Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor
eine Stimme etwas murmeln: „Bastard, little Bastard!“ Dann umhüllte ein süßlicher Duft seinen Kopf, der ihm abermals die Besinnung raubte. Das letzte, was Axel noch wahrnahm, waren die Zähne des Biests, das an seiner Kleidung zu zerren begann. Er war verloren, das Monster würde ihn zerreißen...
Lästige Versuchskaninchen
Während in Schottland die Uhren bereits zwei Uhr morgens zeigten, war es in Rio de Janeiro erst zehn Uhr am Abend.
Der Mann, der sich in Wien als Vater von Gordon MacNabel ausgegeben hatte, betrat die ungemein prächtig ausgestattete Suite, von der aus er einen prachtvollen Bück auf den weltberühmten Zuckerhut hatte. Eine Seilbahn brachte jedes Jahr Tausende Touristen auf den fast kahlen Berg.
Der Mann, der in dem Hotel unter dem Namen Mark Montgo- mery abgestiegen war, schien in bester Laune zu sein.
Er hatte in den vergangenen Monaten zahlreiche Aufträge ausgeführt und dabei eine schöne Stange Geld verdient. Seine Fähigkeiten waren gefragt - schließlich galt er als einer der besten Betrüger der Welt. Seine Spezialität war es, Leute so zu beseitigen, daß auch nicht der geringste Verdacht eines Verbrechens entstand. Seine Opfer verschwanden lautlos, spurlos und für immer.
Nach dem entspannenden Tag am Strand war der Mann etwas müde. Er wollte sich gerade auf das breite Bett werfen, um eine Stunde zu ruhen, als er ein Blinken auf dem Bildschirm seines tragbaren Computers bemerkte.
Wie immer, stand das Gerät aufgeklappt auf dem Schreibtisch und war mit seinem Satelliten-Funktelefon verbunden, mit dem er von jedem Ort der Erde überallhin Gespräche führen konnte.
Mister Montgomery erkannte an dem Symbol - auf dem Bildschirm blinkte ein Briefumschlag auf -, daß ihm jemand eine E-Mail-Nachricht geschickt hatte. Er ahnte, daß es sich um einen neuen Auftrag handelte, und hätte den Computer am liebsten abgeschaltet. Doch das konnte und wollte er sich nicht leisten. Er führte ein aufwendiges Leben und benötigte jeden Dollar.
Nachdem er seinen Geheimcode eingegeben hatte, der aus einer 12stelligen Zahl und sieben Geheimwörtern bestand, hatte er Zugriff auf die verschlüsselte Nachricht.
Er ließ sie von einem Spezialprogramm entziffern und las sie ohne große Freude:
Die vier Versuchskaninchen sind zu lästig und neugierig. Benötige sie noch drei Tage für weitere Tests. Danach müssen sie entsorgt werden. Kümmern Sie sich darum! Honorar wie üblich. MIND MUSTANG.
Der Mann hatte sein ganzes Leben lang noch nie einen Fuß nach Schottland gesetzt, und der Gedanke, seinen Badeurlaub beenden und das sonnige Brasilien verlassen zu müssen, begeisterte ihn nicht. Außerdem hatte er wenig Lust, vier Kinder verschwinden zu lassen. Aufträge dieser Art hätte er am liebsten abgelehnt, aber er konnte es sich nicht leisten. Er brauchte das Geld, und wenn er an den Betrag dachte, den ihm die Sache einbringen würde, huschte sogar ein Lächeln über das sonst so harte, fast versteinerte Gesicht.
„Tja, meine Lieben, man sollte eben nicht neugierig sein!“ murmelte er vor sich hin.
„Was? Zehn Uhr? Wie gibt es denn das?“ dachte Axel, als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf. Sofort tauchten die Bilder der vergangenen Nacht vor ihm auf. Der Raum mit dem Schaltpult, das Zimmer mit dem Kamin und der karierten Tapete, der Unbekannte im Lehnstuhl, das Biest... ja, das Biest, das nach ihm gebissen hatte! Und der süßliche betäubende Duft...
Axel wollte hochfahren, aber stechende Schmerzen in seinem Kopf hielten ihn zurück. Sein Schnupfen war noch schlimmer geworden. Die Nase war nun völlig verstopft. Er mußte durch den Mund atmen, was ihm ein unangenehmes Kratzen und Brennen im Hals verursachte. Seine Ohren waren nach wie vor verlegt, und die Welt war fern, dumpf und leise.
Sachte stemmte sich der Knickerbocker in die Höhe und blickte zum Nebenbett. Dominik war auch gerade erwacht und streckte sich. Er gähnte und warf Axel einen strahlenden Blick zu.
„Mann, habe ich gut geschlafen!“ stellte er überschwenglich fest. „Ich bin gestärkt und bereit für einen neuen aufregenden Tag hier in Richardstown. Bist du auch schon neugierig, was wir heute in der Schule alles lernen werden?“
„Wie bitte... spinnst du?“
„Dieses Internat ist für mich einer der schönsten Plätze der Erde. Ich habe mich noch nie zuvor irgendwo wohler gefühlt!“ verkündete Dominik fröhlich. Er glitt aus dem Bett, schnappte seinen Waschbeutel und rief: „Hallo Welt,
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