Die Knickerbocker Bande 32 - Kennwort Giftkralle
ihr ein lautes Summen auf. Sie runzelte die Stirn, ließ es aber gleich wieder bleiben. Stirnrunzeln machte Falten, und die konnte sie nicht brauchen. Das Geräusch kam aus dem Badezimmer, und sie dachte, daß sie wahrscheinlich ihre elektrische Nagelfeile nicht abgeschaltet hatte.
Als sie die Badezimmertür öffnete und das Licht anknipste, stieß sie einen lauten Schrei aus und schlug die Hände vor das Gesicht. Zu spät! Sie versuchte zu fliehen, aber die Tausenden Stechmücken, die aus dem kleinen Raum quollen, stürzten sich gierig auf ihr Opfer. Hungrig und blutdurstig ließen sie sich auf der bloßen Haut der Frau nieder und stachen zu.
Nur wenige Minuten später explodierte eines der kleinen Elektrofahrzeuge, mit denen man durch die Gartenanlage des Hotels zum Golfplatz fahren konnte. Dabei wurden ein Schwede und seine Frau leicht verletzt.
Das dritte Unglück ereignete sich in den Räumen des
Maharadschas, wo ohne ersichtlichen Grund ein Feuer ausbrach. Es loderte schnell auf, und bald schlugen die Flammen aus einem der Fenster. Da das Hotel jedoch eine eigene kleine Löschtruppe besaß, konnte der Brand glücklicherweise rasch unter Kontrolle gebracht werden.
Der Maharadscha ordnete verschärfte
Sicherheitsmaßnahmen an. Jeder, der seinen Besitz betrat, sollte in Zukunft kontrolliert werden. Alle Zimmer des Hotels wurden durchsucht, sämtliche Bediensteten befragt.
Als die Knickerbocker-Freunde von all dem erfuhren, wurde ihnen immer unbehaglicher zumute. Lieselotte wartete nicht mehr, sondern marschierte zum Chef des Hotelempfangs und bat ihn um ein Gespräch. Sie erzählte dem Mann alles, was sie wußten, aber dieser glaubte ihr kein Wort. Lilo verlangte die Zeitungen der vergangenen Tage und bat ihn, die Anzeigen laut zu übersetzen.
Der Mann tat es, und Lieselottes Gesicht wurde immer länger, als er zum Ende kam und kein einziges Inserat das Kennwort „Giftkralle“ enthalten hatte. Da das Mädchen es nicht glauben wollte, rief der Mann einen Kollegen, der alles bestätigte.
Das Superhirn schlich mit hängenden Schultern zum Swimmingpool zurück. Lieselotte hatte die Angst gepackt. Entweder wurde mit der Knickerbocker-Bande ein bitterböses Spiel getrieben, in das auch Laru verwickelt war, oder aber die Angestellten des Hotels steckten alle unter einer Decke. „Sicherheitskontrollen, daß ich nicht lache!“ dachte Lilo und erschauderte. „Wahrscheinlich sind die Wachleute diejenigen, die all die schrecklichen Taten verursachen.“ Sie waren von Feinden umgeben und mußten um ihr Leben zittern. Zum ersten Mal wollte Lilo nur noch eines: „Fort! Nach Hause! Weg von da! Raus aus diesem Bann des Bösen!“
Keuchend, schwitzend und dreckig kam Walter Morris zu Axel, Poppi und Lieselotte an den Pool gestürzt. „Sind
Dominik und Arthur zurückgekommen?“ fragte er aufgebracht. Die drei schössen in die Höhe und verneinten.
„Dann. dann. wurden sie. ich weiß nicht, was“, stammelte Mister Morris. „Sie wollten die Schule besichtigen, und weil dort niemand war, bin ich los, um mich nach dem Grand zu erkundigen. Als ich zurückkam, waren beide weg. Verschwunden. Spurlos!“
Eiserne Fesseln
Onkel Arthur war der erste, der wieder zu sich kam. In seinem Kopf dröhnte es heftig, und er hatte das Gefühl, als würden sieben Boxhandschuhe immer wieder von innen gegen seine Schädelknochen schlagen. Die Augäpfel, die Ohren, der Nacken und der Scheitel, alles war ein einziger Schmerz.
Der Reporter, der auf gepflegtes Äußeres großen Wert legte, sah sehr ungewohnt aus. Seine immer geföhnten dunklen Haare waren brutal kurz geschoren worden und standen ihm in wilden Büscheln vom Kopf. Seine Mundwinkel waren blutig und die Nase verschwollen. Als er zu Boden gesunken war, schien er mit dem Kopf auf etwas Hartes gefallen zu sein.
Dominik war es auch nicht besser ergangen. Auch ihm hatte jemand die Haare wie mit einer Zange abgezwickt, und er hatte mehrere Schrammen davongetragen. Er brauchte lange, um wieder zu sich zu finden. Die Schmerzen im Kopf ließen ihn erst nach einer Stunde die Augen öffnen.
„Wie. wie geht es dir?“ hörte er die Stimme seines Onkels. Dominik stöhnte zur Antwort nur. „Mir genauso!“ erwiderte Arthur. Beide waren an feste, besonders stabil gebaute Stühle gefesselt. Gefesselt war noch milde ausgedrückt. Der Unbekannte, der sie überfallen hatte, mußte sich größte Mühe gegeben haben. Die Arme und Beine der Gefangenen waren sorgfältigst an Armlehnen und
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