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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Lache. Seine Zungenspitze, der der widerlich salzige Blutgeschmack schon vertraut war, ertastete zwei eiskalte Lippen. In seinem Kopf öffnete sich erneut ein Spalt. Zwischen den hoch aufgeschossenen Sonnenblumen im Hof der Gemeindeverwaltung stand das dattelbraune Fohlen und blickte aus kristallklaren Augen zu ihm herüber. Er erschrak und ging taumelnd darauf zu. Die Gesichter der Sonnenblumen drehten sich ihm entgegen und schienen ihn sorgenvoll zu betrachten. Mit wärmender Sorge. Die Sonne strahlte. Er griff nach einem starken, knotigen Sonnenblumenstengel und fühlte den schweren Kopf der Sonnenblume über seinem Kopf beben. Als er das Gesicht hob, um sie anzusehen, stach ihn die Sonne wie mit spitzen Nadeln in die Augen. Er riß ein Sonnenblumenblatt ab und drehte daraus zwei Röllchen, die er sich in die Nasenlöcher stopfte. Das heiße Blut überschwemmte seine Nasenhöhle. Sein Kopf schwoll an. Ein salziger Geschmack breitete sich in seinem Mund aus, und er begriff, daß ihm das Blut in die Kehle rann. Alle Körperöffnungen sind miteinander verbunden.
    Er hätte am liebsten die grüne Tür kaputtgeschlagen, aber ihm fehlte die Kraft. Die mehr als fünfzig Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die für die Bewässerung zuständig waren, für Frauenfragen, für die Geburtenkontrolle, für die Steuererhebung oder für die Weiterleitung von Berichten, Arbeiter und Beamte, die gerade Alkohol tranken, Fleisch aßen, Tee schlürften oder rauchten, sie alle, so bildete Gao Ma sich ein, schauten teilnahmslos zu, wie er mit unsicheren Schritten, ein schwankender Grashalm, ein geprügelter Hund, den Hof der Gemeindeverwaltung verließ. Er lehnte sich schwer atmend an den steinernen Torpfeiler und wischte seine blutige Hand am rotweiß lackierten Behördenschild ab. Als seine Hand darüberfuhr, erhielt er von hinten einen Tritt.
    Es war der Pförtner, ein junger Mann in buntkariertem Hemd, der auf ihn einschimpfte:
    »Idiot! Wo schmierst du dein Hundeblut hin? Idiot! Ist das der Platz für dein Hundeblut?«
    Gao Ma verstand ihn nur halb. Er wich einen Schritt zurück und betrachtete die rote Schrift auf dem länglichen weißen Holzschild. Ihm war klar, daß es sich wirklich nicht gehörte, dieses Schild mit Blut zu beschmieren, aber in seinem Bauch brannte eine ungeheure Wut. Er sammelte einen Mund voll blutiger Spucke und zielte nach dem karierten Hemd. Der Pförtner hatte einen kräftigen Körper und bewegte sich so schnell wie jemand, der Kampfsport betreibt. Mit einem leichten Sprung wich er aus und ging dann mit erhobenen Fäusten auf ihn los.
    Gao Ma sammelte noch einen Mund voll blutiger Spucke und zielte auf das magere, lange Gesicht.
    »Li Tie, was tust du?« rief eine strenge Stimme im Hof der Gemeindeverwaltung. Der Karierte ließ folgsam die Arme sinken.
    Gao Ma spuckte auf den Boden und ging weg, ohne sich um den Karierten zu kümmern. Die Asphaltstraße, die zur Kreisstadt führte, breitete sich in blauem Glanz vor ihm aus. Am Straßenrand saß ein uralter Melonenverkäufer, dessen Augen wie Irrlichter glänzten.
    Beim Versuch, den Straßengraben zu überqueren, rutschte Gao Ma aus und fiel in den mit Schlingpflanzen überwucherten Graben. Er sah hinauf zum gar nicht hohen Grabenrand und erkannte mit Schrecken, daß er nicht mehr in der Lage war, wie ein Mensch aufrecht zu gehen. Er konnte nur noch wie ein Hund auf allen vieren kriechen. Also kroch er los wie ein Hund. Die Strecke war endlos lang und mühselig. Der Kopf wurde ihm so schwer, als wollte er abfallen und in den Graben rollen. Dornen zerstachen seine Hände. Sein Rücken fühlte sich an wie von unzähligen giftigen Stacheln gepikt.
    Er schob sich an den Grabenrand, richtete sich auf und drehte sich wütend nach den Giftstacheln um. Das einzige, was er sah, war der Karierte, der einen Eimer mit Wasser trug, in den er einen Lappen eintauchte, um das frische Blut vom Behördenschild abzuwaschen. Der alte Melonenverkäufer am Straßenrand, dessen Augen wie Irrlichter geleuchtet hatten, kehrte ihm den Rücken zu und rief seine Ware aus: »Wassermelonen! Unvergleichlich frische Wassermelonen!«
    Die schrille Stimme des Melonenverkäufers tat ihm körperlich weh. Er hatte nur noch den Wunsch, zu Hause zu sein, auf seinem Ofenbett zu liegen und sich so wenig zu bewegen wie ein Toter.
    Die Tür ging auf. Er versuchte sich aufzusetzen, aber sein Kopf war so schwer, daß er sich nicht rühren konnte. Nur die Augen bekam er auf. Die Frau seines Nachbarn

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