Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor
Aufmerksamkeit wettzumachen.
Er hatte es geschafft. Er stand neben dem eckigen Vorbau, an dessen Seite sich die Tür befand, die in das Haus führte. Der Knickerbocker schmiegte sich mit dem Rücken gegen die weiße Wand und rutschte an eines der erleuchteten Fenster heran. Er warf einen Blick über die Mauerkante der Fensternische und sah in einen hell getünchten Wohnraum. An der Hinterwand stand ein eiserner Ofen, der an der Vorderseite eine Luke mit feuerfestem Glas hatte. In seinem Inneren loderte ein Feuer, das seinen Schein in das bescheidene Zimmer warf.
Außer einem groben Holztisch, zwei Stühlen und einem Bett, auf dem eine schmutzige Felldecke lag, konnte Axel keine Einrichtungsgegenstände ausnehmen.
Fest stand damit, daß er in der Nacht an einem anderen Ort aufgewacht war. Doch er war sicher, daß jemand, mit dem Lilo und Poppi zusammengetroffen waren, von diesem Haus gekommen war. Vielleicht hatte er die beiden Mädchen sogar hierher gebracht.
Aber wie waren er und seine Kumpel dann in den Raum mit der karierten Tapete gekommen, in dem sich das Biest an ihn herangemacht hatte?
Der Junior-Detektiv ging in die Knie und umrundete das Haus. Er blickte in jedes Fenster und versuchte herauszufinden, ob sich jemand in dem Gebäude aufhielt.
Nein, es war niemand da.
Bevor er jedoch einen Fuß in das Haus des Wildhüters setzte, trat er zur hölzernen Eingangstür und klopfte an. Danach versteckte er sich sofort hinter der Mauerkante an der Schmalseite des Hauses und spähte vorsichtig um die Ecke.
Niemand kam, um zu öffnen. Es blieb auch weiterhin still im Haus.
„Auch wenn sich jetzt niemand im Haus aufzuhalten scheint, muß vor kurzer Zeit jemand hier gewesen sein, sonst würde kein Feuer brennen!“ überlegte Axel. Er mußte feststellen, wer das Haus benutzte. Das konnte ihn der Lösung des Rätsels um das Internat näherbringen. Vielleicht erfuhr er mehr über das seltsame Verhalten seiner Freunde oder das Verschwinden Gordons.
Axel ballte die Hände zu Fäusten, preßte sie aneinander und schloß die Augen. Er versuchte, die ihm verbliebenen Kräfte zu bündeln.
„Jetzt los!“ sagte er nach einigen Augenblicken und ging entschlossen auf die Tür zu. Er öffnete sie wie selbstverständlich, betrat das Haus, aus dem ihm angenehm warme Luft entgegenschlug, und rief: „Hallo? Ist da jemand? Hallo?“
Der Knickerbocker erhielt keine Antwort, vernahm aber ein lautes Kratzen und Schaben. Und war da ein Klopfen?
Was hatte der eigenartige Geruch zu bedeuten, der ihm in die Nase stieg? Er erinnerte den Jungen an etwas. Erst vor kurzem war er mit seinen Knickerbocker-Freunden an einem Ort gewesen, wo es ähnlich gerochen hatte.
Axel war nicht allein im Moor. Am Rande des kahlen Geländes hockte jemand im Gras, der das Haus durch ein Fernglas beobachtete. Er schien noch nicht ganz sicher zu sein, was er gegen den unerwünschten Besucher tun sollte. Für den Moment hatte er entschieden, daß Axel das Haus betreten durfte. Ob er ihm auch erlauben würde, es wieder zu verlassen, stand noch nicht fest.
Der Schultag in Richardstown war zu Ende. Poppi und Lieselotte kehrten in ihr Zimmer zurück und kletterten auf die Hochbetten. Sie waren eigenartig müde, nicht wirklich erschöpft oder unausgeschlafen, nein, aber ihre Arme und Beine schienen mit Blei gefüllt zu sein.
„Mir gefällt es hier in diesem Internat, ich würde gerne bleiben!“ sagte Poppi. „Richardstown ist eine tolle Schule!“
Lieselotte hatte das Gefühl, daß eine Stimme in ihrem Kopf zur Vorsicht riet. Auch unangenehme Gefühle stiegen in ihr hoch, Schrecken, Aufregung, doch es war, als würde sie in einem riesigen trüben Tümpel fischen - es gelang ihr einfach nicht, einen Erinnerungsfetzen zu fassen zu bekommen.
„Willst du nicht auch bleiben?“ fragte Poppi ihre Knickerbocker-Freundin.
„Also... ich weiß nicht!“ meinte Lilo und rollte sich vom Rük- ken auf den Bauch. Sie steckte die kalten Hände unter das Kissen und zog sie sofort erschrocken wieder zurück. Sie hatte etwas berührt, das eindeutig nicht in ihr Bett gehörte.
Lilo schoß in die Höhe und riß das Kopfkissen weg. Sie starrte auf einen zusammengefalteten Zettel, der bestimmt nicht von ihr stammte. Mit spitzen Fingern nahm sie ihn und strich ihn glatt.
Verschwindet, solange ihr noch die Möglichkeit habt! Sie haben mit euch dasselbe vor wie mit Gordon MacNabel. Haut ab, bevor es zu spät ist!
Lieselotte begann ihre Nasenspitze zu kneten. Was hatte
Weitere Kostenlose Bücher