Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen
verständigen. Bestimmt interessiert sie sich für deine Brüder“, sagte Dominik. Virginie stimmte diesem Vorschlag schweren Herzens zu. In der Aufregung vergaß Dominik die Idee dann allerdings wieder .
„Aber ich muß mich bei Tante Marie-Louise und Onkel Pierre verabschieden!“ meinte Virginie. Lieselotte begleitete sie zu dem Zimmer, in dem sich die Tante tagsüber aufhielt.
Nachdem Axel wieder den Hauptschalter am
Sicherungskasten betätigt hatte, flammten im ganzen Haus die Lichter auf. „Tante Louise!“ rief Virginie, bekam aber keine Antwort. Das Mädchen steuerte auf einen bequemen Lehnstuhl mit hoher Rückenlehne zu und tastete ihn ab. „Sie ist ... sie ist nicht da!“ stellte sie verwundert fest.
„Aha ...!“ sagte Lilo gedankenverloren. Sie hatte sich in dem Salon umgesehen und war dabei von einem unbehaglichen Gefühl befallen worden. Wahrend Virginie sich auf die Suche nach ihrer Tante machte, starrte das Superhirn lange auf ein großes Ölgemälde, das an der Wand gegenüber dem Lehnstuhl hing. Es zeigte ein modernes Schiff, das in der Nacht in Seenot geraten war und gerade sank. In einiger Entfernung war ein Küstenstreifen mit einem Leuchtturm erkennbar, in dem aber kein Licht brannte.
Das Schaurigste an dem Bild war das Gesicht eines Mannes, das zu einer gequälten Grimasse verzogen war. Es war durchscheinend und schwebte übergroß über dem Wasser. Der Mann war höchstens sechzig Jahre alt, hatte glattfrisiertes, schwarzes, glänzendes Haar und einen dichten Backenbart. Lieselotte verstand nicht, was das Bild zu bedeuten hatte.
Das Superhirn war neugierig geworden und sah sich weiter in dem Raum um. Lilo entdeckte ein Stehpult, auf dem ein aufgeschlagenes, dickes, altes ledergebundenes Tagebuch lag. Die linke Seite war dicht beschrieben, die rechte Seite war leer. Lieselotte konnte die Zeilen leider nicht verstehen, da sie auf französisch waren, sehr wohl fiel ihr aber das Datum der Eintragung auf. Es war dasselbe Datum, das sie auf den Papieren gesehen hatte, die auf dem Schreibtisch von Virginies Onkel lagen.
Lilo blätterte in dem Tagebuch zurück und stellte fest, daß auf jeder Seite dasselbe stand. Wer auch immer dieses Tagebuch führte, schien seit Jahren immer ein und dieselben Zeilen mit demselben Datum einzutragen.
„Aber . wozu sollte das gut sein?“ Lieselotte vergaß ihre Skrupel und riß eine der Seiten heraus, „Es ist ohnehin derselbe Text wie davor und danach“, rechtfertigte sie sich vor sich selbst.
Virginie tauchte in der Tür auf und meldete besorgt: „Meine Tante ist nicht im Haus. Mein Onkel ... rührt sich auch nicht. Aber er . er ist immer nur in seinem Schlafzimmer und verläßt es höchstens einmal im Monat, um sein Arbeitszimmer aufzusuchen.“
„Vielleicht schläft deine Tante schon“, vermutete Lilo. Virginie war dieser Gedanke auch schon gekommen. „Die Tür ist von innen abgeschlossen!“
Lieselotte legte der Blinden beruhigend die Hand auf den Arm. „Dann ist doch alles klar, oder? Sie will ihre Ruhe haben!“
Virginie atmete tief durch. „Lieselotte . da ist etwas . das ich noch niemandem sagen konnte: Ich mache mir große Sorgen um Tante Marie-Louise. Sie wird immer seltsamer und seltsamer. Sie spricht kaum ein Wort, und sie scheint sich auch vor ihrem Mann zu verstecken. Ich . weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe keine Freunde .!“ Virginie begann leise zu weinen.
„Jetzt schon, und wir werden dir helfen. Bei allem werden wir dir helfen!“ versprach das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande.
Lilo war von Anfang an klar gewesen, daß mit Tante Marie-Louise etwas nicht stimmte. Sie würden in dieser Sache etwas unternehmen, gleich morgen, nachdem sie mit Virginie den Safe geöffnet hatten. Was wohl drinnen lag? Was hatte der Vater seinen Kindern hinterlassen?
Virginies Enttäuschung
Frau und Herr Monowitsch unternahmen am nächsten Tag einen Ausflug. Sie wollten Pamplemousses Gardens, eine der schönsten Gartenanlagen der Welt, besichtigen. Fast alle Gewürze, die bei uns in Säckchen und Fläschchen verkauft werden, wuchsen dort auf Bäumen, Sträuchern und Stauden. Es gab riesige Seerosen, Lotusblumen, Weihrauchbäume und Fahnen, aus deren hohlen Stämmen man Trommeln baute. So interessant der Ausflug auch klang, die Bande hatte Wichtigeres zu tun und kam nicht mit.
Bolell spielte wieder den Fahrer und hatte mittlerweile einen größeren Wagen organisiert. Die Knickerbocker und Virginie hätten in seiner
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