Die Knoblauchrevolte
Namen, ich mache dir das Leben schwer.
Das Tor fiel scheppernd ins Schloß. Gao Ma drückte sich an den Strohhaufen und hielt Ausschau nach ihrer Gestalt. Er wartete auf sie. Aber sie ging tatsächlich die Gasse nach Norden hinauf, in Richtung des niedrigen Sanddamms. Er war enttäuscht, er wollte weglaufen, aber dann fiel ihm ein, daß Jinjü ihrer Mutter vielleicht nur Theater vorgespielt hatte.
Jinjü, Jinjü … Er lehnte den Kopf an den Strohhaufen, und seine Augen wurden feucht. Hinter ihm trippelte das Fohlen. Die Papageien kreischten immer noch. Vom Stausee her, der weit entfernt in den südlichen Feldern lag, eingefaßt von pechschwarzem, stinkendem Röhricht, waren die Stimmen der Frösche zu hören. Sie riefen und antworteten in einer unschönen Tonlage, tief und dumpf.
Plötzlich fiel ihm wieder ein, wie er sich vor drei Jahren aus dem Armeelager geschlichen hatte, um sich mit der Schwägerin des Regimentskommandeurs zu treffen, einer Frau mit sehr kleiner Nase und einem Gesicht voller Sommersprossen. Sie hatte sich an seine Brust geworfen, er hatte sie umarmt und dabei den sauren Schweißgeruch unter ihren Armen wahrgenommen; es war, als ob er ein Stück trockenes Holz umarmt hätte. Er liebte sie nicht, aber er hatte sie in die Arme genommen. Du gemeiner Kerl, hatte er sich selbst beschimpft, du machst ihr vor, daß du sie liebst, dabei geht es dir in Wirklichkeit nur darum, von der Position ihres Schwagers zu profitieren. Aber die Vergeltung folgte auf dem Fuße. Kurz darauf kam das Pech knüppeldick.
Aber Jinjü liebe ich wirklich. Wenn ich für sie sterben müßte, ich würde nicht zögern. Jinjü, Jinjü.
Das Fohlen kam aufgeregt herbeigesprungen. Im Schatten der Mauer näherte sich Jinjü, das Sternenlicht auf der Tenne vermeidend. Gao Mas Herz vibrierte, ihn fror plötzlich, seine Zähne klapperten so sehr, daß er sie nicht mehr zusammenbekam. Jinjü kam um den Strohhaufen herum und blieb zwei Schritte vor Gao Ma stehen.
»Was hast du mir zu sagen?« Ihre Stimme zitterte auch.
»Jinjü.« Seine Lippen waren so steif, daß er Schwierigkeiten beim Sprechen hatte. Er hörte, wie sein Herz unregelmäßig klopfte, und seine Stimme klang gepreßt wie die Stimme einer Frau. Er versuchte zu husten.
Jinjü wich, von dem Geräusch erschreckt, einige Schritte zurück und bat ihn flehentlich: »Bitte, sei leise …«
Das Fohlen rieb seinen Bauch am Strohhaufen, rupfte übermütig ein paar Halme und warf sie den beiden vor die Füße.
»Hier können wir nicht reden. Komm in den Graben.«
»Auf keinen Fall. Was ist los? Sag schnell.«
»Hier geht es nicht.« Gao Ma wich über die Tenne zurück. Am Rand des Grabens blieb er stehen. Jinjü hatte sich nicht gerührt. Als er zurückwollte, um sie zu holen, näherte sie sich vorsichtig dem Graben. Er streckte die Arme aus und drängte sich durch den Purpurquast, bis er auf dem flachen Grund des Grabens stand. Dann drehte er sich um und wartete auf Jinjü. Als sie den Rand des Grabens erreicht hatte, trat er einen Schritt vor und nahm ihre Hand, um ihr herunterzuhelfen.
Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber Gao Ma ließ sie nicht los. Mit der anderen Hand berührte er ihren Handrücken. Ihre kleine Hand lag eingefangen zwischen seinen großen, kräftigen Händen und ließ sich von ihnen drücken.
»Jinjü, ich liebe dich. Ich will, daß du mich heiratest.«
»Weißt du denn nicht, daß ich gegen eine Frau für meinen Bruder weggetauscht werden soll?«
»Ich weiß es. Ich weiß auch, daß du das nicht willst.«
Jinjü schob Gao Mas obere Hand weg, entzog ihm ihre Hand und sagte: »Ich will es.«
»Du willst es nicht. Liu Shengli ist schon fünfundvierzig Jahre alt. Außerdem hat er eine chronische Luftröhrenentzündung. Er ist kaum in der Lage, Wasser zu tragen. Was willst du mit solchem Sargfutter?«
Jinjü schluchzte laut auf und dämpfte dann sofort ihr Weinen. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Mein Bruder ist über dreißig und ein Krüppel, seine Braut Cao Wenling ist erst siebzehn und viel hübscher als ich.«
»Dein Bruder ist dein Bruder. Du bist du. Warum läßt du ihn dein Leben zerstören?«
»Lieber Gao Ma … das ist Schicksal. Du mußt dir keine Sorgen machen, du wirst eine liebe Frau finden … Ich … in meinem nächsten Leben …« Jinjü barg das Gesicht in den Händen und stürzte auf den Purpurquast zu. Gao Ma setzte ihr nach, bekam sie zu fassen und zog kräftig. Sie taumelte und fiel ihm in die Arme.
Gao Ma
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