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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Rechten über ihrem Rücken herumfuchtelte, ohne ihn jedoch zu berühren. Die Kuh hob den Kopf. Aus ihrem Mund troff weißer Schaum. Sie schnaufte. Wahrscheinlich stachen ihr die Schottersteine schmerzhaft in die Hufe, denn sie wand sich und machte den Rücken krumm.
    Am Himmel sah er das Rad der roten Sonne und zwei geborstene, glühende Wolken, auf der Erde eine löchrige Straße, über die sich Zehntausende von Knoblauchwagen quälten. Gao Yang hatte noch nie an einer so gigantischen Unternehmung teilgenommen. Er war so aufgeregt, daß er sich nicht traute, nach rechts oder links zu schauen, und den Blick starr auf den gewölbten Hinterkopf Onkel Viers gerichtet hielt. Der kleine Esel tänzelte. Die scharfen Steine hatten bereits eine blutige Wunde in seinen linken Huf geschnitten. Dunkles Blut tropfte auf die weißen Steine. Die schwankende Deichsel drängte den Esel mal nach rechts, mal nach links. Gao Yang hatte keine Zeit, ihn zu bedauern, er drängte ihn im Gegenteil ungeduldig vorwärts. Ein Wagen stieß an den anderen, und keiner traute sich, Abstand zu halten, aus Angst, daß sich irgendein Scheißkerl dazwischendrängen könnte.
    Ein Knall wie von einer Handgranate erschreckte den Esel und seinen Herrn so heftig, daß beide zitterten. Gao Yang drehte sich um und sah, daß der Reifen eines Handkarrens geplatzt war. Der rote Gummi des Schlauchs wickelte sich über den schwarzen Reifen. Zwei Mädchen schoben den Karren. Die eine war etwas jünger, die andere ein paar Jahre älter. Der Kopf der Älteren sah aus wie ein knorriges Holzstück. Eine Borke von Aknenarben überzog ihr Gesicht. Die andere hatte zwar eine hübsche weiße Haut und ein melonenkernförmiges Gesicht, aber sie war auf einem Auge blind. Gao Yang gestand sich seufzend ein, daß Zhang Kou recht hatte: Selbst die unübertroffen schöne Frau Die Chan hatte ein paar Pockennarben im Gesicht, womit bewiesen wäre, daß es auf der Welt keine vollkommene Schönheit gibt. Die beiden Mädchen betrachteten ratlos ihren geplatzten Reifen, während die Leute hinter ihnen drängelten und schimpften. Mit großer Mühe schoben die Mädchen ihren Karren in den Schlamm am Straßenrand. Die Lücke, die sie hinterließen, wurde von den nachfolgenden Wagen sofort geschlossen.
    In kurzer Folge explodierten weitere Reifen. Einen ohrenbetäubenden Knall gab es, als der Hinterreifen eines fünfzig PS starken Traktors platzte. Die Felge drückte auf den Boden, und die Ladung neigte sich gefährlich. Einige Männer in Kaderanzügen standen hilflos um den geplatzten Reifen herum. Der Fahrer, ein junger Mann mit schwarzen Ölflecken im Gesicht, hielt einen großen Schraubenschlüssel in der Hand und verfluchte die Mütter sämtlicher Beschäftigter des Straßenbauamtes. Nach dem steilen Anstieg ging es wieder steil bergab. Auch die Gefällstrecke war mit scharfen Steinen belegt, die wie Wolfsfänge und Hundezähne anmuteten. Die Explosionen hörten nicht auf, der Verkehr kam nicht vorwärts. Gao Yang betete leise: Herr im Himmel, hilf mir, daß meine Reifen das heil überstehen.
    Am Ende des Abstiegs stießen sie auf eine Asphaltstraße, die von Ost nach West führte. An der Einmündung standen rote und grüne Lampen, die von Männern bewacht wurden, die graue Uniformen und Schirmmützen trugen. Auch diese Straße war voller Fahrzeuge, die Knoblauch transportierten. Weitere näherten sich von Süden her. Von Onkel Vier erfuhr Gao Yang, daß das neue Kühlhaus im Osten lag. Es war also kein Wunder, daß alle Fahrzeuge, die in die Asphaltstraße einbogen, nach Osten strebten.
    Sie quetschten sich in den Verkehrsstrom hinein, aber nach einigen hundert Metern ging es nicht mehr weiter. Männer in grauer Uniform, eine schwarze Ledertasche unter dem Arm, kamen auf sie zu. Die Plaketten auf ihrer Brust verrieten, daß sie Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes waren.
    Aus früheren Erfahrungen wußte Gao Yang, daß das Straßenverkehrsamt sich nur mit Motorfahrzeugen befaßte. Deshalb fühlte er sich nicht angesprochen, als sich ein junger Verkehrskontrolleur vor ihm aufbaute, die schwarze Ledertasche in der Hand. In der Annahme, daß sie nichts miteinander zu tun hatten, hatte Gao Yang sogar ein nichtssagendes Lächeln für den jungen Kerl übrig, der durch seine graue Uniform eine würdevolle Strenge ausstrahlte.
    Der Kontrolleur füllte mit seinem Kugelschreiber einen weißen Zettel aus und überreichte ihn Gao Yang. »Das macht einen Yüan.«
    Gao Yang riß erstaunt die

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