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Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden

Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden

Titel: Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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erkennen.
    Der Nebel hatte sich mittlerweile verzogen, und die Nacht war klar geworden. Am Himmel funkelten die Sterne, und knapp über dem Wasser, genau in Fahrtrichtung, war der Mond zu sehen. In seinem Schein entdeckten die Junior-Detektivinnen, daß jemand ganz vorne am Bug an der Reling stand und eine Pfeife schmauchte. Poppi war einen Moment unaufmerksam und bemerkte nicht, wie sich Emil losriß. Die Leine entglitt ihren Fingern, und der Hund wuselte davon.
    „Emil! Hierher!“ zischte das Mädchen. Doch der tibetanische Tempelhund tat immer nur, was er wollte, und im Augenblick hatte er sich in den Kopf gesetzt, eine Schnüffeltour zu unternehmen. Poppi beobachtete zu ihrer Erleichterung, daß er nicht auf den Unbekannten an der Reling zusteuerte, sondern sich an den dicken, hohen Mast am hinteren Teil des Vorderdecks heranmachte. Auf diesem Mast befand sich das sogenannte Krähennest, der Ausguck, in dem früher Matrosen gesessen und nach Eisbergen und anderen Hindernissen Ausschau gehalten hatten. Heute waren dort Funkantennen befestigt. Geduckt folgte Poppi ihrem Hund.
    Lieselotte wollte schon mitkommen, als eine Entdeckung sie zurückhielt. Es war noch jemand auf dem Vorderdeck. Durch eine Luke in der Mitte der Plattform stieg eine Gestalt ins Freie. An dem schwarzen Stoff, der um ihren Kopf wehte, war sie sofort zu erkennen. Der Geist des ertrunkenen Lord Windmir! Wieso tauchte er diesmal allein auf?
    Lilo stand wie angewurzelt da. Jetzt nur nicht bewegen und sich verraten! Lieselotte schlotterten die Knie.
    Der Verstorbene schritt langsam und zielstrebig auf den Mann an der Reling zu. Dieser stand mit dem Rücken zu ihm und sah ihn nicht kommen. Erst als der Lord nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, drehte er sich um und erschrak. Es war Mister Forsyth! Er zog mit einer schnellen Handbewegung eine Pistole hervor und drückte dreimal ab. Statt der Schüsse ertönten nur drei jämmerliche Klicks. Die Waffe war nicht geladen. Der schwarze Lord schlug sie ihm mit einer gezielten Fußbewegung aus der Hand und nutzte die Schrecksekunde des Engländers. Seine Arme wirbelten durch die Luft und versetzten dem Pfeifenraucher zwei Handkantenschläge in den Nacken. Mister Forsyth-Herman brach bewußtlos zusammen.
    Lilo biß sich in die Faust. Das war die einzige Möglichkeit, einen lauten Aufschrei zu verhindern. Dieser Schrei hätte den brutalen Geist auf ihre Spur gelockt. Der Lord schien ein Karatemeister zu sein... Seltsam! Diese Kampfsportart war doch zu Anfang des Jahrhunderts in Europa noch gar nicht gängig gewesen.
    Das war keine übernatürliche Erscheinung, sondern ein verkleideter Zeitgenosse! Wahrscheinlich derselbe, der gleichzeitig mit ihr in die Kabine des Engländers eingedrungen war und ihr das Jackett über den Kopf geworfen hatte. Aber was hatte der falsche Lord jetzt vor?
    Er bückte sich und versuchte, den Besinnungslosen auf seine Schulter zu laden. Wo wollte er ihn hinschaffen? Der Lord unternahm mehrere Versuche, schaffte es aber nicht. Wütend versetzte er dem regungslosen Körper einen Tritt und beugte sich über die Reling.
    Er steckte eine Hand unter seinen schwarzen Schleier und pfiff mit den Fingern. Es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, bis der angebliche Sohn des ertrunkenen Lords erschien. Auch er kam aus der Luke und trug Trauerkleidung. Mit einer stummen Kopfbewegung deutete der Mann auf Mister Forsyth-Herman und dann... ins Wasser.
    Lilo war klar, was die beiden vorhatten. Sie wollten den Engländer über Bord werfen.

 
     
Hol’s!
    Lilo blieb in der Hocke und watschelte wie eine Ente quer über das Deck zu Poppi hinter den Mast. Die beiden Männer ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Sollte sie entdeckt werden, mußte sie mit ihrer Freundin sofort die Flucht ergreifen. Der Lord und sein Sohn schienen sich zum Glück noch immer uneinig, wie sie ihr grauenhaftes Vorhaben durchführen sollten. Es war keine Kleinigkeit, einen erwachsenen Mann über die fast mannshohe Reling zu heben.
    Poppi zitterte am ganzen Körper. Sie hatte die Vorgänge beobachtet und preßte Emil, den sie zum Glück wieder einfangen hatte können, fest an sich. Die beiden Mädchen warfen einander einen verzweifelten Blick zu. Was sollten sie tun? Diese Geister waren hochgefährlich und wahrscheinlich bewaffnet. Sie konnten sie nicht einfach überraschen und vertreiben.
    Emil schien von alldem nichts mitzubekommen. Er schnüffelte hingebungsvoll am Mast und musterte sein Frauchen tadelnd.

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