Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
Suiten der Fahrgäste und befanden sich auf den unteren Decks. Der junge Koch schlüpfte in eine Kabine und ließ die Tür einen schmalen Spaltbreit offen. Die Junior-Detektivin sah, wie er mit einem zweiten, kräftigeren Burschen und einem besonders kleingewachsenen Mann etwas beredete. Ein Wandschrank wurde aufgesperrt, und schwarze Kleider kamen zum Vorschein. Das also waren die Geister. Da hätten die Knickerbocker lange nach einer echten dreiköpfigen Familie mit Vater, Mutter und Kind suchen können. Es handelte sich um drei erwachsene Männer, von denen sich einer als Frau und ein anderer als Kind verkleidete. Die Totenkopfmasken erleichterten den Mummenschanz.
Die Geister hatten also bald wieder einen Auftritt, und die Frau, die vorgab, die größte Angst vor ihnen zu haben, hatte ihnen dazu den Auftrag erteilt. Poppi erinnerte sich, daß die Rotblonde gerufen hatte: „Die Geister sind durchsichtig!“ Damit hatte sie dazu beigetragen, den Gruseleffekt zu verstärken. Ein schlauer Trick!
Was jetzt? Einerseits wollte Poppi unbedingt herausbekommen, wo die Verstorbenen auftauchen würden. Auf der anderen Seite mußte sie unbedingt ihren Freunden Bericht erstatten.
Lieselotte wippte ungeduldig mit dem Schuh. Wo blieb Poppi nur? Die rotblonde Frau war längst zurückgekehrt, aber ihre Freundin blieb verschwunden. War ihr etwas zugestoßen? Bei „verschwunden“ fiel dem Superhirn noch jemand ein: Mister Forsyth-Herman! Er war seit 24 Stunden nicht aufgetaucht. Was war mit ihm geschehen? Gab es an Bord der „Titanic II“ eine Verschwörung gegen diesen Mann? Oder war er einer der Piraten, der den Coup vorbereitet hatte? Hier stimmte eine ganze Menge nicht. Hier war vieles faul, aber die Fäden waren so verwickelt, daß sie sich nicht so einfach entwirren ließen.
Unter der Treppe stand wieder das kleine Orchester und musizierte, was das Zeug hielt. Nach einem langsamen Walzer spielten die Musiker einen Tusch, und der Kapitän trat auf den ersten Stiegenabsatz. Er stand da wie ein Showstar, der gerade seinen großen Auftritt hat. Die Leute verstummten und blickten halb ängstlich, halb erwartungsvoll zu ihm auf. War schon wieder etwas geschehen?
Lieselotte rechnete damit, daß Mister Gray die Störung in der elektronischen Anlage bekanntgeben würde, aber warum ließ er dann einen Tusch spielen? War das nicht etwas übertrieben? Als schließlich Ruhe in dem saalähnlichen Stiegenhaus eingekehrt war, begann der Kapitän feierlich zu sprechen. „Ladies und Gentlemen, ich hatte nach den Ereignissen der vergangenen Stunden noch keine Zeit, Ihnen drei junge Mitreisende vorzustellen, denen wir alle viel verdanken. Ihrem Mut und ihrem Einfallsreichtum ist es zuzuschreiben, daß Sie Ihre Wertsachen noch immer bei sich haben und eine der größten Sammlungen moderner Kunst sowie die Schmucksammlung Lady Windmirs nicht den Piraten in die Hände gefallen sind. Danken Sie diesen jungen Menschen mit einem kräftigen Applaus!“
Axel und Lieselotte hatten sich während der Ansprache wie in Zeitlupe erhoben und starrten den Kapitän ungläubig an. Zuerst war er so hochnäsig und bissig gewesen, jetzt überschlug er sich vor Dankbarkeit. Was war in ihn gefahren?
„Kommt nur, kommt her. Die Leute sollen euch alle sehen!“ forderte Mister Gray Axel und Lieselotte auf.
Zögernd traten die beiden neben den Mann in Uniform, der sie kameradschaftlich an der Schulter packte. „Wo ist das kleine Mädchen?“ fragte Mister Gray leise. „In unserer Kabine, sie ist seekrank!“ schwindelte Lieselotte. „Die Dritte im Bunde hat sich leider hingelegt, weil ihr nicht ganz wohl ist, so daß ich ihr die Auszeichnung erst morgen übergeben kann“, setzte der Kapitän fort. Axel und Lilo horchten auf. „Als Kapitän eines Schiffes stehen mir verschiedene Rechte zu. Unter anderem auch das Recht, bestimmte Orden zu verleihen. Ich habe beschlossen, daß diese drei Passagiere als Anerkennung für ihre außergewöhnlichen Leistungen den Tapferkeitsorden dritter Klasse erhalten sollten!“ Die Anwesenden klatschten begeistert in die Hände. Einige riefen „Bravo!“ und gratulierten den beiden Knickerbockern, die nicht wußten, wie ihnen geschah. Die Ehre kam total unerwartet. „Noch heute nacht werde ich eure Namen und eure Tat in die Schiffschronik der ,Titanic II’ eintragen“, kündigte Kapitän Gray an. „Aus diesem Grund bitte ich euch jetzt auf die Kommandobrücke, damit ihr eure Unterschriften in das Buch
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