Die Knickerbockerbande 18 - Kolumbus und die Killerkarpfen
dreckig gewesen sein und gestunken haben. Das Deck wurde jeden Tag mehrere Male von den Matrosen mit Meerwasser übergossen, damit die Holzbalken in der Sonne nicht völlig austrockneten und sprangen. Der Teer, mit dem die Fugen abgedichtet waren, wurde in der Hitze natürlich weich und blieb an den Fußsohlen kleben. An Bord des Schiffes, das ungefähr nur ein Drittel so groß war wie die Santa Maria II, drängten sich 50 Menschen.“
Kichernd stellte Poppi eine Frage, die sie schon lange beschäftigte: „Gab es damals schon ein Klo?“ Christoph lachte schallend. „Nein, nur ein Seil, an dem du dein Hinterteil über die Reling gehängt hast.“ „War das Matrosenleben aufregend?“ wollte Axel wissen. Der Seemann mit dem wettergegerbten Gesicht fuhr sich durch das salzverkrustete Haar und schüttelte den Kopf. „Nein, nach kurzer Zeit verfielen die Seeleute in einen sonderbaren, dumpfen Zustand. Sie dachten nicht, sondern führten nur Befehle aus. Ihr Tag bestand nur aus Essen, Schlafen, und dem Glasen – so nannte man das halbstündliche Anschlagen der Schiffsglocke. Nach acht Glasen – also vier Stunden – wechselten die Wachen.
Damals haben die Matrosen nur auf dünnen Matten, direkt auf den harten Holzplanken unter Deck geschlafen. Dicht nebeneinander gedrängt. Kajüten gab es nur für die höchsten Leute an Bord. Die Hängematte lernten die Seeleute erst bei den Eingeborenen auf den Bahamas kennen, und bald waren sie auch auf den Schiffen üblich.“ Christoph paffte seine Pfeife und blickte zu den beiden Burschen hinauf, die durch die Takelage kletterten und die Taue der Segel kontrollierten. „Überhaupt war das Seemannsleben hart“, setzte er seine Schilderung fort. „Die Haut wurde durch das Wasser aufgeweicht und schwielig und durch die Sonne verbrannt. Die Kleidung war nach kurzer Zeit durch das Salz des Meerwassers steinhart und bockig.“
„Da... da schwimmt ein Stein!“ meldete Axel. „Ein grüner Stein! Backbord voraus!“ Christoph sprang auf und starrte entsetzt in die angegebene Richtung. Falls es sich um ein Riff handeln sollte, bestand für die Santa Maria II höchste Gefahr. Wenn sie auflief und ein Leck bekam, würde sie innerhalb weniger Minuten sinken. Christoph schwang sich an einem Seil der Takelage empor und kam gleich darauf wieder zurück. Er schien erleichtert zu sein. „Entwarnung!“ rief er. „Das ist nur eine Meeresschildkröte. Es kommen noch mehrere auf uns zu.“
Es war ein großartiges Schauspiel, die mächtigen, grünlich schimmernden Riesenschildkröten zu beobachten, wie sie gemächlich – ohne Hast oder Eile – durch das Wasser ruderten. Einige Stunden später entdeckten die Knickerbocker die Purpursegel von Quallen im Wasser, die nur aus dünnen Schleiern zu bestehen schienen. Wie Unterwasser-Elfen glitten sie dahin.
Zum Staunen brachte sie auch das Sargassomeer, das Kolumbus bei seiner Überfahrt glauben gelassen hatte, daß er sich in der Nähe von Land befand. Auf der Oberfläche des Wassers tauchten plötzlich riesige Tangwälder auf. Zum großen Erstaunen der Knickerbocker steuerte der Kapitän die Santa Maria II aber direkt hinein. „Werden wir nicht stecken bleiben?“ fragte Dominik ängstlich. Christoph, der die Frage gehört hatte, verneinte. „Diese Angst hatten die Seefahrer früher auch. Aber der Tang schwimmt an der Oberfläche und besitzt keine Wurzeln. In ihm tummeln sich Krabben und Schnecken, und er ist mehr als halb so groß wie die USA!“
Staunend blickten die vier Freunde auf den olivgrünen Teppich, der an manchen Stellen golden schimmerte und sich wie eine riesige Wiese über das Meer erstreckte. Die Welt war voll Wunder!
Am siebenten Tag ihrer Reise zog auch bei den Knickerbockern zum ersten Mal Langeweile auf.“ Die vier hatten alles ausprobiert und erkundet, was es an Bord nur auszuprobieren oder zu erkunden gab. Was jetzt?
Dominik kramte in seinem Seesack, den ihm Christoph vor der Abreise von Gran Canaria gekauft hatte. Damit sie nicht ständig dieselben Hosen und T-Shirts tragen mußten, hatte sie der Seemann mit neuen Klamotten ausgestattet. Dominik wollte aber unter keinen Umständen auf Lesefutter verzichten und hatte sogar drei deutsche Bücher aufgetrieben. Nun beschloß er, sich dem Lesen zu widmen.
Als er eines der Bücher auspackte, verstand Dominik, wieso er die Schriftstellerin Sirena schnell erkannt hatte. Er besaß ein Buch von ihr. „Liebesgrüße von der Teufelsinsel“ lautete der Titel. Der Junge
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