Die Knoblauchrevolte
Gao Yangs Magen in Aufruhr, und ein Gefühl von Zorn auf Mutter und Tochter stieg in ihm auf: Sie hätten mir wenigstens etwas anbieten können, obwohl ich es natürlich abgelehnt hätte.
Wann hatte das Würgen des pferdegesichtigen jungen Mannes aufgehört? Der genaue Zeitpunkt war Gao Yang entgangen, da er auf Jinjü geachtet hatte.
Der Körper des pferdegesichtigen jungen Mannes war am Baum heruntergerutscht. Er saß jetzt auf den Wurzeln. Sein Kopf hing herunter, sein Oberkörper war vornübergekrümmt, als ob er niederknien und Kotau machen wollte.
Die beiden Frauen hatten wieder angefangen, laut zu weinen. So eine Wassermelone gibt Kraft, dachte Gao Yang, doch dann sah er, daß sie von der Melone so gut wie nichts gegessen hatten. Jinjü hielt den Kopf von Tante Vier in den Armen und schluchzte so heftig, daß ihr ganzer Körper zitterte.
»Jinjü, mein armes Kind, ich hätte dich nicht schlagen dürfen, ich mache dir keine Vorschriften mehr. Geh zu Gao Ma und werde glücklich mit ihm.«
Die beiden Lastautos, die so hoch mit Möbeln beladen waren, daß sie fast auf den Achsen saßen, setzten sich schaukelnd in Bewegung.
Die Polizisten waren mit dem Essen fertig und kamen laut redend herüber. Als Gao Yang ihre schweren Schritte hörte, war ihm sofort wieder mulmig zumute.
Quietschend und ächzend näherte sich der erste Wagen. In seinen Fenstern spiegelten sich die goldenen Strahlen der Abendsonne. Der Fahrer hatte ein breites, rotes Gesicht.
Was dann passierte, vergaß Gao Yang sein Lebtag nicht mehr.
Der Weg, der über den Hof der Gemeindeverwaltung führte, war nicht breit. Mag sein, daß der Fahrer zuviel getrunken hatte, vielleicht war auch der Kopf des pferdegesichtigen jungen Mannes zu lang, oder es war ihm einfach vorherbestimmt: Als der mit Möbeln vollbeladene Wagen den pferdegesichtigen jungen Mann passierte, traf ihn ein über die Karosserie hinausragendes Winkeleisen am Kopf. Es riß ein großes Loch in seinen Schädel, das zunächst weiß aussah, ehe schwarzes Blut hervorsprudelte. Der junge Mann stöhnte kurz. Sein Körper fiel nach vorne, und obwohl sein Kopf sehr lang war, erreichte er den Boden nicht, da die hinter dem Baum gefesselten Arme seinen Körper festhielten. Sein Blut klatschte auf die Straße.
Die Polizisten erstarrten.
Der alte Zheng schrie den rotgesichtigen Fahrer an: »Du Scheißkerl, du Schweinehund!«
Der stotternde Polizist zog sofort seine Uniformjacke aus und wickelte sie dem pferdegesichtigen jungen Mann um den Kopf.
Viertes Kapitel
Knoblauch in die schwarze Erde,
Ingwer in den Sand.
Weidenzweige für tiefe Körbe,
Wachsrohr für Körbe mit Rand.
Knoblauchsprossen, grün und weiß,
gehören zu Fisch und Fleisch.
Knoblauch, der schwarz und verfault ist,
ergibt noch nicht mal guten Mist.
Aus einem Lied, das Zhang Kou den Beamten der
Kreisverwaltung vortrug, als der Knoblauch keinen Absatz fand.
1
Onkel Vier schwang seine langstielige Tabakspfeife mit dem glühendheißen Messingkopf und hieb sie seiner Tochter auf den Kopf. Sie hörte es krachen. Der stechende Schmerz, ihre Wut und Empörung ließen sie etwas tun, was nicht ihrem Alter entsprach. Sie stampfte mit den Füßen auf wie ein verzogenes Kind und kippte die Wasserschalen auf dem Eßtisch um.
»Du hast mich geschlagen«, schrie sie, »du hast mich geschlagen!«
»Du hast es verdient«, erwiderte Tante Vier zornig, »ein so unanständiges Ding wie dich müßte man eigentlich totschlagen.«
»Unanständig bist du«, schrie Jinjü, »ihr seid Verbrecher!«
»Jinjü«, sagte der Ältere Bruder streng, »sprich nicht in diesem Ton mit unserer Mutter.«
Jinjüs Brüder hatten Gao Ma niedergeschlagen. Sie standen aufrecht im flackernden Licht der Petroleumlampe, und ihre Gestalten wirkten riesenhaft. Jinjü spürte etwas Heißes auf der Stirn. Sie faßte mit der Hand hin, und ihre Handfläche war voll Blut. »Ah«, schrie sie laut, »ich bin verletzt.«
Der Ältere Bruder bewegte sich schwankend im Lampenlicht. Das Schwanken rührte von seinem verkümmerten Bein her. »Die erste Kindespflicht heißt, Vater und Mutter zu gehorchen«, sagte er.
Jinjü spuckte auf den Boden: »Ich gehorche nicht, ich gehorche nicht. Ich lasse mich nicht verschachern, damit du eine Frau bekommst.«
»Sie braucht noch mehr Schläge!« rief der zweite Bruder. »Verwöhntes Ding.«
Jinjü warf eine Schüssel nach ihm und rief: »Schlag mich doch, du Rohling, schlag mich nur!«
»Bist du verrückt geworden?« Onkel
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