Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner
Stimme. „Schau hinein!“ riet ihr Nicole.
Das jüngste Mitglied der Knickerbocker-Bande öffnete hastig den Umschlag und zog einen weißen Zettel heraus. Mit krakeligen, schiefen Buchstaben stand folgende Botschaft darauf: „WILLST DU DEIN FREUNDE RETEN? KOMM IN RUE ST. MARTIN 3“
Poppi wurde kreidebleich im Gesicht. Sie gab den Zettel an Nicole weiter und fragte mit belegter Stimme: „Was... sagst du dazu?“
Nicole schluckte heftig. „Nach Spaß sieht das nicht aus“, stellte sie fest. „Aber... wieso will jemand deinen Freunden etwas tun?“ Poppi erinnerte sich an Lieselottes Warnung, daß Nicole mit
Pierre unter einer Decke stecken konnte. Möglicherweise hatte sie den Brief selbst an das Fenster geklebt. Sie war doch kurz von ihr weggelaufen. Gelegenheit hatte sie also dazu gehabt.
Was sollte Poppi jetzt machen? Wo war Lieselotte, die sie um Rat fragen konnte? „Au verdammt!“ sagte Poppi zu sich selbst. „Wenn Axel, Lilo und Dominik in Gefahr sind, muß ich ihnen helfen. Aber Nicole kann ich nicht trauen.“
Poppi blickte Nicole lange an. Schließlich ging sie aufs Ganze. „Bist du die Komplizin von Pierre Remy?“ fragte sie. Nicole traute offenbar ihren Ohren nicht. Deshalb wiederholte Poppi die Frage. Das junge Fotomodell schüttelte den Kopf. „Komplizin? Das klingt, als wäre er ein Verbrecher!“
Poppi nickte. „Das ist er auch. Er terrorisiert deinen Onkel aus einem Grund, den wir noch nicht kennen. Jetzt hat er meine Kumpels entführt oder... oder... ich weiß nicht. Er hat sie jedenfalls in seiner Gewalt“, schluchzte das Mädchen.
Nicole wußte nicht, was sie sagen sollte. „Falls das stimmt, dann ist er ein Schwein. Aber ich habe nichts damit zu tun“, beteuerte sie.
Poppi entschied sich, ihr zu glauben. Sie hatte keine andere Wahl. „Wir... wir müssen in diese Rue St. Martin“, stotterte sie. „Ko... kommst du mit?“ Nicole nickte. „Hast du gedacht, ich lasse dich im Stich?“
Schweigend fuhren die Mädchen im Lift wieder nach unten. Poppi plagte ein fürchterlicher Zweifel: „Kann ich Nicole trauen, oder spielt sie mir nur etwas vor?“
Das Netz wird zugezogen
Dominik lief noch immer wie ein Panther im Käfig durch Nicoles Zimmer. Es war schon wieder eine Dreiviertelstunde vergangen, in der er nicht das geringste Lebenszeichen von seinen DetektivKollegen bekommen hatte. Langsam fühlte er sich von ihnen im Stich gelassen. Oder war ihnen etwas zugestoßen? Dieser Gedanke jagte ihm große Angst ein.
Und wo blieb die Mutter von Nicole? Wollte sie nicht bald kommen?
Wieder klingelte das Telefon. Dominik raste ins Vorzimmer, als ginge es um sein Leben. Er hob ab und meldete sich. Am anderen Ende der Leitung ertönte tiefes, schweres Atmen. „Hallo? Wer spricht denn?“ fragte der Junge.
Es schien sich um einen Mann zu handeln, der offenbar mit letzter Kraft in den Hörer keuchte: „Deine Freunde werden meine Opfer. Rette sie. Komm in die Rue St. Martin 3...!“
Dominik fiel vor Schreck fast der Hörer aus der Hand. „Wer... sind Sie?“ stammelte er. „Der Glöckner!“ lautete die gekrächzte Antwort. Danach beendete der Anrufer das Gespräch. Dominik legte auf und mußte sich erst einmal setzen. Da kein Sessel in der Nähe war, ließ er sich auf den Boden sinken und preßte das Gesicht in die Hände. Er schwitzte und zitterte. Der Glöckner hatte seine Kumpel in der Gewalt, und zweifellos lag es nun an Dominik, Axel, Lieselotte und Poppi zu helfen. Aber wie? Er war doch allein in Paris und kannte keinen Menschen.
Wieder läutete das Telefon. Dominik griff nach oben und zog den Hörer zu sich herab. „Jaaa... hallo?“ meldete er sich mit bebender Stimme. „Schnell, es bleibt nicht viel Zeit für deine Freunde. Und sage niemandem ein Wort. Sonst werden sie dich nie wiedersehen!“ drohte der Glöckner. Danach unterbrach er abermals die Leitung.
Dominik wischte sich den Schweiß von der Stirn und torkelte auf. Es blieb ihm keine andere Wahl, als das zu tun, was von ihm verlangt wurde. „Ich... ich komme und rette euch!“ sagte er halblaut und lief aus der Wohnung.
Der Junge hatte keine Ahnung, wo sich die Rue St. Martin befand, und winkte deshalb einem Taxi. Der Fahrer schien die Straße zu kennen und fuhr los. Immer wieder warf er einen musternden Blick durch den Rückspiegel auf den Jungen, der zusammengekauert auf der Bank hockte und seine Hände knetete. Er sprach ihn französisch an, aber Dominik verstand kein Wort. „Können Sie
Weitere Kostenlose Bücher