Die Knickerbocker Bande 29 - Der eiskalte Troll
Bürste, in die Höhe. Rundherum aber ringelten sich Locken, die seit mindestens einem Jahr keinen Kamm mehr gesehen hatten.
Öle war zwar der unordentlichste Mensch der Welt, aber er schien es überhaupt nicht zu merken. Sein Chaos war für ihn selbstverständlich. Als er den Knickerbockern und Björn Platz anbot, beförderte er mit einigen geschickten Fußtritten einfach seine Klamotten von den Stühlen und machte eine einladende Handbewegung. Hunger mußte man bei Öle auch keinen haben. Man tastete ganz einfach die Umgebung ab, bis man etwas Eßbares fand, und stopfte es in den Mund.
Björn und sein Freund scherzten eine Weile über die Späße, die sie in der Schule gemeinsam ausgeheckt hatten, aber Lieselotte unterbrach sie schließlich: „Es bleiben nur noch vier Tage Zeit, diesen Eiskalten Troll zu suchen!“ sagte sie und versuchte ihrer Stimme einen strengen und bestimmten Klang zu geben. „Wir wissen nichts Genaues, haben aber den Verdacht, daß die Sage etwas mit dem Trollfjord zu tun hat. Was wir suchen, ist eine Höhle, in der... ein Schatz oder irgend etwas Wertvolles... versteckt ist!“
Öle hatte ihr angestrengt zugehört, da sein Deutsch nicht sehr gut war. Er hatte verstanden und erzählte auf norwegisch, was er wußte. Björn übersetzte: „Unterhalb der Spitze der Felsen, die den Trollfjord bilden, befinden sich angeblich mehrere Höhlen. Eine Höhle wird auch als Eishöhle bezeichnet.“
Lilo horchte auf. „Das könnte sie sein! Schließlich geht es um den Eiskalten Troll!“
Öle machte folgenden Vorschlag: „Ich könnte euch mit dem Hubschrauber auf den Gipfel der Trolltindene bringen, das sind die Berge im Trollfjord. Ich suche auf der Karte einen Landeplatz, der möglichst bei der Eishöhle ist. Dort setze ich euch ab. Doch ich kann morgen nicht auf euch warten, da ich einige Versorgungsflüge eingeteilt habe. Ich hole euch übermorgen ab.“
Poppi blickte ihn erschrocken an. „Heißt das, wir müssen im Freien übernachten? In dieser Kälte?“
Öle bejahte. „Keine Sorge, ich habe alles für euch. Ein Thermo- zelt, Schlafsäcke, einen Kocher, einen kleinen Ofen, einfach alles. Es ist weder gefährlich noch schrecklich. Björn kennt sich aus.“ Ihr Freund nickte stolz. Er hatte tatsächlich schon einige Male im Winter kampiert und besaß einige Erfahrung. Sie würden das schon schaffen.
„Oder ihr wartet zwei Tage“, bot Öle an. Aber das war unmöglich. Das konnte die Bande nicht riskieren. Als Björn an diesem Abend mit Zuhause telefonierte, erfuhr er Entsetzliches. „Lisa hat sich gemeldet. Sie ist an eine Zeitbombe gekettet. In 100 Stunden läuft die Uhr ab. Wenn Lars bis dahin kein Ergebnis vorweisen kann, ist es vorbei. Eric leistet wirklich ganze Arbeit.“
Betroffen schwiegen die Knickerbocker. Poppi und Dominik, die vorhin noch lieber am Festland hatten bleiben wollen, waren sich jetzt sicher, daß sie mitkommen wollten. Der Gedanke, daß ein Leben in Gefahr war, das sie vielleicht retten konnten, war für sie entsetzlich.
Seenot in 1000 Meter Höhe
Viel Zeit blieb der Knickerbocker-Bande am nächsten Tag nicht, um die Eishöhle zu erforschen. Hell wurde es nämlich erst nach zehn Uhr vormittags, und gegen zwei brach bereits die Dämmerung herein. Nur in dieser Zeit konnte Öle mit seinem Hubschrauber fliegen, und auch er mußte jede Minute nutzen.
Es war ein klarer Wintertag. Der Himmel war grau und bedeckt, aber zum Glück gab es keinen Nebel. Der Flug zum Trollfjord wurde zum Erlebnis. Nach dem Start flog Öle Richtung Westen auf das Meer hinaus. Es war zugefroren und sah wie eine glitzernde weiße Decke aus, in die jemand einige Löcher gebohrt hatte. Durch diese Löcher steckten die Felsen und Berge der Insel ihre „Köpfe“. Sogar die Fahrrinne konnten die Knickerbocker erkennen, die der Eisbrecher in die Eisschicht geschlagen hatte. In dieser Rinne fuhren die Postschiffe und Passagierdampfer.
„Jetzt paßt auf!“ schrie Öle durch den Lärm der Rotoren der Bande zu. Die vier hockten im Laderaum des Frachthelikopters und beugten sich abwechselnd aus der offenen Ladeluke, um die der eisige Wind pfiff. Natürlich waren Axel, Lilo, Poppi und Dominik angegurtet, damit sie nicht hinausfallen konnten. Björn hockte im hintersten Teil des Frachtraumes und hatte die Knie ans Kinn gezogen. Lieselotte fragte ihn gar nicht, was mit ihm los war. Es war klar. Er hatte Höhenangst.
Öle verließ seine Flughöhe und ging tief hinab. Unter ihnen wurden
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