Die Knoblauchrevolte
Ma eintrat, starrte er ihn, ohne seinen Gruß zu erwidern, aus trüben Augen an.
»Assistent Yang«, sagte Gao Ma, »Fang Yünqiu verstößt gegen das Ehegesetz. Er will seine Tochter zwingen, Liu Shengli zu heiraten. Weil Jinjü nicht einverstanden war, hat er sie mit seiner Pfeife am Kopf verletzt.«
Der Zivilassistent stellte die Teetasse auf den viereckigen Tisch neben dem Sofa und lächelte kalt.
»Gao Ma, was hast du mit Jinjü zu schaffen?«
Gao Ma zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Sie ist meine künftige Frau.«
»Soviel ich weiß«, erwiderte der Zivilassistent, »ist Jinjü die künftige Frau von Liu Shengli.«
»Nur gezwungenermaßen. Jinjü ist damit nicht einverstanden.«
»Du hast mit der Sache nichts zu tun«, sagte der Zivilassistent, »wenn Jinjü kommt und Klage erhebt, dann kümmere ich mich darum.«
»Ihr Vater hat sie im Haus eingeschlossen.«
»Geh, geh, geh.« Der Zivilassistent wedelte mit der Hand, als wollte er eine Fliege verscheuchen. »Ich habe keine Zeit, mit dir herumzuquatschen.«
Gao Ma wollte noch etwas erwidern, als sich ein Mann mittleren Alters mit gekrümmtem Rücken hereinschlich. Sein Gesicht war weiß, die Lippen violett, als hätte er gerade eine schwere Krankheit überstanden. Gao Ma trat zur Seite und sah, wie der Mann seiner schwarzen Kunstledermappe eine Flasche Branntwein und eine Fischkonserve entnahm und sie mit der Bemerkung auf den Tisch stellte: »Onkel Acht, ich habe gehört, daß es bei der Familie Fang Ärger gibt.« Der Zivilassistent schenkte den Worten seines Neffen keine Beachtung, baute sich vor Gao Ma auf, zeigte mit der Hand auf seinen Kopf und fragte ihn: »Was ist mit deinem Kopf passiert?«
Die Wunde an Gao Mas Kopf hatte sich geschlossen, aber der Schmerz kehrte zurück. Der ganze Schädel war wie betäubt, und in seinen Ohren rauschte es. Er erwiderte – und seine Stimme kam ihm verändert vor, spitz und fein, wie die Stimme einer Frau –: »Ich bin hingefallen, ich habe mich gestoßen.«
»Du hast doch nicht etwa Prügel bezogen?« fragte der Assistent lächelnd.
»Nein«, sagte Gao Ma.
»Die Brüder Fang sind Schlappschwänze.« Aus dem Lächeln des Zivilassistenten wurde eine Teufelsfratze, die böse zischte: »Wenn ich es wäre, ich hätte dir die Hundebeine gebrochen und dich den ganzen Weg nach Hause kriechen lassen.«
Die Speicheltröpfchen des Assistenten besprühten Gao Mas Gesicht. Als er sich die Haut abwischte, drängte ihn der Assistent mit der Schulter hinaus und knallte die Tür zu. Gao Ma stolperte auf der Zementtreppe und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Er lehnte sich an die Wand, ihm war schwindlig, alles drehte sich. Nach einer Weile ließ der Schwindel nach. Er konnte die grüne Eingangstür deutlich erkennen. Ihm war, als wäre sein Kopf zugekleistert und es öffnete sich langsam ein Spalt darin. Er strengte sich an, diesen Spalt zu vergrößern, er bemühte sich, er mühte sich, bis es in seinen Ohren dröhnte und der Spalt sich wieder schloß. Alles außerhalb seines Körpers war wesenlos. Eine warme Flüssigkeit löste sich von seiner Schädeldecke, sackte tiefer, sammelte sich in der Nase und sackte weiter. Er wollte sie aufhalten, aber er hatte keine Kontrolle darüber. Die Flüssigkeit spritzte aus seinen Nasenlöchern. Sie füllte seinen Mund und hatte einen widerwärtigen, salzigen Geschmack. Er senkte den Kopf. Rote Blutstropfen fielen auf die blassen Zementstufen.
4
Gao Ma lag auf seinem Ofenbett. Er fühlte sich stark benommen. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, und er konnte sich nicht daran erinnern, wie er von der Gemeindeverwaltung nach Hause zurückgefunden hatte. Das einzige, woran er sich noch erinnerte, war das Bild, wie das frische rote Blut aus seiner Nase völlig geräuschlos auf die weißen Zementstufen tropfte. Runde Blutsperlen tropften auf die weiße Treppe. Sie schlugen auf und zerspritzten, rote Blutkugeln, die wie kleine rote Kirschen auf die Zementstufen fielen und zerplatzten. Der kränklich wirkende Mann mittleren Alters stand in der grünen Tür und murmelte etwas. Der Klang seiner Stimme schien aus großer Entfernung zu kommen.
Am Anfang beobachtete Gao Ma sogar mit einem gewissen Wohlgefallen, wie die Blutsperlen auf den Stufen aufschlugen und zersprangen. Die Perlen bildeten Ketten. Die Wärme seines ganzen Körpers schien sich auf einen Punkt zu konzentrieren und durch seine Nase hinauszuströmen. Auf der Treppe bildete sich eine große
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