Die Knickerbocker Bande 32 - Kennwort Giftkralle
Rauchfahnen aufsteigen. Ein langer Marsch stand ihnen bevor.“
Ein Fest des Schreckens?
23 Uhr, Palasthotel.
Dominik lag ausgestreckt auf seinem Bett, hatte einen großen Eisbeutel auf dem Kopf und die Augen geschlossen. Rund um ihn standen seine Knickerbocker-Kumpel und betrachteten ihn mitleidig. Er war erst vor einer Stunde mit Onkel Arthur zurückgekehrt, völlig erschöpft, zerschunden und geschwächt. Niemand hatte ihnen auch nur einen Tropfen Wasser gegeben. Wo immer sie angeklopft hatten, waren sie abgewiesen worden. Die Leute hatten vor ihnen ausgespuckt und sogar Steine nach ihnen geworfen.
„Wir sind uns wie Aussätzige vorgekommen“, stöhnte Dominik. „Was. was haben wir getan. warum wurde uns diese Behandlung zuteil?“ Lieselotte hatte eine Erklärung. Es mußte mit den geschorenen Haaren zu tun haben. Offenbar waren sie ein Zeichen für. ja wofür? Für Verbrecher? Für Menschen, die Böses planten?
Das Superhirn wollte noch in den Leseraum des Hotels gehen, um in Büchern nach einer Antwort zu suchen. Sie verabschiedete sich von den anderen und lief durch die ruhigen Gänge. Vom Innenhof aus ging sie durch die Kuppelhalle zu den offenen Bogenfenstern und blickte auf den See hinaus.
Da! Da war Licht! Auf dem Hügel blinkte es wieder. Lieselotte sprang in den Garten und starrte zum Obergeschoß hinauf.
Poppi hatte recht gehabt! Es wurden Blinkzeichen gegeben. Aber von wem?
Das Mädchen steckte Daumen und Zeigefinger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Das Blinken wurde sofort eingestellt, und eine dunkle Gestalt beugte sich für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Fenster. Als
sie das Mädchen sah, zuckte sie zurück. Leider hatte Lilo nicht erkennen können, um wen es sich handelte. Es hätte jeder sein können, dem sie in den vergangenen Tagen begegnet war.
Da! Abermals wurde geblinkt. Das Licht auf dem Hügel antwortete und erlosch schließlich. Lieselotte wischte sich nervös über das müde Gesicht. Sie war jetzt so aufgeregt, daß an Schlaf überhaupt nicht mehr zu denken war. Das Mädchen lief in die kleine, aber feine Bibliothek und suchte die Regale ab. Sie fand leider keine Bücher über Indien und seine Bräuche. Die hätten sie jetzt am meisten interessiert.
Lilo entdeckte nur einen alten, sehr abgegriffenen Band mit einer Abbildung des Maharadscha-Palastes auf der ersten Seite. Leider war das Buch in hindi, und sie konnte es nicht lesen.
„Mädchen, was machst du hier noch so spät?“ rief ihr jemand von der Tür her zu. Lilo erschrak so heftig, daß sie das Buch in einem hohen Bogen von sich warf. Mister Morris hatte offensichtlich nach ihr gesucht und schien sehr aufgelöst.
Das Superhirn sah auf die Uhr. Es waren eineinhalb Stunden vergangen, seit sie in die Bibliothek gekommen war. Die Zeiger standen fast auf eins. „Habt ihr Nachricht von Dominik und seinem Onkel? Die örtliche Polizei hat die beiden nämlich nicht gefunden.“ Lilo unterbrach den Kanadier und konnte ihn beruhigen: „Sie sind beide zurück, haben aber Schreckliches durchgemacht.“ Der Mann setzte sich zu ihr, und Lieselotte erzählte in Stichworten, was sie wußte.
„Hier ist der Teufel los!“ stellte Mister Morris fest. „Ich. ich fürchte schön langsam um unser aller Leben, und keiner ist dazu zu bewegen, etwas zu unternehmen. Dabei soll übermorgen hier im Park des Palastes das alljährliche große Fest des Maharadschas gefeiert werden. Die Hotelgäste sind alle eingeladen, und es werden auch zahlreiche ehrenwerte
Bürger der Umgebung erwartet. Garten und Palast werden in einem Blumenmeer untergehen, die Elefanten werden mit bunten Farben kunstvoll bemalt werden, und die Künstler, Fakire und Tänzer des Reiches werden sich versammeln. Ich. fürchte das Schlimmste. Wieso soll ausgerechnet an diesem Tag die Kette der Unglücksfälle abreißen?“
Lilo hatte endlich jemanden gefunden, der sie nicht für verrückt hielt. Aus diesem Grund begann sie Mister Morris alles anzuvertrauen, was sie erlebt und beobachtet hatte. „Du meinst, es hat etwas mit dem verfallenen Palast auf dem Hügel zu tun?“ fragte er, als sie ihre Erzählung beendet hatte. Lilo nickte. „Wir müssen hinauf und herausfinden, was hier gespielt wird. Vielleicht können wir dann die Serie der Schreckenstaten endlich unterbrechen!“
Der kanadische Journalist überlegte. „Was bleibt uns anderes übrig? Du hast recht. Es handelt sich hier um einen Schreckensplan, dessen Ziel und Zweck wir nicht
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