Die Knoblauchrevolte
langsamer wurde es, um in grauen Streifen auf seinen Beinen zu enden. Er fühlte sich wie neu geboren. Sein Kopf war klar wie nie zuvor. Diese Bewässerung seines Schädels war für ihn das größte Glückserlebnis, das ihm je widerfahren war. Er betrachtete den schönen Mund der Polizistin mit Dankbarkeit. Aber sie beließ es bei den zwei Wassergüssen, nahm den Eimer auf und ging weiter zu dem pferdegesichtigen jungen Mann. Dessen Gesicht war blaß, ein Auge zugeschwollen, ein Auge offen. Er verzog den Mund und begrüßte die Polizistin mit einem kalten Lächeln. Das schien sie zu beleidigen. Sie hob die Kelle und schleuderte ihm das Wasser mit aller Kraft in das blasse, lange Gesicht. Reflexartig hob er die Schultern und zog den Hals ein. Das sah sehr komisch aus.
»Na, wie findest du das?« fragte die Polizistin grimmig. Der junge Mann schüttelte den Kopf und sagte, immer noch kalt lächelnd: »Schön kühl und angenehm.«
Die Polizistin schöpfte wie rasend eine Kelle nach der anderen und schleuderte ihm das Wasser ins Gesicht: »Hier hast du schön kühl, hier hast du angenehm!«
Der pferdegesichtige junge Mann wand sich in den Hüften, zappelte mit den Füßen, warf den Kopf hin und her und schrie mit schriller Stimme: »Schön kühl und angenehm, schön kühl und angenehm …«
Die Polizistin warf die Kelle weg und hob den Eimer, um dem jungen Mann das restliche Wasser über den Kopf zu kippen. Aber auch damit hatte sie ihrem Ärger noch nicht genug Luft verschafft. Sie schlug dem jungen Mann mehrmals den Eimer auf den Kopf, als ob sie die letzten Wassertropfen herausschütteln wollte. Dann warf sie den Eimer weg und stemmte die Arme in die Hüften. Ihr Busen wogte, ihr Atem ging schwer. Die Eimerschläge auf den Kopf des jungen Mannes hatten ein dumpfes, feuchtes Geräusch hervorgebracht, das Gao Yang durch und durch ging.
Der pferdegesichtige junge Mann lehnte den langen Kopf an den Baumstamm und keuchte. Sein Gesicht schwoll plötzlich an und verfärbte sich dunkelrot. In seinem Magen gluckerte es, er streckte den Hals vor, so daß sich die Sehnen deutlich abzeichneten. Er versuchte, den Mund geschlossen zu halten, seine Gesichtsmuskeln arbeiteten, aber die Anstrengung war zu groß, und er riß den Mund weit auf. Ein Schwall schmutziger Flüssigkeit schoß hervor und klatschte der Polizistin, die nicht ausweichen konnte, mitten auf die Brust.
Sie schrie auf und fuhr zurück.
Der junge Mann war so mit Erbrechen beschäftigt, daß er gar nicht auf die Polizistin achtete.
Der alte Zheng blickte auf seine Uhr und sagte: »Hör auf, kleine Sung. Zeit zum Essen. Nach dem Essen machen wir Meldung.«
Zhu hob den Eimer und die Kelle auf und folgte Anni Sung und dem alten Zheng.
4
Gao Yang hörte, wie Zhu von seinem Büro aus das Restaurant anrief und Teigtaschen bestellte. Sofort wurde ihm übel. Er biß die Zähne zusammen und machte sich Sorgen, daß er die drei Flaschen Wasser, die ihm so gut getan hatten, gleich wieder von sich geben würde.
Der junge Mann mit dem Pferdegesicht würgte immer noch.
Aber er hatte nichts mehr im Magen. An seinen Mundwinkeln trockneten Fäden von Blut und Speichel. Gao Yang spürte Mitleid für diesen sturen Kerl.
Die Sonne stand tief im Westen und stach nicht mehr so. Gao Yangs Glieder waren nicht mehr durch und durch taub. Es ging ihm viel besser.
Später kam Wind auf, der kühlend vorbeistrich. Sein Kopf, der von der Sonne verbrannt und vom Wasser abgekühlt worden war, fühlte sich noch etwas betäubt und geschwollen an, aber alles in allem ging es ihm gar nicht so schlecht. Ihm war sogar nach Reden zumute, aber der pferdegesichtige junge Mann würgte nach wie vor. Das störte Gao Yang, und er drehte ihm den Kopf zu und fragte: »He, Kumpel, kannst du das nicht mal bleibenlassen?«
Der Angesprochene würgte hilflos weiter.
Vor der Gemeindeverwaltung parkten zwei Lastwagen und ein blauer Kleinbus. Lärmend belud eine Schar von Menschen die Autos. Einige trugen Kisten, andere Schränke und wieder andere Tische, Stühle und Bänke. An den Lastwagen standen Leute, die kommandierten. Vermutlich der Umzug eines hohen Funktionärs. Mit starrem Blick schaute Gao Yang lange hin. Die Menge des Hausrats, die verladen wurde, empörte ihn, so daß er schließlich den Kopf abwandte.
Tante Vier gab keinen Ton von sich. Sie kniete auf dem Boden und ließ den Kopf hängen. Ihre Haare berührten den Boden. In ihrer Kehle rasselte es leise, als ob sie eingeschlafen wäre. Vor
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