Die Knickerbocker Bande 29 - Der eiskalte Troll
keucht er. „Das sind Langlaufskier, mit denen können wir doch nicht abfahren.“
Björn wurde hektisch und riß ein Paket nach dem anderen auf. Er entdeckte zwei große Pappkartons, tiefgefrorenen Fisch, Zeitschriften, Dosen mit Mehl, Zucker und Grieß, Butter und... Post. Ein ganzes Bündel Post. Er entzifferte die Anschrift und schleuderte die Briefe mit einem Aufschrei in die Luft. Wie Riesenschneeflocken tanzten sie langsam herab. „Dieser Idiot! Dieser hirnverbrannte Idiot!“ schrie Björn. Er stürzte bis zum Rand des Plateaus und brüllte aus Leibeskräften: „Öle! Du Idiot! Komm zurück! Komm sofort zurück!“
Poppi warf den anderen einen fragenden Bück zu. Axel dämmerte etwas. Lieselotte war es bereits klar, und Dominik kam gerade darauf. „Öle hat die Pakete verwechselt und uns die Sachen dagelassen, die er eigentlich auf die Insel bringen sollte. Das ist die Bestellung der Familie, die draußen im Meer auf einer kleinen Insel lebt.“
„Und das Zelt? Die Skier? Der Ofen? Die Schlafsäcke?“ jammerte Dominik.
„Alles im Helikopter!“ stöhnte Poppi. Aber gleich darauf kam ihr ein tröstlicher Gedanke: „Öle wird den Irrtum schnell bemerken und zurückkommen!“
Aber Björn mußte sie enttäuschen. „Öle hat mir gesagt, daß er mindestens 90 Minuten zu dieser Insel fliegt und dort übernachten muß, weil er es vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurück zum Festland schafft. Selbst wenn er entdeckt, was er in seinem Chaos wieder angerichtet hat, bleibt nicht genug Zeit, uns abzuholen!“ Diese Aussage traf die Knickerbocker-Freunde wie ein Keulenschlag. „Und... und... was... jetzt?“ Den vieren fiel der warnende Satz ein, den der Pilot vor wenigen Minuten von sich gegeben hatte: „Morgen um zehn Uhr komme ich euch abholen, und da müßt ihr hier warten, sonst finde ich euch nicht. Ich will euch keine Angst einjagen, aber ihr wißt, was das bedeutet: In dieser Eiswüste habt ihr kaum Chancen. Alles klar?“ Wieder kehrte rund um die Bande die eisige Stille ein. Sie befanden sich in 1000 Meter Höhe und waren in Not geraten. Wie ein Schiff auf offener
See. Es war eine Art Seenot auf dem Berg. Weit und breit keine Rettung in Sicht. Also mußten sie sich selbst helfen. Aber wie?
Das Schlittenboot
Dominik blickte auf die Uhr unter den zahlreichen Pullover-, Hemden- und Jacken-Schichten. Es war bereits Mittag. Das bedeutete: Es blieben ihnen ungefähr zwei, höchstens aber drei Stunden, in denen sie sich bewegen und etwas sehen konnten.
„Was ist... wenn wir zur Höhle absteigen und dort übernachten?“ schlug Axel vor. „Morgen früh klettern wir wieder herauf und warten auf Öle.“
Lieselotte deutete ihm, daß er nicht richtig ticke. „Das überleben wir doch nicht. Es ist viel zu kalt. Wir brauchen ein Zelt und Schlafsäcke, und die haben wir nicht. Wir haben nicht einmal etwas, womit wir ein Feuer machen können!“
Björn winkte ab. „Na ja, dieser blaue Kunststoff brennt ganz gut, und die Kartons können wir auch verbrennen. Aber wir haben nichts zu essen, da wir keinen Dosenöffner besitzen.“
Nun winkte Axel ab. „Haben wir doch! Es ist einer an meinem Taschenmesser dran.“ Und Lieselotte hatte noch Schokolade und Kekse, die am Vortag übriggeblieben waren. Trotzdem hatten sie vor einer Nacht im Freien höllische Angst. „Ich glaube... diese Höhle zu untersuchen... ist jetzt vielleicht nicht so gut!“ meinte Axel zaghaft.
„Natürlich nicht, wir haben Wichtigeres zu tun. Ist dir das nicht klar?“ fuhr ihn Lieselotte an. Wenn sie sehr angespannt war, konnte sie recht kratzbürstig sein.
Axel zog den Kopf ein. Er haßte es, wenn sie ihn wie einen Dummkopf behandelte. „Na gut, dann schlage bitte vor, was wir jetzt tun werden, Frau Superschlau!“ zischte er. „Du wirst doch immer Superhirn genannt, oder?“
Lilo blickte betreten drein. Das war der schwache Punkt. Sie wußte auch nicht, was jetzt das beste war.
Beleidigt drehte sich Axel weg. Wütend trat er mit dem Schuh gegen die Kartons auf dem Boden. Der Inhalt war hart und schwer. Axel bückte sich und griff nach seinem Taschenmesser. Er klappte die lange Klinge heraus und schnitt die Pappschachtel an der Oberkante auf. Erstaunt betrachtete er den orangeroten Klumpen, der vor ihm lag. Das Zeug sah aus wie eine Gummiplane. Aber wieso war es so groß und dick, und wozu brauchte das jemand? Während der Rest der Bande mit Björn beratschlagte, wandte sich Axel der zweiten Schachtel zu. Auch sie
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