werden die Krokodile nur um 16 Uhr gefüttert, oder bekommen sie auch am Morgen Futter?“ Der Mann schüttelte energisch den Kopf. „Nur am Nachmittag, sonst sind sie viel zu vollgefressen und rühren nichts mehr an.“
Lilo bedankte sich, sah sich um und gab den anderen ein Zeichen, ihr zu folgen.
„He, was ist? Sag endlich was!“ forderte sie Axel ungeduldig auf.
Lilo räusperte sich, denn das Sprechen fiel ihr nach wie vor schwer. „Karl... Karl... lügt! Er ist ein Betrüger. Gestern, als er die Stofftiere gesehen hat, ist mir aufgefallen, daß etwas nicht stimmt. Wieso war er so
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