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Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden

Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden

Titel: Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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Kapitän besonders widerlich fand, flüsterte Lilo einmal zu: „Ich hoffe, Emil macht heute nacht mitten auf das Deck und der Kapitän rutscht später darin aus!“ Die Mädchen kicherten, und da Kapitän Gray seinen Titel gehört hatte, wußte er, daß sie sich über ihn amüsierten. Er warf ihnen einen erbosten Blick zu und stand auf. Erschrocken rutschten Lilo und Poppi tiefer in ihre Stühle.
    Aber der Kapitän hatte sich nicht ihretwegen erhoben. „Ladies und Gentlemen, ich darf Sie zum Tanz in die Prachthalle unserer ,Titanic’ bitten!“ verkündete er. Die Türen des Speisesaales wurden geöffnet, und von draußen drang Musik herein. Nicht weit entfernt mußte ein kleines Orchester Walzer spielen.
    Neugierig schritten die Gäste in Richtung Stiegenhaus, denn von dort kam die Musik.
    Das Stiegenhaus war so groß wie ein Ballsaal. Es bestand aus einer weitläufigen Halle mit Marmorboden, von der man über zwei breite Treppen in den oberen Stock gelangte. Eine prächtige Balustrade führte rund um das Stiegenhaus und lud zum Lustwandeln ein. Die hölzernen Geländer und schmiedeeisernen Gitter verliehen dem Raum den Hauch von ungeheurem Luxus. Besonders beeindruckend war die Glaskuppel, die sich über den vorderen Teil des Stiegenhauses spannte. In ihrer Mitte hing ein Kristallüster. Über der Kuppel befand sich ein weiteres Glasdach, das für Schutz gegen Unwetter und Stürme sorgte. Darüber zogen im Lichtschein des Lüsters Nebelfetzen dahin.
    Kellner gingen auf und ab und servierten auf Silbertabletts Champagner. „Für mich bitte Cola!“ sagte Axel zu einem der Herren im Frack. Dieser blickte ihn an, als hätte er gerade Knoblauchsaft mit Blut verlangt. „Ich mag keinen Alkohol!“ schnaubte der Junge und verdrehte die Augen nach oben. „Stellen Sie sich nicht so an...“ Axel sprach nicht weiter. Stumm deutete er in die Höhe. Lieselotte folgte seinem Finger und erstarrte. Poppi, die sofort mitbekommen hatte, daß etwas nicht stimmte, sah ebenfalls nach oben und drängte sich dicht an ihre Freundin. Allmählich hob einer der Umstehenden nach dem anderen den Kopf und erkannte, was Axel in der Kuppel entdeckt hatte. Schließlich starrten alle nach oben und verfolgten das gespenstische Schauspiel, das dort zu beobachten war. Nur das Orchester, das unter einer der Treppen saß, spielte unermüdlich weiter.
    Rund um den Mittelpunkt der Kuppel, im Licht, das von unten in die Nacht hinaus strahlte, drehte sich ein schwarzes Paar im Walzerschritt. Steif und zackig wirkten die Bewegungen. Um die Köpfe und Schultern der Tanzenden wehten schwarze Schleier. Die Gesichter waren nicht zu sehen. Von der Seite trat ein schwarz gekleideter, verschleierter Junge hinzu und schritt langsam am Rand der Kuppel entlang. Das Paar trennte sich, und Mann und Frau drehten sich in entgegengesetzte Richtungen. Mit einem Mal hatten beide brennende Kerzen in den Händen, die sie flehend in die Höhe streckten. Dort ereignete sich nun ein grausiges Spektakel. Ein bläulicher Lichtschimmer erglühte, und über der Kuppel bildeten sich auf einmal Wellen und Schlieren.
    „Wasser... Wasser... das Schiff geht unter... das ist Wasser!“ schrie eine Frau. Tatsächlich sah es so aus, als würde sich die „Titanic II“ unter Wasser befinden und die Passagiere würden von unten zur Wasseroberfläche blicken. Verzweifelt und mit verkrampften Bewegungen versuchten sich die drei Trauergestalten an die Oberfläche zu kämpfen, aber es gelang ihnen nicht. Sie schienen dabei immer tiefer zu sinken, und die Kraft wich allmählich völlig aus ihren Körpern. Leblos sanken die Erwachsenen und der Junge in sich zusammen.
    „Sehen Sie nur... diese... diese Gestalten... sind durchscheinend!“ kreischte die Frau wieder hysterisch. Es handelte sich um eine junge Dame, die ihr rotblondes Haar kunstvoll aufgesteckt hatte und ein mit Diamanten besetztes Krönchen darin trug.
    Mit einem scharfen Knall barst die Kuppel, und der Lüster stürzte in die Halle herab. Ein ohrenbetäubendes Klirren ertönte, als Tausende Kristallstücke aufprallten und in Millionen Scherben zersprangen. Wie ein Splitterregen prasselten sie auf die geschockten Passagiere nieder, die sich mit Händen und Armen vor den Wassermassen zu schützen versuchten.
    Aber das Wasser blieb aus. Kein Tropfen fiel herab.
    In der Kuppel klaffte ein breites Loch. Das bläuliche Licht war verschwunden, und durch die unversehrte Glasplatte darüber war nur die Finsternis der Nacht zu sehen.

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