Die Knickerbocker Bande 29 - Der eiskalte Troll
blaue, mal grüne, mal gelbe Haare. Seine Augen verwandelten sich nicht nur in Rubine, sondern auch in Diamanten und Smaragde. Er stand meistens in einer weitläufigen Höhle, von deren Decke blaue Eiszapfen hingen, und wenn sich die Knickerbocker ihm nähern wollten, brach er in schallendes Gelächter aus. Das Lachen war so laut, daß die Eiszapfen abbrachen und wie schwere Speere zu Boden sausten. Sie prallten links und rechts von den Freunden, vor und hinter ihnen auf dem Boden auf und zersprangen in Tausende Splitter. Doch sie waren nicht aus Eis, sondern aus Glas, mit scharfen Kanten. Die Scherben zischten durch die Luft und zerschnitten die Hände und Gesichter der Bande. Axel, Lilo, Poppi und Dominik schrien und brüllten vor Schmerz. Sie hatten fast zur gleichen Zeit jeder einen sehr ähnlichen Traum gehabt und weckten sich gegenseitig durch ihr Geschrei.
Verschlafen und reichlich erschöpft blickten sie einander an. „Ich hasse Trolle!“ knurrte Poppi und rollte sich wieder ein. Am liebsten hätte sie sich ins nächste Flugzeug gesetzt und wäre nach Hause geflogen. Dort war es ein bißchen wärmer und heller. Ihre Kumpels gaben es nicht laut zu, aber sie dachten ähnlich. Lilo ahnte, daß auf die Bande eine schwierige Aufgabe zukam. Die vier hatten ein Motto: Ein echter Knickerbocker läßt niemals locker. Sie hatten sich geschworen, allen zu helfen, die in Not geraten waren und denen unrecht getan wurde. Und Lars gehörte zu denen, denen geholfen werden mußte. Und er sah nicht so aus, als könnte er sich sehr gut selbst helfen. Es ging um ein Menschenleben. Eric kannte bestimmt keine Gnade. Auf einen Mord mehr oder weniger kam es ihm bestimmt nicht an.
Lieselotte schloß wieder die Augen und dachte: „Ich wette mit mir selbst, daß wir die nächste Nacht nicht mehr in diesen Betten schlafen werden.“
Das Superhirn sollte die Wette gewinnen. Aber zum Glück ahnte das Mädchen nicht, wo die Bande nur 24 Stunden später schlafen sollte...
Wir tun es!
Erst gegen zehn Uhr am Vormittag krochen die vier Knickerbocker aus den Betten. Frau Borten hatte ein köstliches Frühstück zubereitet, das aus Kaffee, gebratenem Speck, verschiedenen Fischen, einer leckeren Gerstengrütze, heißer Schokolade, Kuchen und frischgebackenem dunklem Brot bestand.
Frau Gustavson löffelte still die Gerstengrütze mit Butter und Sahne in sich hinein. Von Zeit zu Zeit seufzte sie tief und blickte immer wieder wehmütig und sehnsüchtig zum Telefon. Sie hoffte auf ein Wunder. Vielleicht rief Lisa an, um zu sagen, daß Eric sie freigelassen habe? Vielleicht hatte die Polizei Eric bereits gestellt? Frau Gustavson seufzte bei diesem Gedanken besonders tief. Er war und blieb ihr Sohn! Und sie hatte ein Gefühl, ein Gefühl, das nur Mütter haben können. Sie spürte, daß irgend etwas anders war, als es auf den ersten Blick erschien.
Björn traf als letzter am Frühstückstisch ein. Er machte eine entsetzliche Mitteilung: „Lars liegt mit hohem Fieber im Bett. Es scheint ihm sehr schlecht zu gehen. Er atmet schwer und phantasiert sogar. Unter keinen Umständen kommt er auf die Beine.“
Frau Borten sah sofort nach dem jungen Mann, konnte aber nur bestätigen, was Björn berichtet hatte.
Das Telefon klingelte. Wie elektrisiert zuckten alle Anwesenden zusammen und starrten auf den altmodischen schwarzen Apparat. Herr Borten hob ab und meldete sich. An seinem Gesichtsausdruck war sofort zu erkennen, daß Lisa oder Eric am anderen Ende der Leitung waren. Er kam kaum dazu, selbst etwas zu sagen und nickte nur immer wieder. Als er auflegte, sagte er: „Es war Lisa. Sie wurde eine Minute lang nicht bewacht und hat schnell angerufen. Sie weiß nicht, wo Eric sie festhält. Aber er droht ihr ununterbrochen. Falls Lars den Eiskalten Troll nicht findet, dann muß sie dafür bezahlen.“ Frau Gustavson begann zu weinen und stützte den Kopf in die Hände.
Die Wohnzimmertür wurde geöffnet, und Lars taumelte herein. Sein Gesicht war rot und verschwitzt. „Was... ich gehört... ? Lisa... ich muß... retten... Mutter... bitte... bitte... sag... sag... was Vater hat dir erzählt über die Troll! Rede! Rede! „Doch Frau Gustavson schien nichts zu wissen. Sie hob nur immer wieder die Arme und ließ sie kraftlos sinken. Ihr war anzusehen, wie verzweifelt sie war. Sie hätte ihrem Jungen nur zu gerne geholfen, aber es war nicht möglich. Sie konnte es nicht.
Frau Borten führte Lars zurück in Björns Zimmer, wo für ihn ein
Weitere Kostenlose Bücher