Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
ein Wunder. Neben ihnen war ein langes Schiff aufgetaucht. Es sah wie eine Yacht aus, und hinter den Kajütenfenstern brannte Licht. Das Schiff steuerte hart backbord an die Dschunke, so daß die beiden Außenbordwände gegeneinander stießen. Was war da los? Wollte das Schiff sie rammen?
Eine Tür wurde an Bord der Yacht geöffnet, und jemand schwang sich an Deck. „Hallo ... hallo ... ihr!“ rief ihnen jemand zu. Auf deutsch. Es war eine dunkle, ziemlich tiefe Stimme. „Das ist Erasmus von Kellermann . das ist er!“ schrie Poppi. „Er kommt uns retten.“ Die Gestalt auf der Yacht trug einen Handscheinwerfer mit sich und strahlte die Knickerbocker an. Aus diesem Grund konnten sie weder Gesicht noch Figur des Mannes erkennen. „Sind Sie das, Herr Kellermann?“ brüllte Lieselotte.
Der Lichtstrahl wurde nach oben gelenkt. Ihr Gegenüber strahlte sich nun selbst an, und die vier Freunde zuckten zusammen.
Es ist alles anders
An Bord der Yacht stand der Rote Drache. Die rothaarige Frau, die Jun, Li und Kwan-Ling entführt hatte. Die Verbündete von Pingpong. Die Besitzerin der Drachen-Dschunke.
„Kommt herüber! Rasch!“ schrie sie den Junior-Detektiven zu. Lieselotte überlegte fieberhaft, was jetzt zu tun war. Handelte es sich um eine neue Falle? Wollte sie die Frau in ihre Gewalt bringen, weil sie alle ihre tödlichen Tricks ausgeschaltet hatten?
„Nein, wir kommen nicht!“ schrie Lilo. „Sie ... sie ... wollten uns umbringen. Sie wollen es noch immer.“
„Nein, das ist Unsinn! Absoluter Unsinn! Kommt! Klettert über die Reling zu mir an Bord. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen zurück in den Hafen, sonst geraten wir in Seenot.“
Axel und Poppi glaubten der Frau, aber Lieselotte hielt sie zurück. „Nicht, das ist eine Falle. Bleibt da! Sie wirft uns ins Meer“, rief sie ihren Freunden zu. Nun war neben der rothaarigen Frau noch jemand aufgetaucht. „Kinder, kommt, es geschieht euch nichts!“ versicherte eine bekannte Stimme. „Kwan-Ling! Das ist Kwan-Ling!“ brüllte Poppi. Sie war nun nicht mehr zu halten und lief zur Reling. Kwan-Ling und die andere Frau holten das Mädchen an Bord der Yacht. Axel, Dominik und Lieselotte folgten.
Das Superhirn war allerdings restlos verwirrt. Was hatte das alles zu bedeuten? Was war da los?
Rums! Die Tür zum Deck wurde geschlossen. Die Knickerbocker-Freunde fanden sich selbst in weichen Polstermöbeln wieder. Ihnen gegenüber saßen Li, Jun und Kwan-Ling, die nun aber aufstanden und den Kindern aus den Kleidern halfen. Dabei knuffte Jun Axel freundschaftlich und sagte: „Ich bin in großer Freude, euch gesund wiederzusehen. Wir hatten Angst, daß ihr mit der Bombe . in die Luft . gegangen seid!“ Die rothaarige Frau holte alle Decken, die sie an Bord finden konnte, und gab sie der Bande. Zum Glück war die Kabine der Yacht beheizbar und angenehm warm.
Über eine Gegensprechanlage gab die Frau dem Kapitän einen Befehl durch. Sicher lautete er: Zurück zum Hafen!
„Wer ... wer sind Sie? Wieso haben Sie Jun, Li und Kwan- Ling entführt?“ stieß Lieselotte hervor.
„Mein Name lautet Elsa Specht“, stellte sich die Frau vor. „Ich habe eure Freunde nicht entführt, sondern . na ja . ich hielt sie für Komplizen von Kellermann. Deshalb habe ich sie gezwungen, mit mir zu kommen, um ihn erpressen zu können.“
„Wieso ... und wozu?“ wollte Lieselotte wissen. Aber Elsa Specht winkte ab. „Ich erkläre das alles später. Jetzt braucht mich der Kapitän dringend.“ Die Frau verschwand aus der Kajüte und ging in den Steuerraum.
Die vier Knickerbocker spürten plötzlich, wie die Müdigkeit sie erfaßte und ihnen die Augen fest zudrückte. Schlafen, jetzt schlafen ... nur schlafen ... lange schlafen.
Am nächsten Morgen erwachten sie in weichen, europäischen Hotelbetten mit Bettdecken und Kissen und weichen Matratzen. Sie lagen alle vier in einem hohen Zimmer, und durch das Fenster schien die Sonne.
Wie waren sie hierher gekommen? Axel wußte eine ungefähre Erklärung. Er war nämlich immer wieder aufgewacht und hatte mitbekommen, wie die Frau Jun von Bord der Yacht getragen und in ein Auto verfrachtet hatte. Hoteldiener hatten sie dann wieder ausgeladen und in die Zimmer geschafft. An mehr konnte sich Axel allerdings auch nicht erinnern.
Es war bereits Nachmittag, als die Bande im leeren Speisesaal des Hotels eine Art Brunch serviert bekam. Es handelte sich um eine Mischung aus Frühstück und Mittagessen und
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