Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner
meiner Knickerbocker-Kollegen handeln!
Dominik lief aus Nicoles Zimmer und hob ab. „Hallo!“ meldete er sich. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. „Hallo? Wer ist da?“ fragte Dominik und versuchte, seine Stimme sicher und bestimmt klingen zu lassen. „Wer spricht?“ fragte eine Frauenstimme mit starkem französischen Akzent. „Ich bin Dominik!“ erklärte der Junge. „Wo ist Nicole?“ erkundigte sich die Frau am anderen Ende der Leitung. „Nicole ist mit Poppi auf dem Eiffelturm. Sie wollen dort eine Brieftaube fliegen lassen“, plapperte Dominik. „Ich bin Nicoles Mutter und hätte gerne gewußt, was du in unserer Wohnung machst!“ Dominik wurde knallrot im Gesicht. „Ich bin ein Mitglied der Knickerbocker-Bande. Wir sind eigentlich Gäste von Monsieur Lupin. Aber Nicole hat uns eingeladen, nach Paris mitzukommen.“ Die Frau lachte erleichtert. „Ich verstehe. Sag Nicole, daß ich bald kommen werde. Dann koche ich für euch!“ Dominik wollte den Irrtum aufklären: „Aber ich sagte, Nicole ist zur Zeit nicht da!“ Diese Mitteilung hörte ihre Mutter nicht mehr. Sie hatte bereits wieder aufgelegt. „Komische
Frau!“ dachte Dominik und setzte seinen Dauerlauf durch Nicoles Zimmer fort. Wo steckten seine Kumpels?
Poppi war zu dieser Zeit bereits beim Eiffelturm angelangt. Sie mußte den Kopf weit zurückbeugen, um bis zur Spitze dieses gigantischen Bauwerks hinaufzublicken. Nicole las aus einem Prospekt einige Daten vor: „Der Eiffelturm ist 321 Meter hoch und 7.000.000 Kilogramm schwer! Er wurde von Monsieur Eiffel aus 15.000 Metallteilen zusammengebaut. Ich meine, nicht von ihm allein, sondern von den Bauarbeitern, aber er war der Konstrukteur. Die dritte Plattform befindet sich auf 276 Meter Höhe. Gehen wir zu Fuß oder fahren wir mit dem Lift?“
Poppi lachte. „Auf Klettertouren habe ich heute keine Lust mehr!“ Den Vorschlag zu gehen, hatte auch Nicole nur scherzhaft gemeint.
Also fuhren die beiden Mädchen mit dem Aufzug auf das Wahrzeichen der Stadt Paris. Sie plauderten unentwegt und achteten nicht auf ihre Umgebung. Aus diesem Grund bemerkten sie auch die seltsame Gestalt nicht, die sich an ihre Fersen geheftet hatte. War es ein Mann oder eine Frau? Die Person trug einen sehr langen Mantel mit aufgestelltem Kragen und einen Hut. Vom Gesicht war kaum etwas zu erkennen. Die Augen wurden durch eine große, runde Sonnenbrille verdeckt, und um Nase und Mund hatte die mysteriöse Erscheinung einen Schal geschlungen. Jeder hielt sie für einen verrückten Touristen, der sich mit seiner Kleidung ein wenig in der Jahreszeit geirrt hatte, denn es war Frühsommer und angenehm warm.
Die Person beobachtete die beiden Mädchen. Sie war darin nicht sehr geschickt und starrte die zwei immer wieder lange an. In der Hand hielt sie einen Briefumschlag, den sie manchmal hob, als wollte sie ihn übergeben. Schließlich ließ sie es aber doch bleiben.
Auf der obersten Aussichtsterrasse angekommen, liefen Nicole und Poppi zum Geländer und bewunderten das Häusermeer von Paris. „Komm, ich zeig’ dir das Büro von Monsieur Eiffel. Das befindet sich hier oben, und man kann durch das Fenster hineinsehen“, rief Nicole.
Aber Poppi konnte ihre Augen nicht von dem großartigen Ausblick wenden. „He, Nicole, erklär mir, was das alles ist“, verlangte sie. Poppi hatte alle Schrecken des Tages verdrängt und wollte unter keinen Umständen an Abenteuer denken. Sie brauchte jetzt diese Pause.
Geduldig beantwortete Nicole Poppis Fragen nach den Namen von verschiedenen Gebäuden. „Aber jetzt komm, die Wachspuppe von Monsieur Eiffel in seinem Büro guckt nämlich so dämlich, daß du dich schieflachen wirst“, versprach das französische Mädchen.
Die beiden liefen auf der Plattform rund um den Turm bis zu dem großen Fenster des Büros. Nicole hatte nicht übertrieben. Die Figur sah wirklich komisch aus. Allerdings konnte Poppi nicht lange lachen. Mitten auf der Glasscheibe klebte nämlich ein weißer Briefumschlag. Jemand mußte ihn mit einem Kaugummi befestigt haben. Das wäre noch nicht weiter verdächtig gewesen, aber auf dem Umschlag stand Poppis Name. Allerdings falsch geschrieben.
„POPI“, las das Mädchen. Ihr wurde gleichzeitig siedendheiß und eiskalt. Poppi erschauderte. „Wie... kommt der da her... Ist der für mich?“ wimmerte sie. Nicole zögerte nicht lange, sondern riß ihn herunter und reichte ihn dem Mädchen. „Was ist da drinnen?“ fragte Poppi mit zittriger
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