Die Knickerbockerbande 18 - Kolumbus und die Killerkarpfen
voller Kehle. Er schlug die Tür wieder zu und blieb davor stehen. „Kapitän! Herr Sheldon!“ Sheldon war der Familienname von Christoph, der auch als erster gelaufen kam.
„Es muß sich um einen Irrtum handeln“, versicherte Christoph dem Mann immer wieder. „Irrtum“, schimpfte der Professor. „Für wie dämlich halten Sie mich? In der Nacht hat jemand Glöckchen an meiner Kabinentür angebracht, und als ich ins Bad gegangen bin, wollte jemand das Schloß blockieren. Ich bin vielleicht alt, aber nicht auf den Kopf gefallen. Ich habe den Nagel einfach von innen mit einem Wattestäbchen durchgestoßen und bin zu meiner Kabine zurück, wo diese beiden Gören drinnen sind. Sie wollen mich bestehlen!“
„So?“ Christophs Stimme war mit einem Schlag kalt und scharf. „Dann muß ich Sie nun bitten, mir zu erklären, was Sie Wertvolles mit sich führen?“ Der Professor schwieg einige Sekunden und meinte dann: „Versprechen Sie, es niemandem weiterzusagen?“ Christoph versprach es. „Dann zeige ich es Ihnen jetzt. Aber die Gören müssen hinaus.“ Der Seemann erklärte Professor Manago nun, daß die ,Gören’ weder gefährlich waren, noch lange Finger besaßen. Christophs Überredungskunst funktionierte. Der alte Mann lud nun auch Axel und Dominik zu sich ein.
Zu sechst standen sie in die Kabine gezwängt und fühlten sich wie Sardinen in der Dose. Der alte Mann war zwar verkrüppelt, aber bedeutend geschickter und beweglicher, als er auf den ersten Blick wirkte. Er hob den Koffer auf sein Bett, zog die Schlüssel aus dem Bademantel und ließ die Schlösser knackend aufspringen.
Behutsam holte er den kantigen Gegenstand heraus, der in eine graue Decke gewickelt war. Als er ihn enthüllte, kam ein Metallkasten zum Vorschein. Wieder öffnete der Mann zwei Schlösser und klappte den Deckel auf. In roten Samt gebettet lag ein Medaillon, das die Form einer altmodischen, eierformigen Taschenuhr hatte. Unter dem gewölbten Glas befand sich eine goldene Kapsel mit winziger, eingravierter Inschrift.
Die Enttäuschung der Knickerbocker-Bande war groß. Deswegen hatten sie sich geängstigt? „Was ist denn das?“ fragte Axel naserümpfend.
„Das ist weitgereister Staub“, verkündete der Professor mit feierlicher Stimme. „Vor über 100 Jahren wurde in Santo Domingo { * } in einer Gruft ein Sarg entdeckt, der die letzte Ruhestätte von Christoph Kolumbus sein dürfte. In ihm befand sich allerdings nur noch ein wenig Staub, der in zwei Medaillons gefüllt wurde. Dieses eine davon ist in meinen Besitz gelangt, und ich wollte dem großen Seefahrer zu Ehren nach 500 Jahren noch einmal die Reise unternehmen, die er damals gewagt hat.“
Liebevoll streichelte Professor Manago über das etwas makabere Schmuckstück. Die Knickerbocker-Bande versuchte, sich das Lachen zu verbeißen, aber so ganz gelang es ihnen nicht. „Respektlose Jugend!“ schimpfte der Professor. „Entschuldigung, das war nicht böse gemeint!“ sagte Lieselotte. „Wir lachen mehr aus Erleichterung. Meine Kumpels und ich haben große Ehrfurcht vor diesem... hm... Rest von Kolumbus.“
Poppi konnte sich nicht zurückhalten und platzte in diese feierlichen Minuten mit einer sehr direkten Frage: „Bitte, wo haben Sie Ihr Gewand versteckt gehabt?“ wollte sie wissen. Professor Manago wurde mit einem Schlag sehr verlegen. „In den Reisebedingungen stand, daß nicht mehr als ein Gepäckstück an Bord gebracht werden sollte. Mein Koffer war aber schon mit meinem Schatz gefüllt. Aus diesem Grund habe ich alle Kleidung, die ich benötige, übereinander angezogen und alles mit einem Mantel verdeckt.“
Jetzt konnten sich die Mädchen auch die mysteriöse Abmagerung des Professors erklären. Auch Christoph mußte nun schmunzeln. Der alte Mann war zu schrullig und hatte den Text des Prospektes einfach zu wörtlich genommen.
Die Erleichterung der Bande war unbeschreiblich. Nun blieb nur noch die Schriftstellerin Sirena zu überprüfen. Bei ihr würde es allerdings nicht so einfach sein.
Schatzsuche mit schrecklichem Ende
Die Seefahrt verging wie im Fluge. Christoph Kolumbus war am 6. September 1492 von Gran Canaria abgefahren und am 12. Oktober auf der Insel San Salvador gelandet.
Die Santa Maria II benötigte für dieselbe Strecke bedeutend weniger Zeit. Allerdings war sie auch mit einem Motor und den modernsten Navigationsgeräten { * } ausgestattet. Am elften Tag nach ihrer Abfahrt von Las Palmas landeten sie ebenfalls auf den
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