Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
auch auf den Motor ein. Aber diesmal half seine Waffe nicht. Ganz im Gegenteil. Der Leuchter zerbrach.
Dominik schob seine Kollegen zur Seite und begutachtete das Höllending von allen Seiten. Er erkannte den Auspuff, den Ansaugstutzen für das Kühlwasser, den Ablauf für das erwärmte Kühlwasser und einen Drahtzug, der nach oben führte. Der Junge packte ihn und riß an. Nichts. Das Drahtseil gab keinen Millimeter nach. Da fiel Poppi etwas ein. „Zieh das Seil nach oben“, riet sie Dominik. Er tat es, und . der Motor lief plötzlich auf weniger Touren. Mit dem Drahtseil konnte man ihn also drosseln. Dominik zerrte abermals daran, worauf der Motor nur noch müde tuckerte. Ein letzter Ruck, und er starb ab.
Erleichtert atmeten die Knickerbocker-Freunde auf. Ruhe! Nun herrschte wieder Ruhe. Von draußen waren das Plätschern der Wellen und das Säuseln des Windes zu hören. Doch diese Geräusche waren angenehm ihm Vergleich zum Krach des
Motors.
„Still!“ keuchte Axel plötzlich. „Sind wir ohnehin!“ brummte Lilo. „Es tickt ... da tickt es ...!“ Er riß Poppi die Taschenlampe aus der Hand und leuchtete den öligen Boden ab. Ein Kästchen. Neben dem Motorgehäuse stand ein Kästchen, und das tickte.
Der Junge ging in die Knie und streckte die rechte Hand aus. Das Kästchen besaß einen Deckel, den man aufklappen konnte. „Soll ... soll ich?“ fragte er die anderen. Lieselotte nickte. „Ja . aufklappen . ist sicher . ungefährlich“, stotterte das sonst eher unerschrockene Superhirn.
Axel öffnete die Schatulle und schnaubte. In ihr befand sich ein silbernes Gerät mit einer roten Digitalanzeige. Sie war in zwei Teile geteilt. Links war eine 3 zu erkennen. Rechts eine 46. Noch drei Stunden und 46 Minuten. Dann würde die Dschunke explodieren. Falls sie bis dahin nicht schon längst im Sturm gesunken war.
„Ich kann . ich kann das Ding nicht entschärfen . Aber
denkt an die Sache mit dem Geisterschiff da haben wir
doch auch eine Bombe entdeckt und ... plötzlich ist die Anzeige erloschen und nichts geschehen. Vielleicht . stellt sich die Bombe auch ab“, hoffte Axel. Lieselotte schüttelte den Kopf. „Nein ... nein, das wird sie nicht tun. Das Geisterschiff war ... ein Trick, das ist echt!“
Die vier Knickerbocker starrten auf das Kästchen, als wollten sie es hypnotisieren. Poppi war in dieser Nacht besonders helle. „He, seht nur, die Bombe ist nicht fixiert. Ich meine . das Kästchen steht da. Wir müssen es nur ins Meer werfen, dann kann sie nicht mehr hochgehen.“ Lieselotte holte tief Luft. Sie wollte das Mädchen schon beschimpfen, weil sie den Gedanken für idiotisch hielt. Aber dann wurde ihr klar, daß Poppi recht hatte. Allerdings hatte der Plan einen kleinen Schönheitsfehler.
* Siehe Knickerbocker-Abenteuer: „SOS vom Geisterschiff.“
Es gab in der Kajüte keine Bullaugen. Wo sollten sie die Bombe hinausbefördern?
„Los, wir versuchen die Luke aufzustemmen!“ beschloß das Superhirn. Die vier Freunde stolperten wieder zurück in den Wohnraum. Gehen und stehen war nicht mehr sehr einfach. Dazu schaukelte die Dschunke bereits zu heftig. Der Seegang schien rauher zu werden. Ein Zeichen für den nahenden Sturm.
Allerdings war das Schlingern auch ein Alarmzeichen, daß die Segel dringend eingeholt werden mußten. Die Knickerbok- ker-Bande hatte schon einmal einen Hurrikan auf einem Segelschiff erlebt. Allerdings hatte es sich dabei um ein modernes Boot gehandelt, das erst wenige Jahre alt war. Die Dschunke wirkte noch stabil, war aber sicher schon an vielen Stellen morsch und altersschwach. Schutz würde sie auf jeden Fall keinen bieten.
Lilo und Axel kletterten beide auf die Leiter und stemmten ihre Hände mit aller Kraft gegen die Innenseite der Klappe. Sie preßten und drückten, aber die Luke ließ sich keinen Zentimeter öffnen. Dafür hielten die Sprossen der Leiter ihr Gewicht nicht länger aus und knickten. Die beiden Freunde stürzten zu Boden und rieben sich jammernd die schmerzenden Körperteile.
Sie waren eingeschlossen. Es gab kein Entkommen. „Die Dschunke wird ... unser Sarg!“ sagte Axel leise und mutlos.
Niemals aufgeben!
Wieder senkte sich die stumme Verzweiflung wie ein bleierner Mantel über die Knickerbocker-Bande. Sie hatten für kurze Zeit ein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Jetzt war es wieder weg. Immer heftiger schwankte und schaukelte die Dschunke. Die Wellen donnerten gegen die Bordwände, und der Wind brachte das Segel zum
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