Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor
mit Marmelade und ließ sich sogar den schottischen Haferbrei - porridge genannt - schmecken.
Schwester Joanne sah ihm zufrieden zu.
Als er seinen Hunger gestillt hatte, lehnte sich Axel in die weichen Kissen zurück und schnappte nach Luft. Er konnte noch immer nicht durch die Nase atmen. Plötzlich richtete er sich auf und fragte die Krankenschwester: „Haben Sie schon einmal vom Biest im Moor gehört?“
Zur großen Überraschung des Jungen nickte die Schwester. „Selbstverständlich, jeder hier kennt das Biest!“ antwortete sie.
„Gibt... gibt es das Untier tatsächlich?“ bohrte Axel.
„Natürlich!“ sagte die Schwester mit ernstem Gesicht. „In jedem Märchenbuch!“ fügte sie kichernd hinzu.
Axel verdrehte ärgerlich die Augen. So hatte er das natürlich nicht gemeint. Er nahm allen Mut zusammen und fragte: „Was ist mit Gordon MacNabel geschehen? Mit dem Jungen, der in dem Zimmer gewohnt hat, das ich jetzt mit meinem Kumpel teile?“ Schwester Joanne lächelte milde und meinte: „Von wem sprichst du? Es gab in diesem Internat niemals einen Jungen mit diesem Namen. Ich muß es wissen, denn ich lege über jeden Schüler ein Dateiblatt an, wenn er in die Schule eintritt.“
Axel wechselte das Thema. „Muß ich wirklich auf der Krankenstation liegen? Das ist langweilig. Ich will nicht die ganze Zeit allein sein!“ beschwerte er sich.
Die Krankenschwester drückte ihn sanft in die Kissen und sagte: „Es wäre unverantwortlich, dich auf deinem Zimmer zu lassen. Ich habe dir schon erklärt, daß die Ansteckungsgefahr zu groß ist.“
Mit diesen Worten nahm sie ihre Tasche, in der sie ihre wichtigsten Medikamente und Untersuchungsinstrumente aufbewahrte, und machte sich auf den Weg. „Ich muß noch zu zwei Kleinen, die Masern haben, und danach besuche ich die beiden Mädchen mit Keuchhusten. Sorgen machen mir auch die vier aus der letzten Klasse, die sich eine heimtückische Infektion zugezogen haben.“ „Gibt es noch andere Krankenzimmer?“ erkundigte sich der Knickerbocker überrascht.
Die Krankenschwester lächelte ein wenig verstört: „Äh, nein... wieso?“
„Heißt das, daß die anderen Kranken auf ihren Zimmern bleiben dürfen?“
„Jajaja, warum?“
Axel war so erstaunt, daß er kein Wort herausbrachte. Mit einem freundlichen Nicken verließ die kleine energische Frau den Raum.
„Ich habe Schnupfen und werde isoliert. Andere haben wirklich ansteckende Krankheiten und dürfen in ihren Zimmern bleiben. Das ist doch nicht logisch!“
Es gab für den Jungen nur noch ein Ziel: Er mußte mit Lieselotte reden. Axel hob den Oberteil des Trainingsanzuges, in dem er auch geschlafen hatte, und tastete zufrieden nach der Bananentasche, die er um den Bauch geschnallt hatte. Der Reißverschluß war mit einem kleinen Schloß versperrt, das nur mit der richtigen Nummernkombination geöffnet werden konnte.
Ein leises Klicken zeigte an, daß das Schloß aufgesprungen war. Axel holte das Mini-Funkgerät aus der Tasche und ging auf Senden. „Axel an Lilo, bitte kommen! Dringend!“ funkte er.
Es dauerte eine Weile, bevor er ein Knacken hörte. Es war aber nicht Lieselottes Stimme, die sich meldete. Im Hintergrund vernahm er einen Lehrer, der sich gerade begeistert über die Nützlichkeit und Nutzlosigkeit von Unkraut ausließ.
„Lilo, bitte melden!“ wiederholte Axel.
„Ich kann nicht, habe Unterricht, du Doofkopf!“ zischte seine Freundin in das Mikrofon ihres Gerätes. Axel verstand und warf einen Blick auf die Uhr. In ungefähr 25 Minuten würde die erste Stunde vorbei sein.
Auf das Superhirn war Verlaß. Von der Toilette aus setzte sie sich in der Pause mit Axel in Verbindung.
„Lilo, Dominik kann sich nicht erinnern, was heute Nacht vorgefallen ist!“ rief Axel aufgeregt in sein Funkgerät.
Die Antwort traf ihn wie ein Keulenschlag: „Was ist denn vorgefallen? Habt ihr mit den anderen Jungen eine Mitternachtsparty veranstaltet?“
„Aber unser Treffen... und wir haben was entdeckt... und dann habe ich euch gesehen, völlig verdreckt... Und dann hat das Biest... “
Das Superhirn der Knickerbocker-Bande kicherte gänschenhaft. Dominik hatte Lieselotte noch nie so lachen gehört. „Du scheinst einen Nebelrausch zu haben!“ spottete das Mädchen. „Poppi und ich waren gestern schon um neun Uhr im Bett. Zum Glück durften wir heute alle länger schlafen, weil die Schulleitung das für notwendig erachtet hat. Wir waren im Bett und nicht im Moor, hörst du, nicht im Moor!
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