Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
neuer Tag mit neuen Schrecken
Erst gegen Mittag kamen die drei Knickerbocker aus den Betten. Lieselottes Vater war am Vormittag bereits Kartenspielen gewesen und hatte sich ein wenig umgehört, ob der Vorfall in der vergangenen Nacht irgendwo zur Sprache kam. Aber ihm war nichts zu Ohren gekommen. Offenbar hatte der Kapitän dichtgehalten. „Er wird seine Gründe dafür haben!“ dachte Herr Schroll.
Die drei Junior-Detektive hatten sich für diesen Tag etwas vorgenommen und waren fest entschlossen, ihren Plan auszuführen. Die Mädchen unternahmen lange Spaziergänge über alle Decks und durch jeden auch noch so schmalen und engen Gang. Gemeinsam trugen sie eine bauchige Badetasche. Aufmerksame Beobachter konnten feststellen, daß die Tasche sich mehrere Male von allein bewegte. Es schien etwas darin zu zappeln.
Tatsächlich war der Inhalt höchst lebendig. Emil saß in der Tasche und sollte durch die Löcher in der Vorderwand alle Gerüche an seine empfindliche Nase bekommen. Vielleicht war der Duft der drei Geister dabei. Lilo und Poppi hofften, daß der Hund dann Alarm schlagen würde.
Axel hatte mehrere Aufgaben zu erledigen. Zuerst besuchte er Ella Fitz, die Chef-Stewardeß. Sie war für alle Stewards verantwortlich und verwaltete außerdem die Passagierliste. Axel benahm sich der mittelalterlichen, sehr mütterlichen Dame gegenüber wie ein Lausejunge, grinste verschmitzt und tat so, als könnte er nur mit Mühe von eins bis drei zählen. „Was ist denn das?“ fragte er, als er die Frau am Eingang des Speisesaales antraf. Er deutete dabei auf ein dickes Buch, das sie auf ein Stehpult gelegt hatte. „Die Liste aller Fahrgäste, die sich auf der ,Titanic II’ befinden“, erklärte ihm Frau Fitz. „Ich bin sehr altmodisch und weigere mich, mit dem Computer zu arbeiten. Aus diesem Grund habe ich alle Namen der Passagiere handschriftlich eingetragen. Wenn sie zum Essen kommen, kreuze ich das an. Sollten sie nicht erscheinen, erkundige ich mich, ob sie sich vom Kabinenservice etwas kommen lassen haben. Auch das gilt als Mahlzeit. Besonders Hungrige machen oft beides und müssen dafür am Ende der Reise extra bezahlen“, erläuterte die Chef-Stewardeß die strengen Regeln.
„Und gestern, beim Galadiner mit dem Kapitän... waren da alle da?“ wollte Axel wissen und lächelte abermals. Die Frau konnte seinem fragenden Blick nicht widerstehen und gab bereitwillig Auskunft. „Gestern... also... gestern abend... ja, da waren alle Passagiere anwesend!“ antwortete sie, nachdem sie kontrolliert hatte, ob sie auch kein leeres Kästchen übersehen hatte. Axel bohrte versonnen in der Nase und murmelte: „Eine liebe Frau!“ Dann schlenderte er davon. Ella Fitz blickte ihm kopfschüttelnd nach. So einen Sohn hätte sie gerne gehabt, nur hätte sie ihrem Sproß ein besseres Benehmen beigebracht.
Axel notierte im Kopf: „Es kommt keiner der Passagiere als Geist in Frage. Die Windmirs hätten vor Ende des Festes weg schleichen müssen, um die Verkleidungen anzulegen, und das wäre aufgefallen.“
Sein nächstes Ziel war die Suite von Mister Forsyth-Herman. Er wollte wissen, ob der Mann da war. Auf sein Klopfen reagierte jedenfalls niemand. Deshalb wartete der Junior-Detektiv in der Nähe auf das Zimmermädchen. Es kam, betrat die Kabine und kehrte schon nach kürzester Zeit zurück.
„Was ist denn da drinnen los?“ fragte Axel aufgeregt. Das Mädchen lächelte ihn unsicher an. „Ni... nichts Besonderes!“ stotterte es auf englisch. „Ich habe das Badezimmer geputzt. Das Bett mußte ich aber nicht machen, weil es nicht benutzt war!“ Das hatte Axel hören wollen. Der Mann war also nicht in seiner Kabine gewesen. Wahrscheinlich war er aus Angst vor den Geistern nicht zurückgekehrt. Es war anzunehmen, daß sie wieder versuchen würden, ihn beiseite zu schaffen. Wußte er zuviel? Oder...
Um 15 Uhr trafen die Knickerbocker einander wieder auf der Deckpromenade, die zu ihrer Suite gehörte. Die Mädchen hatten kein Glück gehabt. Emil war zu verschreckt. Im Augenblick schien ihn jeder Mensch zu verängstigen. Da ihnen zweimal der Kapitän begegnet war, hatten sie die Suche nach den Geistern vorzeitig abgebrochen. Axels Entdeckungen interessierten Lilo und Poppi allerdings sehr.
„He, seht mal, da ist ein Schiff!“ rief der Junge und deutete in Richtung Nordwesten. In ungefähr drei Kilometer Entfernung war ein Dampfer aufgetaucht, der nicht einmal ein Drittel so groß war wie die „Titanic II“. Er
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