Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren
sie.
Die anderen schnupperten und meinten: „Ja... das ist Äther... ein Betäubungsmittel. Es kommt aus dem Keller. Entweder hat der Geisterzar die Männer betäubt, oder sie haben ihn betäubt.“
Lieselotte war fest davon überzeugt, daß der Zar zugeschlagen hatte. Im Betäuben war er Meister. „Aber wir können nicht hinunter, sonst entschlummern wir auch“, jammerte sie. Der Geisterzar mußte eine Gasmaske tragen, falls er sich tatsächlich da unten befand. „Weg, zurück ins Hotel! Es hat keinen Sinn! Kommt!“ flüsterte Lieselotte.
Die vier traten in die eiskalte Nacht hinaus und begannen zu laufen, um das Geisterhaus möglichst schnell hinter sich zu lassen. Lieselotte schimpfte im Geiste mit sich selbst. „Blöde Kuh! Zuerst bist du auf diesen Herrn Malakowskij hereingefallen, der dich nur als Versuchskaninchen benutzt hat, um den Geisterzaren aus seinem Versteck zu locken, was offenbar nur teilweise geglückt ist. Und jetzt ist so knapp vor der Lösung alles schiefgelaufen. Was hat sich in diesem Tresor befunden, und wer sind die Männer aus den Särgen? Und wer hat den ganzen Spuk veranstaltet?“
Sie würden es nicht mehr erfahren, denn am nächsten Morgen ging es zurück nach Österreich.
Doch noch geschafft!
Vladimir kam pünktlich auf die Minute. Als die Zeiger auf neun Uhr standen, traf er in der schicken Hotelhalle ein und winkte den wartenden Knickerbocker-Freunden zu. Die vier hockten mit mißmutigen Gesichtern in den weichen Polstersesseln und starrten trübe vor sich hin. Die Freude, Axel gefunden zu haben, war durch die Ereignisse der vergangenen Nacht fast ausgelöscht worden. Hätten sie wirklich nichts anderes machen können? Lieselotte beschloß, daß die russische Polizei alles erfahren sollte. Die Beweise würde sie alle im Haus des Geisterzaren finden.
„Was sein mit euch?“ erkundigte sich Vladimir.
„Du... du... wir müssen dir etwas gestehen, und du... du mußt jetzt die Polizei rufen. Da stimmt etwas nicht!“ begann das Superhirn.
Vladimir breitete kameradschaftlich seine Arme aus. „Kommt, ihr mir erzählt alles auf Fahrt zu Flugplatz“, sagte er.
Langsam und vorsichtig berichtete Lilo von den Erlebnissen der Knickerbocker-Bande im Geisterhaus. „In diesem Tresor... da ist etwas drinnen, auf das alle wild sind. Es wird jetzt nicht mehr drinnen sein, denn der Geisterzar hat es bestimmt schon weggeschafft. Und die anderen Männer aus den Särgen waren auch helle. Sie haben den Tresor geöffnet!“
Vladimir lächelte milde, als würde Lieselotte ihm ein Märchen erzählen. Er steuerte auf seinen Kastenwagen zu und öffnete die Ladeklappe. „Einsteigen!“ sagte er freundlich. „Einer kann vorne bei mir sitzen!“ Die Wahl fiel auf Axel. Die anderen nahmen auf der kalten, harten Ladefläche Platz.
Beim Verlassen des Geisterhauses hatte Axel den abgebrochenen Zapfen als Andenken mitgenommen. Damit er nicht wie ein Barbar aussah, der seine Keule bei sich trug, hatte er das hölzerne Ding in einem Plastiksack verstaut, der nun zu seinen Füßen lag. Axel starrte trübsinnig durch die Windschutzscheibe.
„He... erzählen... erzählen, was habt ihr gemacht. Verboten gemacht! Ihr habt euch in Gefahr gebracht, nicht?“
Axel berichtete nur widerwillig, was geschehen war. „Da... da schau... dieses Ding hätte mich beinahe erschlagen!“ prahlte er und bückte sich. Er öffnete den Plastiksack, um sein Andenken an das Spukhaus herauszunehmen. Aber seine Finger berührten kein Holz, sondern eiförmige kalte Steine. Axel bückte sich und schaute in den Sack. Das war gar nicht seine Tüte! Das war ein anderer Plastiksack, und in ihm... lagen... Edelsteine! Darunter ein hühnereigroßer Diamant. Vladimir bemerkte, daß der Junge nicht weitersprach, und drehte ihm den Kopf zu. Der Mann stieß einen fauchenden Schrei aus und trat mit dem Fuß nach Axels Händen. Der Junge zuckte erschrocken zurück und starrte Vladimir entsetzt an. „Wo... wo ist das her?“ stammelte Axel.
Der Russe gab keine Antwort, sondern riß den Wagen herum und bog in eine Seitengasse ein. „Ich warnen deine Freunde... ich sie warnen, sie nicht hören.
Ich wollten euch Freiheit geben, aber jetzt ist Schluß!“
Mit einem Schlag war Axel klar, daß er neben dem Geisterzaren saß. Dieser Mann steckte hinter allem! Er hatte einen wirklich unglaublich schlauen Plan verfolgt. Er mußte alle möglichen Leute heimlich beauftragt haben, das Spektakel zu managen und zu organisieren. Fast alle
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